Februarumsturz

Februarumsturz

Als Februarumsturz (gelegentlich auch als Februarputsch bezeichnet) wird die Machtübernahme der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei in der Tschechoslowakei im Februar 1948 bezeichnet. Im Sprachgebrauch der KPTsch hieß er offiziell der Siegreiche Februar (Vítězný únor).

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Schon vor den Wahlen im Jahr 1946 besetzten kommunistische Minister Schlüsselpositionen in der tschechoslowakischen Regierung. Nachdem die Kommunisten bei diesen Wahlen die stärkste Partei wurden, übernahm zusätzlich ihr Vorsitzender Klement Gottwald das Amt des Ministerpräsidenten in einer Allparteienregierung.

Im Laufe des Jahres 1947 kam es immer wieder zu Konflikten in der Koalition, die die Kommunistische Partei meist für sich entscheiden konnte.[1] Es wurde auch klar, dass die Sowjetunion sich als Hegemonialmacht der Tschechoslowakei betrachtete, nachdem die tschechoslowakische Regierung ihre schon beschlossene Teilnahme am Marshallplan zurückziehen musste.

Auf Initiative des KSČ-Abgeordneten, General Jura Sosnar-Honzák, wurde in Krčmaň drei mit Tritol gefüllte Parfümschachteln an die nichtkommunistischen Minister Petr Zenkl, Jan Masaryk und Prokop Drtina versandt, die am 10. September 1947 in Prag eingingen. Die von der Olmützer KSČ-Gebietsführung, wahrscheinlich direkt von deren Sekretär, Gottwalds Schwiegersohn Alexej Čepička angeordneten Sprengstoffattentate schlugen jedoch fehl.

Die Ereignisse

Um Neuwahlen zu erzwingen, traten am 20. Februar 1948 zwölf nichtkommunistische Mitglieder der Regierung aus Protest gegen die Absetzung acht nichtkommunistischer Prager Bezirkspolizeichefs durch den kommunistischen Innenminister Václav Nosek zurück. Staatspräsident Edvard Beneš wurde von Gottwald unter Druck gesetzt, keine Neuwahlen anzusetzen und stattdessen eine neue, kommunistisch dominierte Regierung zu vereidigen. Dazu organisierte die kommunistische Partei Massendemonstrationen. Weiter wurde mit einem Generalstreik der kommunistisch dominierten Gewerkschaften und einem Einmarsch der Roten Armee gedroht. Am 25. Februar gab Beneš nach und vereidigte eine neue Regierung Gottwald. Außenminister Jan Masaryk erlitt am 10. März beim sogenannten Dritten Prager Fenstersturz tödliche Verletzungen.

Literatur

  • Der Vorhang fiel. In: Der Spiegel. Nr. 9, 1948, S. 8 (28. Februar 1948, online).
  • So weit die Armeen kommen …. In: Der Spiegel. Nr. 39, 1984, S. 179–188 (24. September 1984, online).
  • Torsten Hartleb, „Qui est (anti)munichois?“ – Prag 1948 und der französische Münchenkomplex. In: Francia 1996, S. 75–92.

Einzelnachweise

  1. Links-Kurve. In: Der Spiegel. Nr. 45, 1947, S. 7 (8. November 1947, online).

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