Eichen-Milchling

Eichen-Milchling
Eichen-Milchling
Der Eichen-Milchling (Lactarius quietus)

Der Eichen-Milchling (Lactarius quietus)

Systematik
Klasse: Agaricomycetes
Unterklasse: Hutpilze (Agaricomycetidae)
Ordnung: Sprödblättler (Russulales)
Familie: Täublingsartige (Russulaceae)
Gattung: Lactarius
Art: Eichen-Milchling
Wissenschaftlicher Name
Lactarius quietus
Fr. Fr. (1838)

Der Eichen-Milchling oder Rotbraune Eichen-Milchling (Lactarius quietus)[1] ist ein Pilz aus der Familie der Täublingsartigen. Es ist ein mittelgroßer, häufiger Milchling, mit blass cremegelblicher, milder bis bitterlicher Milch, der auffällig nach Blattwanzen riecht. Der Hut ist bräunlich bis rotbraun gefärbt und bisweilen undeutlich gezont. Der Pilz ist ein strikter Begleitpilz der Eiche.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Makroskopische Merkmale

Der Eichen-Milchling hat stark untermischte Lamellen und eine cremegelbliche Milch

Der Hut ist 3–10 cm breit, recht fleischig und lange Zeit gewölbt. Später ist er ausgebreitet und in der Mitte niedergedrückt und zuletzt flach trichterförmig vertieft. Ein Buckel ist nur selten ausgebildet. Die Huthaut ist jung etwas schmierig-klebrig, trocken matt und stumpf glänzend, bisweilen ist er auch blass zonig bereift. Der Hut ist trüb rotbraun gefärbt und durch konzentrisch angeordnete dunklere Flecken gezont. Der Rand anfangs eingebogen und auch später noch deutlich herabgebogen.

Die Lamellen sind am Stiel gerade angewachsen oder laufen ein wenig daran herab. Sie sind mit kürzeren Zwischenlamellen untermischt. Sie sind anfangs weißlich bis cremefarben und alt blass rötlichbraun. Die Lamellenschneiden sind stellenweise rostbraun gefleckt.

Der Stiel ist 3–6 cm lang und wird bis zu 1 cm dick. Jung ist er fest und voll, wird später aber oft hohl. Er ist oft längsfurchig oder etwas grubig und in etwa der gleichen Farbe wird der Hut gefärbt, zur Basis hin wird oft dunkler weinbraun.

Das Fleisch ist im Hut dick und fest und weißlich, im Stiel auch weinbraun durchfärbt. Der Geruch ist unangenehm, die Fruchtkörper riechen nach Blattwanzen oder feuchtem Leinentuch. Die Milch fließt bei einer Verletzung anfangs reichlich. Sie verfärbt sich an der Luft sofort cremegelblich, etwa so wie frische Sahne. Sie schmeckt mild, im Nachgeschmack etwas bitter. Das Fleisch selbst schmeckt leicht schärflich.

Das Sporenpulver ist blass gelblich. Die breitelliptischen Sporen sind 8−10 µm lang und 6,5–8 µm breit warzig-netzig bis gratig-netzig ornamentiert.[2][3][4]

Mikroskopische Merkmale

Die 6,1–8,8 µm langen und 5,8–7,2 µm breiten Sporen sind breitelliptisch bis rundlich. Der Q–Wert (Sporenlänge/Sporenbreite) beträgt 1,0 bis 1,3. Das bis zu 1 µm hohe Sporenornament besteht aus mehreren Warzen sowie Rippen, die knotig verdickt und fast vollständig netzig verbunden sind. Die Basidien sind keulig bis bauchig und 35–40 µm lang und 10–12 µm breit. Sie tragen je vier Sterigmen.

Die wenig zahlreichen Cheilomakrozystiden sind keulig bis spindel- oder pfriemförmig. Sie sind 30–55 µm lang und 5,5–7 µm breit und haben häufig eine ausgezogene Spitze. Die 30–75 µm langen und 4–9 µm breiten, spärlichen Pleuromakrozystiden sind ebenfalls spindel- bis pfriemförmig.

Die Huthaut besteht aus unregelmäßig verflochtenen 3–10 µm breiten Hyphen, die im unteren Teil in viele kurzzellige Abschnitte gegliedert sind. Die Huthaut ist ein Trichoderm, aus dem die meistens verbogenen Hyphenenden mehr oder weniger hervorstehen.[5]

Artabgrenzung

Achtet man bei der Bestimmung auf den Geruch, den Standort, die Hutfarbe und auf die Farbe der Milch, so kann der Pilz kaum mit einem anderen Milchling verwechselt werden. Er kommt immer unter Eichen vor und hat eine weißliche Milch, die einen leicht gelblichen Farbton etwa so wie frische Sahne hat. Sehr typisch ist auch der Geruch, der besonders bei alten oder trocknenden Fruchtkörpern hervorsticht und an den Geruch von Blattwanzen erinnert.

Der seltene Wässrige Milchling hat einen sehr ähnlichen Geruch und kann an vergleichbaren Stand­orten vorkommen. Er hat aber einen ocker- bis rotbraunen und stets un­gezonten Hut und ist schmächtiger. mikroskopisch unterscheidet er sich durch anders geformte Zystiden und die Struktur seiner Huthaut. Andere an Eichen gebundene Milchlinge sind der Goldflüssige Milchling mit gelb­verfärbendem Fleisch, der Rauchfarbene Milchling mit rot verfärbendem Fleisch und der Queraderige Milchling mit einem schleimigen, rosaocker gezontem Hut.[5]

Ökologie

Der Eichen-Milchling ist ein strenger Mykorrhizapilz der Eiche, wobei der die Stieleiche als Wirt bevorzugt. Man findet ihn deshalb in allen Ausprägungen der heimischen Eichen- und Eichenmischwälder und dort besonders in älteren Beständen. Unter eingestreuten Eichen findet man ihn aber auch in allen von Buchen und Tanne dominierten Wäldern und nicht zu nassen Auwäldern. Der Pilz kommt auch in Waldrand- und Heckengesellschaften, in Roteichen-, Pappel- und anderen Forstplantagen und in Parkanlagen vor.

Der Pilz stellt keine besonderen Ansprüche an den Boden. Er kommt sowohl auf sauren, neutralen, als auch auf alkalischen Böden vor, die kalk- oder basenarm oder -reich oder schwach bis mäßig nährstoffreich sein können. Der Boden kann mäßig trockenen bis feucht und flach-, mittel- und tiefgründig sein. Er kommt auf Basalt-, Löß-, Kalkgesteins-, Sand-, Silikatgesteinsböden oder auf Braunerden über unterschiedlichem Ausgangsgestein vor.

Die Fruchtkörper erscheinen von Juli bis November, die Hauptsaison ist Ende August bis Ende Oktober. Der Milchling kommt im Flach-, Hügel- und unterem Bergland vor und steigt nur selten höher auf.[6][7]

Verbreitung

Der Eichen-Milchling ist eine holarktische Art, die in Nordasien (Japan, Korea), Nordafrika (Marokko), Nordamerika (USA) und Europa vorkommt. In Europa ist sie weit verbreitet und häufig.

Tabelle mit europäischen Ländern, in denen der Eichen-Milchling nachgewiesen wurde.[7][8]
Süd-/Südosteuropa Westeuropa Mitteleuropa Osteuropa Nordeuropa
Portugal,
Spanien,
Italien,
Sardinien,
Sizilien,
Slowenien
Frankreich,
Großbritannien,
Irland
Deutschland,
Österreich,
Tschechien,
Polen,
Ungarn
Slowakei Dänemark,
Norwegen,
Schweden,
Finnland

Der Eichen-Milchling ist in ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz ein häufiger und weit verbreiteter Pilz.[9][10][11]

Systematik

Infragenetische Systematik

Der Eichen-Milchling wird in die Sektion Subdulces gestellt. Die Vertreter der Sektion haben eine stumpfe, glatte, Hutoberfläche. Der Hut ist trüb rotbraun bis blass braun gefärbt. Die Milch verfärbt sich auch auf einem weißem Tuch nicht.


Bedeutung

Der Milchling gilt als ungenießbar, wenn er auch nach entsprechender Vorbehandlung wie wässern und abbrühen sicherlich gegessen werden könnte. Der wenig ansprechende Geschmack lohnt aber nicht den Aufwand.

Literatur

  1. Synonyme von Lactarius quietus. In: speciesfungorum.org. Index Fungorum, abgerufen am 20. Juni 2011.
  2. Marcel Bon (Hrsg.): Pareys Buch der Pilze. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-440-09970-9, S. 90.
  3. Hans E. Laux: Der neue Kosmos PilzAtlas. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2002, ISBN 3-440-07229-0, S. 198.
  4. Roger Phillips: Lactarius quietus. In: rogersmushrooms.com. Website RogersMushrooms, abgerufen am 20. Juni 2011 (englisch).
  5. a b Fred Kränzlin: Pilze der Schweiz Band 6. Russulaceae. Verlag Mykologia, Luzern, ISBN 3-85604-060-9, S. 94.
  6. G. J. Krieglsteiner, A. Gminder, W. Winterhoff: Die Großpilze Baden-Württembergs. 2, Eugen Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3531-0, S. 418.
  7. a b Lactarius pyrogalus in der PILZOEK-Datenbank. pilzoek.de. Abgerufen am 15. September 2011.
  8. Weltweite Verbreitung von Lactarius quietus. GBIF Portal / data.gbif.org. Abgerufen am 14 September 2011.
  9. Verbreitungsatlas der Pilze der Schweiz. In: wsl.ch. Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL, abgerufen am 20. September 2011.
  10. Datenbank der Pilze Österreichs. In: austria.mykodata.net. Österreichischen Mykologischen Gesellschaft, abgerufen am 20. September 2011.
  11. Pilz-Verbreitungsatlas - Deutschland. In: Pilzkartierung 2000 Online / brd.pilzkartierung.de. Abgerufen am 20. September 2011.

Weblinks

 Commons: Lactarius quietus – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
  • M Kuo: Lactarius quietus var. incanus. In: (MushroomExpert.Com). Abgerufen am 24. Juni 2011 (englisch).
  • Lactarius quietus. In: Russulales News / mtsn.tn.it. Abgerufen am 20. Juni 2011 (englisch, Fotos und lateinische Originaldiagnose).
  • Lactarius quietus. In: Funghi in Italia / funghiitaliani.it. Abgerufen am 20. September 2011 (italienisch, Gute Fotos vom Eichen-Milchling).
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