Flechten (Technik)

Flechten (Technik)
Geflochtene Zöpfe mit unterschiedlicher Fadenzahl
Flechten mit drei Fäden
Archäologischer Korbfund
Flechten an einem Rattanstuhl
Geflochtenes 6-Eckmuster bei einem Reisstrohhut

Die Tätigkeit flechten ist das regelmäßige Ineinanderschlingen mehrerer Stränge aus biegsamem Material. Der Unterschied zum Weben liegt darin, dass beim Flechten die Fäden nicht rechtwinklig zugeführt werden.

Inhaltsverzeichnis

Einsatzbereiche

Zum Flechten eignen sich viele Materialien, daher findet diese Methode in sehr unterschiedlichen Bereichen Verwendung. Flechten kann sowohl per Hand als auch maschinell erfolgen. Zur Erklärung sind einige Beispiele hier genannt:

  • das Flechten von Haaren zu einem Zopf
  • das Ineinanderschlingen von Teigsträngen etwa beim Hefezopf oder der Brezel
  • Herstellung von sog. 3D-Geflechten mit variabler Querschnittskontur wie bei Plattings und Scoubidous
  • maschinelles Flechten von mehreren Fäden zu Schnüren oder Litzen, wobei man üblicherweise
    • bei einer geradzahligen Anzahl von Fäden von einem Rundgeflecht oder einer Schnur
    • bei ungeradzahligen von einem Flachgeflecht oder einer Litze spricht. (siehe Flechtmaschine) Aus isolierten Kupferlitzen werden 4- und mehrpolige Kabel, aus nichtisolierten besonders flexible Litzenkabel, flache Entlötlitze und aus Stahldraht sich auf Zug verengende Ziehstrümpfe gefertigt.
  • das Korbflechten und das Flechten von Matten, also das Herstellen von Flechtwerk durch Ineinanderschlingen von biegsamem Material vor allem von Bast, Weide, Reisig, Rattan, Binsen. Diese Unterbedeutung umfasst auch das rechteckige Verflechten, etwa wenn Binsenmatten oder Weidenzäune hergestellt wurden.

Durch Flechten werden nicht nur komplizierte Gebilde hergestellt, sondern auch technisch anspruchsvolle Produkte, wie z.B. Drahtseile. Hier wird mit Hilfe einer Flechtformel die Herstellung geplant und die Qualität sichergestellt.

Als Volkstanz gibt es den so genannten Bandltanz, wobei die Tänzer jeweils ein Band halten und gegenläufig um einen Baum oder eine Stange tanzen und so die oben befestigten Bänder um diesen Baum flechten.

Typisch für Bugholzstühle von Thonet ist die geflochtene Sitzfläche aus Wiener Geflecht, auch Achteck- oder Wabengeflecht genannt. Dünne etwa 2,5 mm breite Rattanstreifen laufen gespannt in 4 Richtungen (alle 45°) und sind in den senkrechten Bohrungen des Rahmens verknotet.

Geschichte

Die Geschichte der Flechtkunst reicht bis in die Urzeiten der Menschheit zurück. Sie für eines der ältesten Handwerke zu halten, begründet sich darin, dass bei ihr außer den Händen fast kein Werkzeug gebraucht wird.

Außerdem bestand bereits in der Zeit der Jäger und Sammler der Bedarf, z.B. gesammelte Früchte, Nüsse etc. zu transportieren und aufzubewahren. Hierfür eigneten sich, neben Fellbeuteln oder ausgehöhlten Pflanzen wie Kürbissen, aus Binsen, Bast und ähnlichem Material geflochtene Körbe und Tragetaschen.

Bastreste von Linde und Eiche stellen die häufigsten Funde von jungsteinzeitlichen Faserresten dar. Die langen Fasern dieser Baumarten dienten als Werkstoff zur Herstellung von Körben, Matten und Schnüren. Die derzeit bekanntesten Beispiele dürften Umhang und Schuhwerk des Mannes vom Hauslabjoch, vulgoÖtzi“, sein.

So entsteht durch uralte Handwerkstechnik mit jedem Flechtobjekt ein unverwechselbares Einzelstück.

Siehe auch

Literatur

  • Bruce W. Miller, Jim Widess: Das Buch vom Stuhlgeflecht: Bespannungen restaurieren. Rohr- Binsen- Holzspan- Rohleder- Papierflechtschnur und Korbmöbel, Verlag Vincentz Network GmbH & Co KG, 2005, ISBN 3-8787-0572-7,
  • Susie Vaughan: Einfach Korbflechten, Verlag Ökobuch, 2005, ISBN 3-9368-9614-3
  • Hilary Burns: Weiden, Binsen, Peddigrohr: Flechten mit Naturmaterialien, Haupt Verlag AG, 2000, ISBN 3-2580-6045-2

Weblinks

 Commons: Braids – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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