Einsteinhaus Caputh

Einsteinhaus Caputh
Einsteinhaus in Caputh bei Potsdam

Das Einsteinhaus in Caputh, rund sechs Kilometer südlich von Potsdam, wurde vom Herbst 1929 an vom Frühjahr bis zum Herbst 1932 von Albert Einstein und seiner Frau Elsa sowie deren beiden Töchtern und einer Hausangestellten bewohnt. Das Einsteinhaus in Caputh wurde im Mai des Einsteinjahres 2005 nach Restaurierungsarbeiten als Gedenkstätte wiedereröffnet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Auf Anregung des Oberbürgermeisters von Berlin Gustav Böß sollte Einstein zu seinem 50. Geburtstag als Geschenk der Stadt Berlin ein Haus mit Seegrundstück erhalten. Die zunächst dafür ausgesuchten Häuser kamen jedoch nicht in Frage, da sie teils schon bewohnt waren, und den Mietern nicht gekündigt werden konnte, teils nicht ruhig genug gelegen waren. Nachdem kein passendes Haus gefunden worden war, kam der Vorschlag auf, Einstein ein Grundstück zu schenken, damit er darauf ein Haus nach eigenen Vorstellungen bauen könne. Jedoch zog sich auch dieser Prozess in die Länge. Nachdem die Presse sich des „Skandals mit dem missglückten Geschenk der Stadt Berlin“ angenommen hatte und es in der Berliner Stadtverordnetenversammlung zu politischen Streitigkeiten über das beabsichtigte Geschenk gekommen war, beschloss Einstein, ganz auf das Geschenk zu verzichten. Auch ein Brief des Oberbürgermeisters konnte ihn nicht mehr umstimmen. Er war jedoch zusammen mit seiner Frau Elsa auf den Geschmack gekommen und das Ehepaar Einstein erwarb schließlich ein Grundstück in Caputh in der Waldstraße 7, wo sich Einstein auf eigene Kosten ein Holzhaus errichten ließ.

Das Sommerhaus wurde im Jahre 1929 von dem Architekten Konrad Wachsmann (1901–1980) erbaut, einem Pionier des industriellen Bauens und gehört zusammen mit dem Haus Dr. Estrich in Jüterbog, welches ebenfalls von ihm 1929 erbaut wurde, zu seinen ersten Werken als freier Architekt. Das Haus liegt an einem Hang, direkt am Waldrand und mit Blick auf den nur ca. 300 m entfernten Templiner See. Caputh hatte am Ende der 1920er Jahre ca. 3.000 Einwohner, die hauptsächlich vom Kleingewerbe, wie zum Beispiel dem Obstanbau, der Fischerei und vom Handwerk lebten.

Das Ehepaar Einstein verbrachte zahlreiche Sommerwochen in ihrem Haus, wobei Einstein (obwohl Zeit seines Lebens Nichtschwimmer) gerne und häufig Segelausflüge auf den Gewässern der Umgebung unternahm und die Ausflüge in die nahe Natur genoss.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 kehrten Albert und Elsa Einstein von einer Reise in die USA nicht mehr nach Deutschland zurück. Das Haus wurde danach an das benachbarte Jüdische Kinderheim Caputh vermietet. Im Zuge der Enteignungen während der NS-Zeit ging das Haus 1935 in den Besitz der Gemeinde Caputh über. Zunächst war es Kindergarten und Ausbildungsstätte für Kindergärtnerinnen, während des Zweiten Weltkrieges wurde das Haus von der Wehrmacht genutzt.

Von 1945 bis 1978 diente das Haus verschiedenen Mietern als Wohnhaus. Es wurde unter Denkmalschutz gestellt und 1979 durch die Akademie der Wissenschaften der DDR restauriert, zum 100. Geburtstag Einsteins. Danach diente es zwischenzeitlich als Gästehaus und Gedenkstätte. Verhandlungen über eine Rückgabe des enteigneten Hauses bzw. eine Entschädigung von Einstein und seinen Erben zogen sich in die Länge.

Heute trägt nach einem langen Restitutionsverfahren die Hebräische Universität Jerusalem das Haupteigentum. Die Universität Jerusalem besitzt ebenfalls den literarischen Nachlass Albert Einsteins.

Architektur

Das Einsteinhaus wirkt funktionell, modern und bewusst schmucklos. Auf eigenen Wunsch ließ sich Einstein ein Holzhaus bauen. Das Haus ist teilweise unterkellert, es wurde in einer Kombination von ortsfester Fachwerkbauweise und Tafel- und Plattenbauweise gebaut. Bei dieser Technik besteht das Grundgerüst aus miteinander verbundenen Holzbalken. Die Außen- und die Innenwände sowie die Decken werden mit Holzplatten bzw. Brettern hergestellt. Als Material wurde zum größten Teil Redwood aus den USA importiert und galizisches Tannenholz verwendet.

Innen ist das Haus relativ dunkel gestaltet. Das verwendete Holz ergibt eine dunkelrote Farbe, die sich durch das ganze Haus zieht. Die Zimmer sind zahlreich, aber dafür klein und nur spartanisch eingerichtet, wobei die originale Einrichtung nicht mehr erhalten ist. Auffällig sind die großen, weißen französischen Fenster, die bis zum Boden reichen.

Bildergalerie

Gäste

Zahlreiche Nobelpreisträger und bekannte Persönlichkeiten waren Gast in Einsteins Haus. Einige von ihnen waren:

Zitate

  • Das Segelschiff, die Fernsicht, die einsamen Herbstspaziergänge, die relative Ruhe, es ist ein Paradies.“ (Albert Einstein, 1929)
  • Komm nach Caputh, pfeif auf die Welt“ (Albert Einstein zu seinem Sohn)
  • mein dickes Segelschiff“ (Albert Einstein über sein Schiff am See)
  • Der Schwielow ist breit, behaglich, sonnig und hat die Gutmütigkeit aller breit angelegten Naturen.“ (Theodor Fontane)

Weblinks

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