Kutter (Schiffstyp)

Kutter (Schiffstyp)
Darstellung aus dem 18. Jahrhundert
Gaffelkutter aus den 1930er Jahren
Segelkutter
Auftakeln zur Marinekutter-Regatta der Kieler Woche 2003
Krabbenkutter
Fischkutter in der Jachtwerft Berlin, 1950
"High Endurance Cutter" (WHEC) USCGC Hamilton (1967 in Dienst gestellt)

Als Kutter (Lehnwort aus dem Englischen: cutter, von: to cut = schneiden) werden verschiedene Boote und kleinere Schiffe bezeichnet. Kennzeichen des Kutters ist seine Rumpfform mit scharfem, (fast) senkrechtem Vorsteven und deutlicher Verjüngung an Bug und Heck. Dieser Linienriss ermöglicht eine relativ hohe Geschwindigkeit trotz der typischen gedrungenen Form.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Kutter entstand erst gegen Mitte des 18. Jahrhunderts. Im Vergleich zu älteren Schiffstypen war das Vorschiff wesentlich schnittiger ausgeführt und deshalb schneller. Gleichzeitig konnte es aber auch eine für die Fahrzeuggröße verhältnismäßig große Ladung transportieren. Diese Kombination von Ladevermögen und Geschwindigkeit machte es für kostbare Ladung attraktiv. Eine weitere Besonderheit stellte die geklinkerte Beplankung des Rumpfes dar. Zu jener Zeit war eigentlich bei modernen Fahrzeugen die Kraweelbeplankung üblicher. Für die Küstenbevölkerung der Entstehungszeit, die bis dahin eher nur plumpe Kähne kannte, erschien der Kutter aber als echter Fortschritt. Kutter wurden zunächst mit allen möglichen Segeln, sogar mit Rahsegeln, gefahren und waren in ihren Rumpflängen zwischen 10 und 25 Meter groß.

Zusätzlich zu seiner besonderen Rumpfform kam die Riggung mit nur einem Mast, an dem als Großsegel ein Gaffelsegel und darüber vor dem Mast weitere Rahsegel gefahren wurden.

Die Schratbesegelung, die heute als „Kuttertakelung“ oder „Kutterbesegelung“ bezeichnet wird, war zur Entstehungszeit des Schiffstypes noch nicht die Regel. Sie setzte sich durch, als sich zeigte, dass die Schratbesegelung einer Rahbesegelung in ihren Segelleistungen überlegen ist und weniger Personal zur Bedienung erfordert. Zu der Zeit kamen dann schon noch schnittigere Rümpfe auf, die den Kutter als Rumpfform zum Teil ablösten.

Gegenwart

Erhalten geblieben ist der Kutter in seiner Rumpfform als robustes, seetüchtiges Beiboot in Rumpflängen von ca. 2,5 bis zu 12 Metern. Da in den Tagen vor der Motorisierung von Booten und Schiffen gerade auch größere Beiboote nicht nur gerudert, sondern auch gesegelt wurden, übernahm man eine „gestutzte“ Schonerbesegelung auf die Kutter, da diese sich leichter und schneller auf- und abtakeln ließ als eine Rahbesegelung. Auch ist, wie oben bereits festgestellt, sie in ihrer Segelleistung und Anforderung an die Mannschaft deutlich überlegen – ein Schratsegelkutter kann auch als größeres Boot im Notfall von einem Mann alleine bedient werden, auch ein kleiner Rahsegelkutter benötigt immer mindestens vier Mann.

Aktuell erlebt der Kutter und die entsprechende Schratbetakelung eine Renaissance. Gerade die Einhand-Weltumsegler sind darauf angewiesen, ihre Segelfläche mit wenig Aufwand beherrschen zu können. Schnelle Rennyachten mit wenig Crew sind seit dem letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts Slupbetakelt, einer direkten Weiterentwicklung der Schratbetakelung eines Kutters.

Typen

  • Als Segelkutter sind heute Kutter typischerweise mit einem Mast und zwei oder drei Vorsegeln (Kuttertakelung) ausgestattet. Wenn das Großsegel als Gaffelsegel geführt wird, wird der Kutter als „Gaffelkutter“ bezeichnet (z. B. Le Renard).
  • In mehreren Marinen der Segelschiffära gab es mit einigen (bis zu zehn) Kanonen bzw. Karronaden bewaffnete Kutter, die als Kriegskutter gelistet waren. Sie führten ein Gaffel-Großsegel und mehrere Rahsegel am Mast sowie etliche Vorsegel. Die komplizierte Riggung erforderte eine größere Besatzung, die nur bei bewaffneten Einheiten verfügbar war. Sie wurden für Patrouillenfahrten, Kurier- und Vorpostendienste sowie als Zollschiffe, manchmal auch als Kaperschiffe verwendet. (z. B. Le Renard). Die Riggung mit nur einem Mast ließ die Kriegskutter bei dessen Ausfall im Gegensatz zu Mehrmastern völlig manövrierunfähig werden; daher wurden diese Schiffe alsbald abgelöst oder in nachgeordnete Dienste verdrängt.
  • Fischkutter oder auch Krabbenkutter sind im Gegensatz zu Trawlern kleinere Motorschiffe für die Küstenfischerei und die kleine Hochseefischerei. Es werden Baumkurrenkutter und Hochseekutter (mit einer Länge von mehr als 24 m über alles) eingesetzt. Der Name ist bei diesen motorisierten Booten lediglich aufgrund der verwendeten Rumpfform erhalten blieben.
  • Kriegsfischkutter (KFK) waren im Zweiten Weltkrieg schlanke Fischkutter von 24 m Länge, die auch als Vorpostenboote nutzbar waren. Einige von Ihnen laufen heute noch als Angelkutter an der deutschen Ostseeküste.

US Coast Guard Cutter

Die größten Kutter der Welt sind bei der US Coast Guard in Gebrauch, die Schiffe in Betrieb hat, die über 150 m Länge erreichen können und nicht nur „Cutter“ (en. und am. für „Kutter“) genannt werden, sondern in ihrer Rumpfform die Formen des klassischen Kutterrumpfes in ausgelängter Weise übernommen und weitergeführt haben. Gesegelt werden diese allerdings nicht mehr und sehen an Deck auch eher aus wie moderne Kriegsschiffe (auch wenn sie keine sind).

Es ist zu beachten, dass die US Coast Guard (fast) jedes ihrer Wasserfahrzeuge „Cutter“ nennt, obwohl nur die wenigsten solche sind. Dies kommt daher, dass die US Coast Guard ihre Arbeit bei Gründung mit (gesegelten) Kuttern aufnahm und die Bezeichnung traditionell beibehalten wurde. Auch und gerade weil der Kutter als solcher in anderen Bereichen verdrängt wurde, ist „Cutter“ (als Wasserfahrzeug) im US-amerikanischen inzwischen zum Synonym für „Fahrzeug der Küstenwache“ geworden, selbst wenn dieser „Kutter“ z. B. ein Eisbrecher (und damit definitiv im Rumpf kein Kutter mehr) sein sollte.

Weblinks

 Commons: Kutter (Segelboote) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Commons: Cutters (sailing) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary Wiktionary: Kutter – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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