Explosionskatastrophe in Prüm

Explosionskatastrophe in Prüm
Das zerstörte Prüm nach der Explosionskatastrophe von 1949
Die Prümer Bevölkerung bei der Suche nach Habseligkeiten in den Trümmern

Die Explosionskatastrophe in Prüm vom 15. Juli 1949 war die Explosion eines Munitionslagers nordwestlich von Prüm, bei der die Stadt stark zerstört wurde. Die französische Besatzungsarmee deponierte in einem alten Hohlgangbunker der Wehrmacht, der sich im Kalvarienberg befand, 500 Tonnen Munition. Der Bunker, der 20 bis 30 m tief unter der Bergkuppe lag und aus zwei 100 bzw. 60 m langen Stollen bestand, wurde 1939 bei der Errichtung des Westwalls als Bereitschaftsbunker gebaut. Die Munition sollte zur Sprengung der Westwallbefestigungen dienen. Die Prümer Bevölkerung war über die Einlagerung der Munition informiert und dementsprechend besorgt.

Am 15. Juli 1949 kam es zu einem Brand in dem Bunker. Die Prümer Freiwillige Feuerwehr löste kurz vor 19 Uhr Feueralarm aus und versuchte das Feuer im Bunker zu löschen, konnte aber in den tiefen Stollen nicht bis zum Brandherd vordringen. Die Feuerwehr konnte noch rechtzeitig wieder abgezogen und große Teile der Bevölkerung evakuiert werden, was vielen Menschen das Leben rettete. Gegen 20.22 Uhr explodierte das Munitionslager. Dabei wurden 250.000 m³ Steine, Erde und Trümmer des Bunkers in die Luft geschleudert, die dann auf Prüm niedergingen. Zwölf Menschen wurden getötet, 15 Menschen schwer bzw. leicht verletzt, 965 Personen wurden obdachlos. Die Wasserversorgung brach zusammen, die Telefonleitungen und ein Teil der Straßenverbindungen waren völlig zerstört. Das Krankenhaus, die Schule und die Post sowie zahlreiche Wohnhäuser lagen in Trümmern. Der Explosionskrater hatte eine Größe von 190 x 90 m und war über 20 m tief. Die Explosion wurde sogar von Erdbebenwarten registriert.

Dies war die zweite Zerstörung von Prüm in kurzer Zeit, nachdem die Stadt zuvor bei Luftangriffen und Bodenkämpfen im Zweiten Weltkrieg zu 92% zerstört wurde. Bis 1949 war Prüm noch nicht vollständig wieder aufgebaut, 900 Personen waren immer noch außerhalb der Stadt einquartiert.

Nach der Explosionskatastrophe kamen der Stadt die luxemburgische Armee aus der Garnison in Bitburg und die französische Armee mit Sanitätsabteilungen zu Hilfe. An den Rettungsaktionen waren auch die Feuerwehren und Mannschaften des Roten Kreuzes aus der ganzen Eifel sowie aus Koblenz und Neuwied beteiligt. Ministerpräsident Peter Altmeier und Minister Johann Junglas eilten noch in der Nacht in das Katastrophengebiet. Die Anteilnahme des Landes war sehr groß und so konnte mit Spenden die Stadt wieder aufgebaut werden.

Die Ursache des Unglücks, die Prüm und die Umgebung in eine Mondlandschaft verwandelte, konnte nie aufgeklärt werden. Die Vermutung, dass es sich bei dem Unglück um Sabotage handelt, hält sich auch 60 Jahre danach noch in der Bevölkerung. Zuletzt versuchte Verteidigungsminister Rudolf Scharping Ende der 1990er zusammen mit dem französischen Archivamt eine Erklärung zu finden, aber ohne Erfolg.

Auf dem Kalvarienberg erinnert ein 1979 errichtetes und sieben Meter hohes Gedenkkreuz aus Basalt des Künstlers Johann Baptist Lenz aus Oberkail an die Explosionskatastrophe.

Literatur

  • H. Bonus: Erinnerungen an die Explosionskatastrophe in Prüm vor 40 Jahren in: Heimatkalender Landkreis Bitburg-Prüm 1989, hg. von der Kreisverwaltung Bitburg-Prüm, S. 54-56, Trier 1988
  • E. Urbanus: Wie ich die Explosionskatastrophe erlebte in: Der Prümer Landbote. Zeitschrift des Geschichtsvereins "Prümer Land". Das Prümer Land in Geschichte und Gegenwart, 24/89, S. 160, Prüm 1989

Weblinks

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