Carl Arnold Willemsen

Carl Arnold Willemsen

Carl Arnold Willemsen (* 29. März 1902 in Krefeld-Uerdingen; † 10. August 1986 in Bonn) war ein deutscher Historiker, der insbesondere für seine langjährige Beschäftigung mit der Architektur im Umfeld Kaiser Friedrichs II. von Hohenstaufen in Süditalien bekannt ist.

Inhaltsverzeichnis

Wissenschaftliche Laufbahn

Biographische Stationen

Das Studium an der Universität Freiburg bei Heinrich Finke schloss er 1927 mit einer Doktorarbeit über Kardinal Napoleone Orsini (1263–1342) ab. 1928 wurde er Privatdozent in Freiburg, 1935 apl. Professor in Münster. 1938 wurde er zum ao. Professor an der als "NS-Hochburg" geltenden Staatlichen Akademie in Braunsberg (Ostpreußen) ernannt.[1] Diese Stellung behielt er bis 1944, dann wurde er als Sonderführer zur Wehrmacht eingezogen. Nach 1945 zunächst arbeitslos, wurde er 1950 an der Universität Bonn besoldeter Honorarprofessor und von 1956 bis zu seiner Pensionierung 1967 Ordinarius für Mittlere und Neuere Geschichte.

Aragon

Bei den Giornate in Bari 1975

An den Forschungsinteressen Finkes orientierten sich Willemsens im Anschluss an seine Dissertation unternommenen Studien zur Geschichte Aragons und seiner mittelmeerischen Territorien in der Zeit vor und nach 1300, deren Ergebnisse 1935 und 1940 in den Spanischen Forschungen der Görres-Gesellschaft veröffentlicht wurden.

Friedrich II. von Hohenstaufen

Seit 1937 beschäftigte sich Willemsen mit den Stauferkaisern, insbesondere mit Friedrich II.. Ab 1940 bereitete er eine Faksimile-Ausgabe des Falkenbuchs des Kaisers vor, also jenes Werkes, welches das damalige Wissen zur Aufzucht von Jagdfalken versammelte, aber auch gleichzeitig das medizinische Wissen jener Zeit spiegelt. Die 1942 erschienene Neuausgabe der in der Biblioteca Apostolica Vaticana aufbewahrten Handschrift wurde von „Reichsjägermeister “Hermann Göring gefördert.[2] 1944 publizierte Willemsen einen ersten feuilletonistischen Beitrag zum Thema, den Bildband Apulien – Land der Normann, Land der Staufer, der 1958 in Zusammenarbeit mit Dagmar Odenthal in überarbeiteter Fassung wieder aufgelegt wurde.

Im Selbstverlag erschienen 1947 zwei Nachkriegspublikationen, die sich mit dem Dichterkreis um Friedrich II. beschäftigten. Nachdem er an der Universität wieder wissenschaftlich Fuß gefasst hatte, meldete sich Willemsen mit einer Publikation zum Brückentor von Capua dann wieder wissenschaftlich zur Stauferarchitektur in Süditalien zurück. Dieses Werk referiert die Forschungsergebnisse der Baumonographie von Creswell Shearer, die 1935 in englischer Sprache erschienen war.[3] Seine bekannteste Veröffentlichung, das bis heute immer wieder aufgelegte Bildbändchen zu Castel del Monte, erschien erstmals 1955. Die Ergebnisse der von ihm mitangestoßenen Grabungskampagnen in den verschiedenen Stauferkastellen Süditaliens veröffentlichte er gemeinsam mit dem Grabungsleiter Franco Schettini (damals Leiter der Denkmalpflege in Bari) 1968.

Sonstiges

Willemsens Bibliographie zur Geschichte Kaiser Friedrichs II. und der letzten Staufer ist für die Veröffentlichungen vor 1986 ein gutes Hilfsmittel. Er war Mitglied verschiedener Akademien und Vizepräsident des Centro di Studi normanno-svevi an der Universität Bari.

Schriften

  • Von Dante bis Sigismund. Ein Bilderzyklus, aufgeführt am 15. Juni 1925 zu Ehren des 70. Geburtstags von Heinrich Finke. Freiburg i. B. 1925.
  • Gestalter und Gestaltung des ersten Reiches deutscher Nation. Münster 1937.
  • Das Falkenbuch des Kaiser. In: Das Inselschiff. 22, 1941, S. 1–20.
  • Friderici imperatoris De Arte venandi cum avibus. 2 Bände. Leipzig 1942.
  • Die Falkenjagd – Bilder aus dem Falkenbuch Kaiser Friedrichs II. Leipzig 1943.
  • Apulien – Land der Normannen, Land der Staufer. Leipzig 1944.
  • Zeiten kommen, die führen zu Sternen – Staufischsizilische Lyrik aus der Zeit Kaiser Friedrichs II. In freier Nachdichtung und mit einem Geleitwort des Verfassers. Krefeld 1946.
  • Kaiser Friedrich II. und sein Dichterkreis. Krefeld 1947.
  • Kaiser Friedrichs II. Triumphtor zu Capua – Ein Denkmal hohenstaufischer Kunst in Süditalien. Wiesbaden 1953.
  • Castel del Monte – Die Krone Apuliens. Wiesbaden 1953.
  • mit Dagmar Odenthal: Apulien – Land der Normannen, Land der Staufer. Köln 1958.
  • mit Dagmar Odenthal: Kalabrien – Schicksal einer Landbrücke. Köln 1966.
  • Die Bauten der Hohenstaufen in Süditalien – Neue Grabungsergebnisse. Köln 1968.
  • Kathedralen und Kastelle – Ein Kunstreiseführer durch das normannisch-staufische Süditalien. Köln 1971.(erstmals 1955 in veränderter Form).
  • Die Bauten Kaiser Friedrichs II. in Süditalien. In: Zeit der Staufer. Band 3. Ausstellungskatalog. Stuttgart 1977, S. 143–163.

Anmerkungen

  1. Knaak 2001, S. 156
  2. Alexander Knaak: Prolegomena zu einem Corpuswerk der Architektur Friedrichs II. von Hohenstaufen im Königreich Sizilien 1220–1250. Dissertation. Tübingen 1998. Marburg 2001, S. 154ff.
  3. Creswell Shearer F. R. S.: The Renaissance of Architecture in Southern Italy – A Study of Frederick II of Hohenstaufen and the Capua Triumphator Archway and Towers. Cambridge 1935

Literatur

  • In memoriam Carl Arnold Willemsen. Reden gehalten am 21. Januar 1987 bei der Akademischen Gedenkfeier der Philosophischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn (Alma mater. Beiträge zur Geschichte der Universität Bonn, 65). Bonn 1987.
  • Kurt Lindner: Zum Tod von Carl Arnold Willemsen. In: Zeitschrift für Jagdwissenschaft. 32, 4, 1986, S. 251–252.
  • Martin Bannizza: Mann aus Apulien. Ein Nachruf. In: Historia Aktuell. 3, 1986, S. 26f.

Weblinks


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