fischertechnik

fischertechnik
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Bild eines mit fischertechnik gebauten fahrbaren Bergungsroboters
Kramkiste mit klassischen fischertechnik-Elementen

fischertechnik ist ein Konstruktions-Baukastensystem für Kinder, für den schulischen Unterricht, die technische Aus- und Weiterbildung sowie die Forschung und Entwicklung. Die Baukästen bestehen aus Grundbausteinen aus Kunststoffen und einer Vielzahl von Bauelementen wie Achsen, Getrieben, Motoren, Statikteilen, Zahnrädern oder Sensoren. Das Sortiment ist in sechs Reihen gegliedert und umfasst 41 Baukästen und Ergänzungssets.

Die Konstruktions-Baukästen werden von der fischertechnik GmbH entwickelt, hergestellt und vertrieben. Produziert werden die Baukästen in Waldachtal, dem Hauptsitz der Unternehmensgruppe fischer. Die Unternehmensgruppe umfasst vier Geschäftsbereiche: fischer Befestigungssysteme, fischer automotive systems, fischertechnik sowie die fischer Prozessberatung.

Inhaltsverzeichnis

Aufbau des Systems

Der graue Grundbaustein (30 mm lang)
Die Bausteine werden durch das Nut-Feder-System miteinander verbunden

Das fischertechnik-System beruht auf einem Baustein, an den an allen sechs Seiten angebaut werden kann. Er hat dazu an einem Ende einen Zapfen, der in die Nuten an den Längsseiten und der dem Zapfen gegenüberliegenden Seite geschoben werden kann. Durch diese patentierte Anbaubarkeit an allen sechs Seiten und die Möglichkeit, die Bausteine in den Nuten der Längsseiten beliebig gegeneinander zu verschieben, ist das System auch über das Grundraster von 15 Millimeter hinaus sehr flexibel.

Das System soll spielerisch technische Sachverhalte vermitteln. Lange stand vor allem die Funktion der Modelle im Mittelpunkt. Die Grundbausteine sowie die Statikteile wurden aus grauem, besondere Bausteine wie Winkelsteine und Bauplatten aus rotem Granulat gefertigt. Anfang der 80er-Jahre kamen blaue und gelbe Bauelemente hinzu. 1989 wurde ein neues Farbkonzept eingeführt: Die Grundbausteine sind nun schwarz (seit 2006 beim Baukasten ADVANCED Automobile rot und seit 2009 beim Baukasten Big Bulldozer gelb) und die Statikteile gelb (bei einigen Modellen seit der Jahrtausendwende auch schwarz oder rot). Rote Teile blieben rot.[1]

Grundbaustein und Strebe in „klassischer“ (links) und neuer Farbgebung (rechts)

Die Bausteine werden in der Regel in thematisch orientierten Baukästen angeboten. Da das 15-Millimeter-Raster aller Bauelemente unverändert beibehalten wurde, sind die Bausteine aller Baukästen weitgehend kompatibel.

Elektronikbausteine (auch Silberlinge genannt): Gleichrichter, Relais und Verstärker sowie steckbare Glühlämpchen (auch Telefonlämpchen genannt) und Verbinder

Als Systemkomponenten sind oder waren verfügbar:

  • Bausteine: Grundbausteine, Verbindungselemente, Räder
  • Antriebstechnik: Motoren, Getriebesätze, Zahnräder, Antriebsschnecken, Zahnstangen
  • Statikbausteine: Winkel- und U-Träger sowie Streben für den Windverband
  • Elektromechanik: Schalter, Lampen, Elektromagnete
  • Elektronik: Foto- oder Tastsensoren, Differenzverstärker, Schaltstufen, Digitalbausteine
  • Optik: Linsen, Lichtleiter, Spiegel (bis 1980er-Jahre)
  • Pneumatik: Kompressor, Ventile, Kolben
  • Computing: Controller, Software, Sensoren

Geschichte des Systems

1965–1969

fischertechnik wurde 1964 ursprünglich als Weihnachtsgeschenk für die Kinder von Geschäftspartnern entwickelt. Auf Grund der guten Resonanz wurde 1965 die Entscheidung getroffen, diese Erfindung als Baukastensystem auf dem Markt anzubieten. Die ersten 1000 Baukästen spendete der Erfinder Artur Fischer zu Weihnachten 1965 der Aktion Sorgenkind.

Im Frühjahr 1966 wurde fischertechnik am Markt eingeführt. Neben drei Grundkästen wurden fünf Ergänzungskästen angeboten. Die Grundfarbe der Verpackung war blau, der fischertechnik-Schriftzug darauf weiß und rot. Auf den Kästen waren spielende Kinder abgebildet. Diese ersten Kästen waren relativ groß, die einzelnen Bausteine lagen in einer tiefgezogenen Kunststoffeinlage, was den Kästen den Spitznamen „Pralinenpackung“ eintrug. Das neue Baukastensystem erhielt in Frankreich die Auszeichnung Meilleur Jouet 1966 ("bestes Spielzeug"), weitere Auszeichnungen folgten.

1967 wurde das Baukastensystem um Motor und Getriebe erweitert, zunächst mit Batteriekasten, etwas später mit Netzteil. Ein kleinerer Grundkasten ermöglichte einen preiswerteren Einstieg. Neue Zusatzkästen boten die Möglichkeit, weitere Elemente nachzukaufen. 1968 kam ein Elektromechanikbaukasten hinzu und im Folgejahr ein Elektronikbaukasten.

1970–1980

Die Statikbaukästen des Jahres 1970 ermöglichten den Bau größerer Modelle, wie Krane, Türme oder Brücken. Mit der neuen Produktlinie hobby sollten Erwachsene als neue Zielgruppe angesprochen werden. Die Kästen waren weitgehend baugleich mit der Serie von Baukästen für den Schulunterricht. 1972 erschienen Vorstufe-Kästen für Kinder im Kindergartenalter mit kleineren Rädern, die einfach an die Bauplatten gesteckt werden konnten, und Verkleidungsplatten, die leicht auf die normalen Bausteine geklippst werden konnten. Der 1974 aufgelegte hobbywelt-Kasten ermöglichte die Bearbeitung von Schaumpolystyrol (Styropor). Damit konnten die fischertechnik-Modelle in Landschaften integriert oder verkleidet werden. Im gleichen Jahr erschien ein Hubgetriebe, das die Funktion von Hydraulikzylindern nachbildete.

Teile aus dem Vorschulprogramm 2bis6

1976 wurde unter der Bezeichnung 2bis6 (später als 3bis6 bezeichnet) Baukästen für Vorschulkinder präsentiert. Damit kamen erstmals gelbe und blaue Bausteine sowie Spielfiguren ins Programm. Ab 1978 wurde das Programm durch Themenkästen ergänzt.

1981–1984

Ab 1981 änderten die Modelle durch rote, gelbe und blaue Bauelemente ihr Erscheinungsbild. Im gleichen Jahr erschien der Ergänzungskasten Pneumatik. Mittels Pneumatikzylindern und manuell zu bedienender Ventile ließen sich Modelle nun mit Druckluft steuern. Zur Drucklufterzeugung standen ein motorisierter Kleinkompressor sowie eine Handpumpe zur Auswahl. Später kamen Kompressoren aus fischertechnik-Elementen hinzu. Im Folgejahr erschienen mit Wasser befüllbare Zylinder, die so Hydraulikfunktionen nachbildeten. Zur Unterscheidung zu den blauen Pneumatikzylindern waren die Hydraulikzylinder grün.

1983 erschien eine 4-Kanal-Fernsteuerung. Diese war durch einen zweiten Empfänger auf acht Kanäle erweiterbar. Somit wurde die Fernsteuerung von Großmodellen ermöglicht.

Sieben der damals insgesamt 14 neuen fischertechnik-Baukästen thematisierten den Motorsport. Das Programm umfasste drei Rennwagen, Löschwagen, Einsatzwagen, Transportwagen, Boxenstand, Rettungshubschrauber und Rettungswagen. 1984 kamen die größten Baukästen auf den Markt, der große Turmdrehkran sowie der Containerkran.

1985–1988

fischertechnik Computing mit C64 Interface

Mit Computing, Trainings-Roboter und Plotter-Scanner stieg fischertechnik als erster Baukastenhersteller in das Computerzeitalter ein. Interfaces für alle damals gängigen Heimcomputer erschienen, darunter Apple II, Acorn und Commodore 64, später auch für Schneider, Atari ST und IBM-PCs. Programmiersprachen zum Ansteuern der Modelle waren u.a. GW-BASIC, Turbo Pascal und bei späteren Baukästen (1991) auch das hauseigene Programmierwerkzeug Lucky Logic.

1989–2003

Mit den neuen Baukästen der Junior und der Master Serie wurde die Farbgebung der Bausteine verändert: Die Grundbausteine wurden nun schwarz, die Statikteile gelb, die Winkelsteine blieben rot. Auch die elektromechanischen Bauteile wie Leuchten und Motoren wurden überarbeitet und die Stromversorgung (Batteriekästen und Transformatoren) modernisiert. Als Nachfolger des hobby-Programms wendeten sich die Profi-Kästen an Kinder ab zwölf Jahren. Sie hoben sich durch eine schwarze Farbgebung der Verpackung deutlich vom übrigen Programm ab.

Mit dem Baukasten I’m walking von 1994 wurde das Thema Bionik aufgenommen. Im Unterschied zum Bionic Robots, der Version von 2001, beherrschten die sechs Krabbeltierchen allerdings lediglich den Geradeauslauf. 1997 gab es Solarkomponenten im Baukasten SOLAR SET. Dieser enthielt die Komponenten Motor, Solarmodul und einen Doppelschicht-Kondensator zum Zwischenspeichern der Energie. Mit dem Baukasten Mobile Robots lernten die computergesteuerten fischertechnik-Modelle erstmals das Laufen. Im Folgejahr erschien die Fernsteuerung IR CONTROL SET, die auf Basis von Infrarotlicht arbeitete. Damit ließen sich drei Motoren steuern.

2004 bis heute

Ein Modell aus dem Baukasten PROFI da Vinci Machines thematisiert eine Erfindung Leonardo da Vincis.
Über ein Photovoltaikmodul angetriebenes Riesenrad aus dem Baukasten PROFI Oeco tech

2004 wurde das Baukastensystem in die sechs Reihen JUNIOR (ab fünf Jahre), BASIC und ADVANCED (ab sieben Jahre), PROFI, COMPUTING und PLUS gegliedert. Wie zuvor werden aktuelle technische Entwicklungen als Themen für die Baukästen aufgegriffen, beispielsweise im Baukasten PROFI Oeco Tech (2009), der die regenerative Stromerzeugung, unter anderem mit einer Brennstoffzelle thematisiert und in den Baukästen der COMPUTING-Reihe (2009), in denen Roboter-Modelle mit der grafischen Software Robo Pro[2] oder anderen Sprachen programmiert werden können.

Nebenlinien

In den 1970er-Jahren gab es mehrere Bau- und Experimentierkästen in den Bereichen Elektromechanik und Elektronik, die zwar in den Prospekten und Katalogen geführt wurden, aber keine anderen Baukästen des fischertechnik-Programms voraussetzten.

  • 1973 erschien mit den fischergeometric-Kästen eine eigenständige Serie von vier Baukästen für die Ausbildung in darstellender Geometrie, die nicht mit dem normalen fischertechnik kompatibel waren.
  • 1978 und 1979 erschienen zwei Kästen für den Bau von Flugzeugen (Jet und Jumbo-Jet).
  • 1979 folgte die Bau-Spiel-Bahn, eine auf Fleischmann H0-Gleisen fahrende Eisenbahn aus fischertechnik-Teilen. Die Bahn konnte sich am Markt nicht durchsetzen, die letzten Neuheiten dazu erschienen 1980.
  • Unter der Bezeichnung fischerform waren ab 1980 eine Vielzahl von Artikeln für Kleinkinder erhältlich. Von Babyspielzeug für das Gitterbettchen über Holzpuzzles und "PerlBlocks" (rasselnde, weil kugelgefüllte Plastikbausteine) bis hin zum eigentlichen fischerform, einem Baukastensystem für Kinder ab 4 Jahre.
  • Unter der Bezeichnung Classic Line legte fischertechnik zwei Sondermodelle von Dampfmaschinen auf: Die Dampfwalze um 1920 (1995) und Mobile Dampfmaschine (2000). Standplatten aus Massivholz und eine schwarz-rote Farbgebung verliehen den Modellen ein hochwertiges und repräsentatives Aussehen.

Pädagogik

fischertechnik hatte von Beginn an auch einen pädagogischen Anspruch. So entstand bereits in den 1960er Jahren das fischertechnik-Schulprogramm, aus dem sich die hobby-Linie entwickelte. In den hobby-Begleitheften wurden dem Leser ausführlich technische und physikalische Zusammenhänge mit Hilfe von fischertechnik-Modellen erläutert.

fischertechnik-Bausätze werden auch heute im Schulunterricht eingesetzt, von anderen Herstellern gibt es thematisierte Baukästen und Modelle als Ergänzungsangebot für technische und naturwissenschaftliche Fächer. Auch für die technische Ausbildung an Hochschulen und in der Industrie bietet fischertechnik Industriemodelle an, wie Taktstraßen, Stanzmaschinen oder Transportbänder, auch hier sind Erweiterungen anderer Hersteller erhältlich.[3]

Auszeichnungen

fischertechnik wurde mehrfach ausgezeichnet:

  • 2009 wurde der Baukasten PROFI Oeco Tech in der Kategorie „Spiel und Technik“ mit dem Goldenen Schaukelpferd ausgezeichnet.[4]
  • 2008 Der Baukasten PROFI da Vinci Machines war in Belgien Spielzeug des Jahres. In Deutschland wurde der Baukasten für das Goldene Schaukelpferd nominiert.
  • 2007 Der Bundesverband des Spielwareneinzelhandels und die TOP 10 Spielzeug-Jury nominierten den Baukasten ADVANCED Ships + More als TOP 10 Spielzeug.[5]

Fanclubs

  • Der von fischertechnik GmbH getragene fischertechnik Fan Club hat nach Firmenangaben über 30.000 Mitglieder. Die Mitglieder erhalten zweimal im Jahr die Fan Club News und Informationen zu Aktionen und Messen. Einmal im Jahr lädt fischertechnik die Fans zum fischertechnik Fan Club Tag ins Waldachtal ein.
  • Der fischertechnikclub Nederland wurde 1991 gegründet. Er hat 300 (2008) Mitglieder, bringt jährlich zwei Ausgaben seines Clubblad (mit Übersetzung ins Deutsche) heraus, und trifft sich bei drei bis fünf Ausstellungen im Jahr. [6]
  • Die fischertechnik-community, eine 2001 gegründete Internetgemeinschaft, die sich einmal im Jahr zu einer "offiziellen Convention" (seit 2009 in Erbes-Büdesheim) trifft und ihre Modelle im Internet dokumentiert.[7]. Seit März 2011 gibt sie die kostenlose Quartalszeitschrift ft:pedia heraus. [8]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Virtuelles fischertechnik Museum von Frank Holzhauer, http://www.cc-c.de/fischertechnik/german/ft_museum/ft_start.htm
  2. Robo Pro
  3. Übersicht Schulrelevante Roboter-Systeme, http://www.roberta-home.de/de/was-bietet-roberta/roberta-reihe/übersicht-schulrelevante-roboter-systeme
  4. Das Goldene Schaukelpferd 2009
  5. Offizielle Seite der Initiative TOP 10 Spielzeug
  6. Clubblad, 17. Jg., Nr.4, Dezember 2007
  7. ft:c fischertechnik community, Wiki
  8. Kostenlose Fan-Zeitschrift ft:pedia (ISSN 2192-5879)

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