Parlamentswahlen in Finnland 2011

Parlamentswahlen in Finnland 2011
Wahlplakate in Turku
Wahlplakate in Helsinki

Die 36. Parlamentswahlen in Finnland fanden am 17. April 2011 statt.

Die Nationale Sammlungspartei von Finanzminister Jyrki Katainen erreichte 20,4 Prozent der Wählerstimmen und wurde damit stärkste Kraft. Die Sozialdemokraten vereinigten 19,1 Prozent der Stimmen auf sich. Nur knapp dahinter platzierten sich mit 19,0 Prozent die Basisfinnen, die ihr Ergebnis im Verhältnis zur Wahl von 2007 mehr als vervierfachen konnten. Zu den Verlierern der Wahl zählt die Finnische Zentrumspartei der Ministerpräsidentin Mari Kiviniemi. Das Zentrum erreichte 15,8 Prozent der Stimmen und büßte dabei über 7 Prozentpunkte ein.[1]

Inhaltsverzeichnis

Ausgangslage

Nach den 35. Parlamentswahlen am 18. März 2007 hatte Matti Vanhanen von der Finnischen Zentrumspartei eine Regierung mit der Nationalen Sammlungspartei, dem Grünen Bund und der Schwedischen Volkspartei gebildet. Am 22. Juni 2010 hatte Mari Kiviniemi das Amt des Ministerpräsidenten von Matti Vanhanen, der 2009 nach einem privaten Skandal seinen Rücktritt erklärte, übernommen.

Bei den 35. Wahlen zum finnischen Reichstag hatte die Finnische Zentrumspartei (Suomen Keskusta/Centern i Finland; früher Landbund) ihre Stellung als stärkste Kraft verteidigen können. Sie erhielt 23,1 % der Stimmen und mit 51 Sitzen etwa ein Viertel der 200 Mandate. Die konservative Nationale Sammlungspartei (Kansallinen Kokoomus/Samlingspartiet) kam auf 50 Sitze. Die drittstärkste Partei des Landes, die der Sozialdemokraten (SDP), verlor acht Sitze (nun 48). Ebenfalls im Reichstag vertreten waren nach der Wahl das Linksbündnis (17 Sitze), der Grüne Bund (15 Sitze), die Finnischen Christdemokraten (7 Sitze), die Schwedische Volkspartei (10 Sitze, darunter das Åland-Mandat) und die Basisfinnen (5 Sitze).

Karte nach Wahlkreisergebnissen;
  • Sammlungspartei
  • Sozialdemokraten
  • Basisfinnen
  • Zentrum
  • Linksbund
  • Schwedische Volkspartei
  • Christdemokraten
  • Åland-Mandat

Wahlsystem

Finnland ist in 15 Wahlbezirke aufgeteilt, in denen jeweils eine bestimmte Anzahl der insgesamt 200 Mandate vergeben werden.[2] Ausgezählt wird nach der D'Hondt-Methode.

Die Wahlbezirke sind (in Klammern die Anzahl der zustehenden Mandate):

  • Helsinki (21)
  • Uusimaa (35)
  • Varsinais-Suomi (17)
  • Satakunta (9)
  • Åland - Ahvenanmaa (1)
  • Häme (14)
  • Pirkanmaa (18)
  • Kymi (12)
  • Südsavo - Etelä-Savo (6)
  • Nordsavo - Pohjois-Savo (9)
  • Nordkarelien - Pohjois-Karjala (6)
  • Vaasa (17)
  • Mittelfinnland - Keski-Suomi (10)
  • Oulu (18)
  • Lappland - Lappi (7)

Parteien

Folgende 17 registrierte Parteien nahmen an den Wahlen teil (in Klammern ihr Wahlergebnis von 2007; geordnet nach dem Wahlergebnis):[3]

  • Kommunistische Partei Finnlands (0,660 %)
  • Seniorenpartei Finnlands (0,603 %)
  • Unabhängigkeitspartei (0,2 %)
  • Für die Armen (0,1 %)
  • Kommunistische Arbeiterpartei Finnlands (0,1 %)
  • Arbeiterpartei Finnlands (0,1 %)
  • Piratenpartei (tritt erstmals an)
  • Wechsel 2011 (tritt erstmals an)
  • Freiheitspartei (tritt erstmals an)

Umfragen

Die letzten zwölf Monate vor der Wahl im April 2011 waren von einem starken Popularitätsschub der Basisfinnen gekennzeichnet, die in den monatlich von Taloustutkimus durchgeführten Umfragen ihren Stimmenanteil von 6,3 % im Februar 2010 auf bis zu 17,2 % im März 2011 erhöhen konnte. Fast alle anderen im Parlament vertretenen Parteien mussten in den Umfragen Verluste hinnehmen, darunter auch die Zentrumspartei, die in der April-2011-Umfrage nur noch auf 18,6 % kam.

Wahlergebnis

Landesweite Stimmenzählung

  Partei   Stimmenanteil Stimmen   Sitze  
  Nationale Sammlungspartei 
  Kansallinen Kokoomus / Samlingspartiet
Pix.gif Pix.gif  20,4%
599.138   44 (–06)  
  Sozialdemokratische Partei Finnlands
  Suomen sosialidemokraattinen puolue / Finlands   socialdemokratiska parti
Pix.gif Pix.gif  19,1%
561.558   42 (–03)  
  Basisfinnen
  Perussuomalaiset / Sannfinländarna
Pix.gif Pix.gif  19,1%
560.075   39 (+034)  
  Finnische Zentrumspartei
  Suomen Keskusta / Centern i Finland
Pix.gif Pix.gif  15,8%
463.266   35 (–016)  
  Linksbündnis
  Vasemmistoliitto / Vänsterförbundet
Pix.gif Pix.gif  8,1%
239.039   14 (–03)  
  Grüner Bund
  Vihreä liitto / Gröna förbundet
Pix.gif Pix.gif  7,3%
213.172   10 (–05)  
  Schwedische Volkspartei
  Ruotsalainen kansanpuolue / Svenska folkpartiet
Pix.gif Pix.gif  4,3%
125.785   10* (±00)  
  Finnische Christdemokraten
  Kristillisdemokraatit / Kristdemokraterna
Pix.gif Pix.gif  4,0%
118.453   6 (–01)  
  Andere
Pix.gif Pix.gif  2,0%
59.085   0 (±00)  
*) Inkl. Vertreter Ålands  

Die Wahlbeteiligung lag bei 70,4 % und damit leicht höher als bei den Parlamentswahlen 2007.[4]

Ergebnisse nach Wahlbezirken

Nach der Wahl

Nach der Wahl wurde erwartet, dass Katainen unter anderem mit den Basisfinnen eine Regierung eingehen wolle. Nach dem die Sammlungspartei Katainens jedoch der Aktivierung des Europäischen Stabilisierungsmechanismus für Portugal zugestimmt hatte, zogen die Basisfinnen ihre Zusage für eine Regierungsbeteiligung zurück. Katainen begann daraufhin Koalitionsgespräche mit den Grünen, der Schwedischen Volkspartei und den Christdemokraten sowie mit den Sozialdemokraten.[5] Am 22. Juni 2011 wurde die neue Regierung Finnlands schließlich vereidigt.

  • 72.) Kabinett Katainen - Jyrki Katainen (Sammlungspartei) - Sammlungspartei, Sozialdemokratische Partei, Linksbund, Grüner Bund, Schwedische Volkspartei, Christdemokraten (seit dem 22. Juni 2011)

Einzelnachweise

  1. Euro-Gegner triumphieren in Finnland Spiegel Online, 18. April 2011
  2. finlex.fi: Valtioneuvoston asetus kansanedustajien paikkojen jaosta vaalipiirien kesken (finnisch; abgerufen am 14. April 2011)
  3. vaalit.fi: List of Registered Parties (englisch, abgerufen am 14. April 2011)
  4. iltasanomat.fi: Täällä oli suurin äänestysprosentti Artikel auf der Website von Ilta-Sanomat (finnisch) vom 18. April 2011 (Abgerufen am 19. April 2011)
  5. focus.de: Finnland bekommt wegen EU-Streit neue Koalition (12. Mai 2011; Abgerufen am 23. Mai 2011)

Weblinks

 Commons: Parliamentary elections in Finland, 2011 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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