Eidsvold (1900)

Eidsvold (1900)
Flagge
Küstenpanzerschiff Eidsvold
Küstenpanzerschiff Eidsvold
Übersicht
Typ Küstenpanzerschiff
Namensgeber der historisch wichtige Ort Eidsvold
Bauwerft

Armstrong, Whitworth & Co, Elswick, BauNr.699

Kiellegung 9. Mai 1899
Stapellauf 14. Juni 1900
Indienststellung . März 1901
Verbleib 9. April 1940 in Narvik versenkt
Technische Daten
Verdrängung

3.848 ts Konstruktion[1],
3.645 ts Standard[2]

Länge

94,6 m über alles,

Breite

15,4 m

Tiefgang

5 m

Besatzung

261 Mann

Antrieb

6 Yarrow-Kessel
2 Dreifach-Expansionsmaschinen
4.500 PS
2 Schrauben

Geschwindigkeit

16,5 kn

Reichweite

7300 sm bei 10 kn

Bewaffnung
  • 2 - 210 mm-L/45-Kanonen
  • 6 - 150 mm-L/45-Kanonen
  • 8 - 12 pdr-Geschütze
  • 6 - 3 pdr-Geschütze
  • 2 - 450 mm-Torpedorohre
Kohlenvorrat

250 (max. 583) ts

Panzerung

Typ Krupp

Gürtelpanzer

152 mm

Geschütztürme

203 mm

Kasematten

127 mm

Kommandoturm

203 mm

Schwesterschiff

Norge

KNM Eidsvold war ein Küstenpanzerschiff der königlich-norwegischen Marine. Sie wurde 1899 bei Armstrong Whitworth in Newcastle-upon-Tyne, England, auf Kiel gelegt, am 14. Juni 1900 vom Stapel gelassen und 1901 in Dienst gestellt. Benannt war das Schiff nach dem Ort Eidsvold, in dem 1814 die erste norwegische Verfassung verabschiedet wurde, die grundsätzlich noch heute in Kraft ist.

Die Eidsvold wurde beim deutschen Angriff auf Narvik am 9. April 1940 durch das Flaggschiff des Zerstörerverbandes, Wilhelm Heidkamp, mit einem Torpedofächer versenkt. Nur sechs Mann ihrer Besatzung überlebten den Untergang.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Die Eidsvold und ihr Schwesterschiff Norge wurden im Zuge der allgemeinen Aufrüstung gebaut, die Norwegen gegen eine eventuelle Militäraktion Schwedens schützen sollte und schließlich 1905 in der Auflösung der schwedisch-norwegischen Personalunion und der vollständigen Unabhängigkeit Norwegens gipfelte.

Da die zwei 1912 in Großbritannien georderten Panzerschiffe der Bjørgvin-Klasse (Ersten Weltkriegs von der britischen Royal Navy beschlagnahmt wurden, bildeten die Eidsvold und ihr Schwesterschiff Norge, obwohl längst vollkommen veraltet, bis zum 9. April 1940, als beide vor Narvik von deutschen Zerstörern versenkt wurden, das Rückgrat der norwegischen Marine.

Baugeschichte

Wegen der vorgenannten Spannungen zwischen den in Personalunion verbundenen Staaten genehmigte das norwegische Parlament 1895 den Bau von vier neuen Panzerschiffen, um vorhandene veraltete Monitore zu ersetzen. Wegen der Spannungen wurden sie nicht in Schweden bestellt, wo derartige Schiffe schon gebaut worden waren, sondern die britische Firma Sir William G. Armstrong erhielt 1895 den Bauauftrag für zwei Schiffe von 3500 t, die 1897 und 1898 als Harald Haarfagre und Tordenskjold in Dienst kamen und über zwei 21 cm-Geschütze in Einzeltürmen und eine 12 cm-Mittelartilleriebatterie verfügten.

Die Tordenskjold 1900 in Kiel

Der Chefkonstrukteur der britischen Baufirma, Phillip Watts besuchte anschließend mit wichtigen Mitarbeitern Norwegen und versuchte, auch die weiteren Aufträge zu erlangen. Sechs unterschiedliche Entwürfe wurden den Norwegern vorgelegt, die schließlich im Januar 1899 den Auftrag für zwei weitere Schiffe erteilten[3].

Plan der Eidsvold und Norge (aus Brassey´s 1902)

Diese Schiffe waren 94,6 m lang und 15,7 m breit und hatten 5,4 m Tiefgang und waren damit etwas länger und breiter als die vorangegangenen Einheiten der Tordenskjold-Klasse. Mit 3848 ts Konstruktions-Wasserverdrängung (3645 ts Standardverdrängung) waren sie die größten Kampfschiffe die größten Kampfschiffe der norwegischen Marine. Sie hatten 152-mm-Gürtelpanzerung und 203 mm-Turmpanzerung aus dem moderneren Krupp-Stahl, waren allerdings nur unzulänglich gegen Unterwasserwaffen (Minen und Torpedos) geschützt. Die Höchstgeschwindigkeit betrug 17,2 Knoten. Die Besatzung bestand ursprünglich aus 270 Mann, wurde aber 1940 auf nur noch 238 reduziert.

Mit zwei 21-cm-Geschützen als Hauptbewaffnung sowie sechs 15-cm- und sechs 7,6-cm-Geschützen, vier 4,7-cm-Schnellfeuergeschützen und zwei Unterwassertorpedorohren waren sie für ihre Zeit sehr kampfkräftig, den Schiffen der deutschen Siegfried-Klasse vergleichbar bzw. sogar überlegen. Sie waren jedoch schon sehr bald durch die Entwicklung der Dreadnought-Linienschiffe veraltet. Von den beiden zuvor gelieferten Schiffen waren die Norge und die Eidsvold durch zwei Schornsteine leicht zu unterscheiden. Ihre Kampfkraft war höher durch die auf 15 cm-Geschütze verstärkte Mittelartillerie und die moderne Krupp-Panzerung.

Die Selbstständigkeit Norwegens

Als es zu Trennung Norwegens von Schweden kam, gab es auf beiden Seiten Parteien, die eine kriegerische Trennung befürchteten, zum Teil auch wollten. Die Eidsvold war zu dieser Zeit das Flaggschiff der norwegischen Flotte von vier neuen Panzerschiffen und 18 Torpedobooten. Die schwedische Flotte bestand aus acht modernen und drei alten Panzerschiffen, fünf modernen Torpedokreuzern der Ornen-Klasse von 800 Tonnen, 23 modernen Torpedoboote und dem U-Boot Hajen. Die schwedische Flotte verlagerte zwar etliche Einheiten nach Westen, hatte aber keine Pläne, Norwegen anzugreifen. Bevor es zu kriegerischen Handlungen kam, wurde eine politische Lösung gefunden.

Erste und einzige Kampfhandlung

Am frühen Morgen des 9. April 1940 liefen im Zuge des Unternehmen Weserübung zehn Zerstörer der deutschen Kriegsmarine unter Kommodore Friedrich Bonte bei Nebel und Schneetreiben zur Besetzung von Narvik in den Ofotfjord ein. Ihre Ankunft wurde von norwegischen Handelsschiffern bemerkt und gemeldet, woraufhin sich die beiden im Hafen befindlichen Küstenpanzerschiffe Eidsvold und Norge zum Gefecht bereitmachten, allerdings mit nicht vollständiger Besatzung.

Zerstörer vom Typ 34

Gegen 4:15 Uhr sichtete Fregattenkapitän Willoch auf der Eidsvold den führenden Zerstörer, die Wilhelm Heidkamp, Flaggschiff des Kommodore Bonte. Da sein Leuchtsignal nicht erwidert wurde, ließ Willoch einen Warnschuss feuern und hisste das internationale Flaggensignal zum Stoppen. Die Wilhelm Heidkamp stoppte und signalisierte, dass man einen Offizier zu Verhandlungen schicken werde. Ein Boot brachte Korvettenkapitän Gerlach und einen Signalmaat zur Eidsvold. Während Gerlach mit Willoch verhandelte, ließ der norwegische Kapitän seine scharf geladenen 21-cm- und 15-cm-Geschütze auf den nur wenige hundert Meter entfernten Zerstörer richten.

Gerlach versuchte, Willoch davon zu überzeugen, dass die deutschen Schiffe nicht als Feinde in Norwegen erschienen waren und dass Willoch kampflos aufgeben solle. Willoch lehnte ab, bat jedoch um zehn Minuten Bedenkzeit, die er dazu nutzte, seine Vorgesetzten und den Kapitän der Norge darüber zu informieren, dass er zum bewaffneten Widerstand entschlossen war. Als Willoch nach Ablauf der zehn Minuten eine kampflose Kapitulation ein zweites Mal ablehnte, verließ Gerlach die Eidsvold und schoss von seinem Boot aus ein verabredetes Signal, was Bonte die Kampfentschlossenheit der Norweger anzeigte.

Willoch ließ sein Schiff Fahrt aufnehmen und auf die Wilhelm Heidkamp zusteuern, und gab den drei 15-cm-Geschützen der Backbordbatterie Feuer frei. Wohl auch um einem Rammen durch die Eidsvold zuvorzukommen, schoss die Wilhelm Heidkamp sofort vier Torpedos, von denen drei trafen – noch ehe die Norweger ihren ersten Schuss gefeuert hatten. Einer brachte vermutlich eine Munitionskammer zur Explosion. Das Schiff brach auseinander und sank innerhalb von Sekunden mit drehenden Schrauben. Nur sechs der 181 Mann an Bord überlebten.

Verbleib

Nur noch Reste des Wracks liegen in flachem Wasser am Eingang zum Hafen von Narvik; der Großteil wurde vor Ort gehoben und verschrottet.

Literatur

  • Peter Brooke: Warships for Export: Armstrong Warships 1867–1927, World Ship Society, Gravesend (1999), ISBN 0-905617-89-4
  • Hans H. Hildebrand, Albert Röhr, Hans-Otto Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe, Mundus Verlag, Ratingen, 1979, ISBN 3-88385-028-4
  • Bruno Weyer: Taschenbuch der Kriegsflotten 1905, 2.Auflage, J.F. Lehmann Verlag, München auf archive.org

Weblinks

 Commons: Eidsvold-Klasse – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Brook, S.208
  2. Weyer 1941/42, S.140
  3. Brook, S.207f

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