Dokumentations- und Gedenkstätte des BStU in der ehemaligen U-Haft der Stasi in Rostock

Dokumentations- und Gedenkstätte des BStU in der ehemaligen U-Haft der Stasi in Rostock
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Eingang zur Dokumentations- und Gedenkstätte (2011)

Die Dokumentations- und Gedenkstätte (DuG) in der ehemaligen Untersuchungshaftanstalt der Bezirksverwaltung der Stasi in Rostock setzt sich mit der wichtigsten Herrschaftsstütze des SED-Regimes in der DDR auseinander und erinnert an die Opfer des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS). Sie ist eine der am besten erhaltensten Untersuchungshaftanstalten des MfS und für Besucher ganzjährig zugänglich. Die DuG ist eingebettet in das Dokumentationszentrum für die Opfer deutscher Diktaturen des 20. Jahrhunderts des Landes Mecklenburg-Vorpommern und wird durch die Außenstelle Rostock des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen (BStU) in Kooperation der Universität Rostock betrieben.

Inhaltsverzeichnis

Standort

Die Gedenkstätte befindet sich in der Hermannstraße 34b (Zugang über Augustenstraße/Grüner Weg) nahe dem Stadtzentrum Rostocks auf dem ehemaligen Gelände der Bezirksverwaltung Rostock des MfS, das heute zu großen Teilen vom Landgericht Rostock und von der Universität Rostock genutzt wird.

Ausstellungen und Veranstaltungen

In der Gedenkstätte sind ehemalige Gefängniszellen, Duschräume, der Freihof mit den sogenannten „Tigerkäfigen“, Dunkelzellen zur Isolierung der Häftlinge im Keller und innerhalb von Führungen ein begehbarer Gefangenen-Transport-Wagen (GTW) der Staatssicherheit vom Typ Barkas zu besichtigen.

Im ersten Obergeschoss des Gefängnistrakts befindet sich eine Dauerausstellung des BStU zur Tätigkeit der Stasi, zum Haftalltag und zur Friedlichen Revolution 1989. Gezeigt werden insbesondere die Methoden des MfS, Einzelschicksale der politischen Häftlinge, Fluchtschicksale mit Bezug zur Seegrenze, ein nachgebautes Ein-Mann-U-Boot aus einer versuchten „Republikflucht“, Geruchsproben, Abhör- und Beobachtungstechnik, Material zur Fälschung von Briefen der Stasi und anderes mehr. Zudem befinden sich im ersten Obergeschoss ständig wechselnde Ausstellungen zu verschiedenen geschichtlichen Themen mit DDR-Bezug. Die Dauerausstellung ist zusätzlich durch englischsprachiges Begleitmaterial sowie Audioguides für ausländische Besucher erschließbar.

Zudem finden in der Gedenkstätte regelmäßig Lesungen, Vorträge, Filmvorführung, Führungen und Schülerprojekttage mit Themenbezug statt.

Geschichte

Nach der Einrichtung der Bezirke in der DDR 1952 unterhielt die Staatssicherheit ihr Hauptquartier im Bezirk Rostock zunächst im Rostocker Hof, heute ein Einkaufszentrum in der Haupteinkaufsstraße Rostocks, der Kröpeliner Straße. Im dahinterliegenden Gelände, an der Schwaanschen Straße befand sich damals ein Untersuchungsgefängnis, das bis Ende der 1950er Jahre durch Stasi und Volkspolizei gemeinsam und später nur noch durch die Polizei genutzt wurde.

Ende der 1950er Jahre begann die Stasi in der Nähe ihre neue Bezirksverwaltung zu errichten. Zwischen 1958 und 1960 entstand als Teil dieses Gebäudekomplexes auch die Untersuchungshaftanstalt, die für 110 Häftlinge in rund 50 Zellen ausgelegt war. Hierin saßen zwischen 1960 und 1989 bis zu ihrer Verurteilung mehr als 4800, hauptsächlich politische Häftlinge. Viele von ihnen sollten dafür bestraft werden, dass sie die DDR verlassen wollten.

Am 4. Dezember 1989 besetzten Bürgerrechtler den Gebäudekomplex der Bezirksverwaltung, versiegelten die Räume und beendeten damit die Vernichtungen von Akten. Dabei besichtigte eine Abordnung auch die U-Haft-Anstalt, traf aber kaum noch auf Häftlinge, da diese mit der Amnestie vom Oktober 1989 zum größten Teil entlassen worden waren.

Auch nach der Wiedervereinigung wurde das Gefängnis kurze Zeit als Untersuchungshaftanstalt genutzt. Aus dieser Periode resultierten bedauerliche Umbauten, so zum Beispiel der Abriss der Trennmauern zwischen den Zellen im Freihof und die Installation eines Gitters im Zellengang im ersten Obergeschoss, das Stück für Stück zurückgebaut wurde.

Seit 1998 gehört die Untersuchungshaftanstalt zum Dokumentationszentrum für die Opfer deutscher Diktaturen des Landes Mecklenburg-Vorpommern, zu der auch das ehemalige Untersuchungsgefängnis der Staatssicherheit am Demmlerplatz in Schwerin zu zählen ist. Seit Oktober 1999 ist die U-Haft-Anstalt für den regelmäßigen Besucherverkehr geöffnet.

Seit 2010 wird der größte Teil des denkmalgeschützten Komplexes der ehemaligen Bezirksverwaltung Schritt für Schritt saniert. Die Besichtigung der DuG ist davon jedoch nicht wesentlich beeinträchtigt.

Literatur

  • Ammer, Thomas; Hans-Joachim Memmler (Hrsg.): Staatssicherheit in Rostock: Zielgruppen, Methoden, Auflösung. Köln 1991, ISBN 3-8046-0337-8.
  • Frank, Rahel; Klähn, Martin; Wunnicke, Christoph: Die Auflösung. Das Ende der Staatssicherheit in den drei Nordbezirken. Schwerin 2010.
  • Höffer, Volker: Der Gegner hat Kraft. MfS und SED im Bezirk Rostock. Berlin 1997.

Weblinks


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