Ernst Werner

Ernst Werner

Ernst Werner (* 20. November 1920 in Tyssa; † 15. Februar 1993 in Leipzig) war ein deutscher Historiker, der von 1957 bis 1986 als Professor an der Universität Leipzig wirkte und in den Jahren 1968/1969 deren Rektor war. Er gilt als einer der bekanntesten und umstrittensten Mittelalterhistoriker der Deutschen Demokratischen Republik (DDR).

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Der in der Tschechoslowakei geborene Werner wuchs in der Familie eines Angestellten auf. Seine Matura absolvierte er 1941 an der Handelsakademie in Bodenbach, anschließend wurde er zum Kriegsdienst herangezogen. Ab 1946 absolvierte er ein Studium an der Universität Leipzig und promovierte dort 1952 zum Doktor der Philosophie. Im Folgejahr habilitierte er sich ebenfalls in Leipzig und wirkte als Oberassistent am Institut für Allgemeine Geschichte in der Abteilung Mittelalter sowie von 1957 bis zu seiner Emeritierung 1986 als Professor für Allgemeine Geschichte an der Karl-Marx-Universität.

Von 1967 bis 1975 war er Mitglied der SED-Kreisleitung der Universität Leipzig. Ab 1971 gehörte er als korrespondierendes Mitglied und ab 1973 als ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Berlin an, darüber hinaus war er Mitglied der Sächsischen Akademie der Wissenschaften. Auch hatte sich Werner an den organisatorischen Aufgaben der Leipziger Hochschule beteiligt und war 1968/1969 Rektor der Alma Mater.

Der Mediävistikexperte war einer der bekanntesten, vielseitigsten und zugleich – weil er zeitbedingten Grenzen unterlag – umstrittensten Mittelalterhistoriker der DDR.

Schriften

  • Die gesellschaftlichen Grundlagen der Klosterreform im 11. Jahrhundert. ohne Ort 1952, Berlin 1953
  • Pauperes Christi. ohne Ort 1955, Leipzig 1956
  • Circumcellionen und Adamiten. Berlin 1959
  • Ideologische Probleme des mittelalterlichen Plebejertums. Berlin 1960
  • Nachrichten über spätmittelalterliche Ketzer aus tschechoslowakischen Archiven und Bibliotheken. Leipzig 1963
  • Die Geburt einer Grossmacht – die Osmanen. Leipzig 1963, Berlin, Wien, Köln, Graz, 2. Aufl. 1972, 3. Aufl.1978, 4. Aufl. Weimar, 1985,
  • Die Entstehung eines Feudalstaates in Byzanz. Berlin 1967
  • Der Kirchenbegriff bei Jan Hus, Jakoubek von Mies, Jan Želivský und den linken Taboriten. Berlin 1967
  • Ketzer und Weltverbesserer. Berlin 1974
  • Häresie und Gesellschaft im 11. Jahrhundert. Berlin 1975
  • Stadtluft macht frei. Berlin 1976
  • Konstantinopel und Canossa. Berlin 1977
  • Zwischen Canossa und Worms. Berlin 1973, 1975, 1978
  • Geschichte der Türken von den Anfängen bis zur Gegenwart. Berlin 1978, 1979
  • Stadt und Geistesleben im Hochmittelalter. Weimar 1980
  • Sultan Mehmed der Eroberer und die Epochenwende im fünfzehnten Jahrhundert. Berlin 1982
  • Ketzer und Heilige. Berlin 1986
  • Häresie und Gesellschaft im Mittelalter. Berlin, 1987
  • Wort und Sakrament im Identitätsbewusstsein des tschechischen Frühreformatos Jan Hus (um 1370–1415). Berlin 1989
  • Jan Hus. Weimar 1991
  • Spätmittelalterliche Laienmentalitäten im Spiegel von Visionen, Offenbarungen und Prophezeiungen. Frankfurt am Main 1993 (mit Sabine Tanz)
  • Mentalität und Gesellschaft im Mittelalter. Frankfurt am Main 1993
  • Kleriker, Mönche, Ketzer. Darmstadt 1992, Berlin 1992, Freiburg im Breisgau 1994

Literatur

  • Kurzbiographie zu: Werner, Ernst. In: Werner Hartkopf: Die Berliner Akademie der Wissenschaften: Ihre Mitglieder und Preisträger 1700–1990. Akademie-Verlag, Berlin 1992, ISBN 3-05-002153-5, S. 388 f.
  • Sabine Tanz: Mentalität und Gesellschaft im Mittelalter: Gedenkschrift für Ernst Werner. Lang, Frankfurt am Main 1993, ISBN 3-631-45545-3.
  • Ilko-Sascha Kowalczuk: Werner, Ernst. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Ch. Links Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4, Band 2, S. 1080.
  • Klaus Peter Matschke, Sabine Tanz: Mittelalterforschung in Leipzig: Der Mediävist Ernst Werner (1920–1993) und sein Platz in der internationalen Geschichtswissenschaft. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2009, ISBN 978-3-374-02690-6.

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