Carl Dahlhaus

Carl Dahlhaus
Carl Dahlhaus (1928–1989)

Carl Dahlhaus (* 10. Juni 1928 in Hannover; † 13. März 1989 in Berlin) war ein deutscher Musikwissenschaftler.

Er studierte zunächst Jura, später Musikwissenschaft an den Universitäten Göttingen und Freiburg im Breisgau. In Göttingen promovierte er 1953 mit einer Arbeit über die Messen von Josquin des Prés. Nach einer Tätigkeit als Dramaturg von 1950 bis 1958 am Deutschen Theater in Göttingen und von 1960 bis 1962 als Redakteur der Stuttgarter Zeitung wandte er sich der Forschung zu. Von 1962 bis 1966 war er Sachbearbeiter für musikalische Landesforschung an der Universität Kiel. Dort habilitierte er sich mit Untersuchungen über die Entstehung der harmonischen Tonalität. Er hatte ab 1967 einen Lehrstuhl für Musikgeschichte an der Technischen Universität Berlin inne.

Seine Hauptarbeitsgebiete waren neben der Musikgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts die Musikästhetik und Musiktheorie. Er war Autor und Herausgeber zahlreicher, meist enzyklopädischer Schriften, so des Neuen Handbuchs der Musikwissenschaft sowie Editionsleiter der Richard-Wagner-Gesamtausgabe und Mitherausgeber von Pipers Enzyklopädie des Musiktheaters.

Carl Dahlhaus wurde mit dem Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland mit Stern geehrt. Er war Mitglied des Ordens Pour le mérite für Wissenschaften und Künste und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. 1987 erhielt er den Frankfurter Musikpreis.

Inhaltsverzeichnis

Schriften

  • Carl Dahlhaus. Gesammelte Schriften. Hermann Danuser (Hrsg.) in Verbindung mit Hans-Joachim Hinrichsen und Tobias Plebuch. 11 Bände. Laaber-Verlag 2000-2007, ISBN 3-89007-235-6

Bücher

  • Studien zu den Messen Josquins des Prés, Dissertation Göttingen 1953.
  • Untersuchungen über die Entstehung der harmonischen Tonalität, Habilitationsschrift Kiel 1966.
  • Johannes Brahms: Klavierkonzert Nr. 1 d-moll op.15, München 1965.
  • Musikästhetik, Köln 1967.
  • Arnold Schönberg: Variationen für Orchester, op.31, München 1968.
  • Analyse und Werturteil, Mainz 1970.
  • Richard Wagners Musikdramen, Velber 1971.
  • Wagners Ästhetik, Bayreuth 1971.
  • Wagners Konzeption des musikalischen Dramas, Regensburg 1971.
  • mit Lars Ulrich Abraham: Melodielehre Köln 1972.
  • Zwischen Romantik und Moderne: vier Studien zur Musikgeschichte des späteren 19.Jahrhunderts, München 1974.
  • mit Ernst Apfel: Studien zur Theorie und Geschichte der musikalischen Rhythmik und Metrik, München 1974.
  • Die Idee der absoluten Musik, Kassel 1976.
  • Grundlagen der Musikgeschichte, Köln 1977.
  • Ludwig van Beethoven: IV. Symphonie B-Dur, München 1979.
  • Die Musik des 19. Jahrhunderts, Wiesbaden 1980.
  • Musikalischer Realismus: zur Musikgeschichte des 19. Jahrhunderts, München 1982.
  • Die Musiktheorie im 18. und 19. Jahrhundert, Darmstadt 1984.
  • mit J. Deathridge: Wagner, London 1984.
  • mit Michael Zimmermann: Musik zur Sprache gebracht. Musikästhetische Texte aus drei Jahrhunderten, München 1984.
  • mit Hans Heinrich Eggebrecht: Was ist Musik?, Wilhelmshaven 1985.
  • Ludwig van Beethoven und seine Zeit, Laaber 1987.
  • mit Norbert Miller: Europäische Romantik in der Musik (posthum), Stuttgart Band 1 1999, Band 2 2008.

Sammelbände

  • Schönberg und andere: gesammelte Aufsätze zur Neuen Musik, Mainz 1978.
  • Vom Musikdrama zur Literaturoper: Aufsätze zur neueren Operngeschichte, München 1983.
  • Klassische und romantische Musikästhetik, Laaber 1988.

Aufsätze (Auswahl)

  • Harmonik; Kontrapunkt; Melodik; Musikästhetik; Rhythmik-Metrik; Tonsystem, alle in: Das Fischer Lexikon, Band 5, Musik. Hrsg. Rudolf Stephan, Oktober 1957, Frankfurt am Main.
  • Notenschrift heute (1965)
  • Formprinzipien in Wagners „Ring des Nibelungen“ (1969)
  • Geschichtliche und ästhetische Erfahrung (1969)
  • Klassizität, Romantik, Modernität: zur Philosophie der Musikgeschichte des 19. Jahrhunderts (1969)
  • Wagner und die Programmusik (1970)
  • Ästhetische Probleme der elektronischen Musik (1971)
  • Ist die Zwölftontechnik illusorisch? (1971)
  • Zur Kritik des ästhetischen Urteils (1971)
  • Adornos Begriff des musikalischen Materials (1972)
  • Romantische Musikästhetik und Wiener Klassik (1972)
  • Politische und ästhetische Kriterien der Kompositionskritik (1973)
  • Traditionszerfall im 19. und 20. Jahrhundert (1973)
  • Zur Problematik der musikalischen Gattungen im 19. Jahrhundert (1973)
  • Liszts „Bergsymphonie“ und die Idee der Symphonischen Dichtung (1975)
  • Was heißt Improvisation? (1979)
  • Musik und Jugendstil (1980)
  • Warum ist neue Musik so schwer verständlich? Plädoyer für ein historisches Verständnis (1986)

Herausgeberschaft

  • Johann Theile: Musikalisches Kunstbuch, Kassel 1965.
  • Studien zur Trivialmusik des 19. Jahrhunderts, Regensburg 1967.
  • Das Drama Richard Wagners als musikalisches Kunstwerk, Regensburg 1970.
  • Richard Wagner: Klavierwerke, Sämtliche Werke Bd. 19, Mainz 1970.
  • Einführung in die systematische Musikwissenschaft, Köln 1971.
  • Richard Wagner: Werk und Wirkung, Regensburg 1971.
  • Riemann Musik Lexikon: Personenteil, Mainz 1972–1975.
  • Das Problem Mendelssohn, Regensburg 1974.
  • Beiträge zur musikalischen Hermeneutik, Regensburg 1975.
  • Funkkolleg Musik, Weinheim 1977-78.
  • mit Hans Heinrich Eggebrecht: Brockhaus-Riemann-Musiklexikon, Wiesbaden 1978/79.
  • Studien zur Musikgeschichte Berlins im frühen 19. Jahrhundert, Regensburg 1980.
  • mit Hermann Danuser: Neues Handbuch der Musikwissenschaft. Laaber 1980–1995.
  • mit Helga de la Motte-Haber: Systematische Musikwissenschaft, Laaber 1982.
  • Die Musik der fünfziger Jahre: Versuch einer Revision, Mainz 1985.
  • Die Musik des 18. Jahrhunderts, Laaber 1985.
  • mit Forschungsinstitut für Musiktheater der Universität Bayreuth unter Leitung von Sieghart Döhring: Pipers Enzyklopädie des Musiktheaters, München 1986–1997.
  • mit anderen: Funkkolleg Musikgeschichte: Europäische Musik vom 12. bis 20. Jahrhundert, Weinheim 1987/88.
  • mit Norbert Miller: Beziehungszauber: Musik in der modernen Dichtung, München 1988
  • mit Albrecht Riethmüller und A.L. Ringer: Beethoven: Interpretationen seiner Werke, Laaber 1994

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Carl Dahlhaus — (June 10 1928–March 13, 1989), a musicologist from Berlin, has been one of the major contributors to the development of musicology as a scholarly discipline during the post war era. Born in Hanover, he wrote numerous books and articles on a wide… …   Wikipedia

  • Carl Dahlhaus — est un musicologue qui est né à Hanovre le 10 juin 1928 et est mort le 13 mars 1989 à Berlin. Biographie De 1947 à 1952, il étudie à l’ …   Wikipédia en Français

  • Carl Dalhaus — Carl Dahlhaus Carl Dahlhaus est un musicologue qui est né à Hanovre le 10 juin 1928 et est mort le 13 mars 1989 à Berlin. Biographie …   Wikipédia en Français

  • Dahlhaus — bezeichnet: Carl Dahlhaus (1928 1989), deutscher Musikwissenschaftler einen Ortsteil von Lohmar in Nordrhein Westfalen, siehe Dahlhaus (Lohmar) Siehe auch: Dahlhausen Dahlhauser Heide …   Deutsch Wikipedia

  • Carl Davidoff — Karl Juljewitsch Dawidow Karl Juljewitsch Dawidow (russisch Карл Юльевич Давидов, auch bekannt unter dem deutschen Namen Carl Davidoff;* 3. Märzjul./ 15. März 1838greg. in Kuldīga (deutsch: Goldingen), Lettland; † 14. Februar …   Deutsch Wikipedia

  • Dahlhaus — Herkunftsname zu dem gleich lautenden Ortsnamen (Niedersachsen, Nordrhein Westfalen, Brandenburg). Bekannter Namensträger: Carl Dahlhaus, deutscher Musikwissenschaftler (20.Jh.) …   Wörterbuch der deutschen familiennamen

  • Dahlhaus — Dahlhaus,   Carl, Musikwissenschaftler, * Hannover 10. 6. 1928, ✝ Berlin (West) 13. 3. 1989; seit 1967 Professor an der TU Berlin (West); Editionsleiter der Richard Wagner Gesamtausgabe, Herausgeber von Ergänzungsbänden zum »Riemann Musiklexikon« …   Universal-Lexikon

  • Klaviersonate Nr. 30 (Beethoven) — Autograph des Anfangs Die Klaviersonate Nr. 30 op. 109 in E Dur aus dem Jahr 1820 ist die drittletzte von Ludwig van Beethovens Klaviersonaten. Nach der gewaltigen Hammerklaviersonate op. 106 kehrte er, längst taub, mit ihr zu kleineren… …   Deutsch Wikipedia

  • Musik — Chor und Orchester der Hochschule München Musik (μουσικὴ [τέχνη]: mousikē technē: musische Kunst ) ist eine organisierte Form von Schallereignissen. Zu ihrer Erzeugung wird akustisches Material – Töne und Geräusche innerhalb des für den Men …   Deutsch Wikipedia

  • Harmony — This article is about musical harmony and harmonies. For other uses of the term, see Harmony (disambiguation). Disharmony redirects here. For the episode of Angel, see Disharmony (Angel) …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”