Carl Jakob Adolf Christian Gerhardt

Carl Jakob Adolf Christian Gerhardt
Carl Gerhardt

Carl Jakob Adolf Christian Gerhardt (* 5. Mai 1833 in Speyer; † 22. Juli 1902 in Gamburg an der Tauber) war ein deutscher Internist und Leiter der Charité.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Gerhardts Vater war der Gymnasialprofessor Abraham Gerhardt (1796–1872), Sohn des Bierbrauers Clemens; seine Mutter war die 1813 geborene Clementine, Tochter des Buchdruckers Jakob Christian Kolb.

Er studierte Medizin an der Universität Würzburg und wurde 1856 promoviert. Anschließend war er Assistent von Heinrich von Bamberger und Franz von Rinecker in Würzburg und arbeitete unter Wilhelm Griesinger in Tübingen. 1885 wurde er Nachfolger von Friedrich Theodor von Frerichs in Berlin und gründete die II. Medizinischen Klinik an der Charité. Von Frerichs übernahm er Paul Ehrlich als Assistent, der sich allerdings unter Gerhardt in seiner Forschungsfreiheit eingeschränkt fühlte, sich mit ihm nicht verstand und schließlich 1888 krank meldete.[1] Gerhardts Sohn Dietrich war ebenfalls ein bekannter Arzt.

Gerhardt schrieb Lehrbücher wie das Handbuch der Kinderkrankheiten und gilt als einer der Begründer der Pädiatrie. Um die Einführung und Ausgestaltung der physikalischen und chemischen Diagnostik erwarb er sich bleibende Verdienste. 1865 führte er die Eisenchloridprobe als quantitativen Nachweis der Acetessigsäure im Harn ein, die sog. Gerhardtsche Probe. Der ebenfalls nach ihm benannte Gerhardtsche Schallwechsel bezeichnet die Veränderung des Perkussionsschalls über Kavernen der Lunge. Er war maßgeblich an der Verbreitung der Laryngoskopie beteiligt und begründete die Lehre von den Kehlkopflähmungen. 1887 diagnostizierte er beim deutschen Kronprinzen Friedrich Wilhelm den Kehlkopfkrebs. Er trat außerdem für die Bekämpfung der Tuberkulose ein.

Gerhardt war mit Wanda (1841–1903) verheiratet, Tochter des Regierungsrates Gustav von Barby. Der Ehe entstammen sieben Kinder, bekannt sind darunter Ulrich und Dietrich.

Veröffentlichungen

  • Lehrbuch der Kinderkrankheiten. Tübingen, 1861.
  • Studien und Beobachtungen über Stimmbandlähmung. Virchows Archiv für pathologische Anatomie und Physiologie und für klinische Medicin, Berlin, 1863, 27: 68-69, 296-321
  • Lehrbuch der Auscultation und Percussion. Tübingen, 1876
  • Handbuch der Homöopathie : mit Benutzung fremder und eigener Erfahrungen nach dem neuesten Standpunkte der Wissenschaft. - 4. Aufl. - Leipzig : Schwabe, 1886. Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf
  • Über Erythromelalgie. Berliner klinische Wochenschrift, 1892; 29: 1125
  • Handbuch der Kinderkrankheiten. Tübingen, H. Laupp.

Literatur

  • Manfred Stürzbecher: Gerhardt, Carl. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 6, Duncker & Humblot, Berlin 1964, S. 284 f.
  • W. Gerabek, B.D. Haage, G. Keil, W. Wegner: Enzyklopädie Medizingeschichte, Gruyter, Berlin 2004, S. 478

Quelle

Einzelnachweise

  1. Axel C. Hüntelmann: Paul Ehrlich: Leben, Forschung, Ökonomien, Netzwerke, Göttingen: Wallstein, 2011, ISBN 978-3-8353-0867-1, S. 73f.

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