Carl G. Hempel

Carl G. Hempel

Carl Gustav Hempel (* 8. Januar 1905 in Oranienburg; † 9. November 1997 in Princeton, New Jersey) war ein deutscher Philosoph in der Tradition des logischen Positivismus.

Hempel hat zusammen mit Paul Oppenheim das Hempel-Oppenheim-Schema (DN-Modell) der wissenschaftlichen Erklärung entwickelt und später auch allein weiterentwickelt.

Biografie

Hempel wuchs in der von Intellektuellen am Stadtrand von Oranienburg gegründeten Siedlung EDEN auf, der ältesten Vegetariersiedlung Deutschlands, in der der Traum von Lebens-, Wirtschafts- und Bodenreform Wirklichkeit werden sollte. Er besuchte ein Realgymnasium in Berlin und begann sein Studium ab 1923 an der Universität Göttingen in den Fächern Mathematik und Philosophie. Hier lernte er David Hilbert kennen und war von dessen Idee fasziniert, die Widerspruchsfreiheit der Mathematik mit Hilfe elementarer Methoden zu beweisen.

Nach einem kurzen Aufenthalt in Heidelberg studierte er ab 1924 in Berlin Mathematik, Philosophie und Physik. 1929 nahm er am ersten Kongress für wissenschaftliche Philosophie teil, der von den Berliner Positivisten organisiert wurde. Hier traf er Rudolf Carnap, von dem er so beeindruckt war, dass er nach Wien zog und dort in den Wiener Kreis aufgenommen wurde. 1934 erhielt er den Doktorgrad der Universität Berlin mit einer Dissertation über Wahrscheinlichkeitstheorie. Gutachter sollte ursprünglich der Wissenschaftstheoretiker Hans Reichenbach werden, der jedoch aus „rassischen“ Gründen emigrieren musste (Gutachter wurden nun der Philosoph Nicolai Hartmann und der Psychologe Wolfgang Köhler).

Hempel selber wanderte mit Hilfe von Paul Oppenheim nach Belgien aus. 1936 veröffentlichten beide gemeinsam das Buch Der Typusbegriff im Lichte der neuen Logik.

1937 erhielt Hempel eine Einladung der Universität von Chicago als wissenschaftlicher Assistent der Philosophie. 1939 emigrierte er, der mit der Jüdin Eva Ahrends verheiratet war, in die USA. Er lehrte am City College of New York und von 1940 bis 1948 am Queens College. Er beschäftigte sich in dieser Zeit mit Fragen der Bestätigung und Erklärung wissenschaftlicher Aussagen und veröffentlichte dazu mehrere Aufsätze.

Von 1948 bis 1955 lehrte Hempel an der Yale University, ab 1955 bis zu seiner Pensionierung 1974 in Princeton. 1961 wurde er Präsident der American Philosophical Association Eastern Division. 1974 ging er bis 1976 an die Hebrew University in Jerusalem und von dort bis 1985 nach Pittsburgh.

In seinen späteren Jahren wandte sich Hempel vom logischen Empirismus ab, indem er sich der Position von Thomas S. Kuhn annäherte, blieb der ehemals vertretenen Position aber durch kritische Wortmeldungen verbunden.

Sein Geburtsort Oranienburg gedachte (einer Anregung von Horst Wolfgang Boger folgend) als erste deutsche Stadt seiner, indem sie am 8. Januar 2005 die Schmachtenhagener Straße in „Carl-Gustav-Hempel-Straße“ umbenannte. Von der Universität Konstanz wurde er mit der Ehrendoktorwürde im Fachbereich Philosophie ausgezeichnet.

Wissenschaftliches Werk

Wichtigste Werke:

  • 1936 Über den Gehalt von Wahrscheinlichkeitsaussagen
  • 1936 Der Typusbegriff im Licht der neuen Logik mit Paul Oppenheim
  • 1942 The Function of General Laws in History
  • 1943 Studies in the Logic of Confirmation
  • 1959 The Logic of Functional Analysis
  • 1965 Aspects of Scientific Explanation
  • 1966 Philosophy of Natural Science, ISBN 0136638236

auf deutsch, wenn auch nur noch antiquarisch erhältlich:

  • Philosophie der Naturwissenschaften, München 1974, ISBN 3423041447

Essaysammlungen:

  • Aspects of Scientific Explanation and Other Essays, 1965, ISBN 0029143403
  • Selected Philosophical Essays, 2000, ISBN 0521624754
  • The Philosophy of Carl G. Hempel: Studies in Science, Explanation, and Rationality, 2001, ISBN 0195121368

Hempel entwickelte zusammen mit Paul Oppenheim das Hempel-Oppenheim-Schema oder Gesetzesschema, eine Theorie des Erklärens. Nach dieser deduktiv-nomologischen Erklärung kann ein Ereignis dadurch erklärt werden, dass es aus allgemeinen Gesetzen und einer Reihe spezieller Anfangsbedingungen gefolgert werden kann.

Das Rabenparadox, auch Hempels Paradox genannt, gehört in den Bereich der Theorie der induktiven Bestätigung.

Hempel hat darauf hingewiesen, dass unter dem Begriff Realdefinition drei verschiedene Klassen von Fällen verstanden werden können: die Nominaldefinition, die Bedeutungsanalyse oder die empirische Analyse.

Weblinks


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