Dieter Vollhardt

Dieter Vollhardt

Dieter Vollhardt (* 8. September 1951) ist ein deutscher Physiker und seit 1996 Professor in Augsburg.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Dieter Vollhardt studierte von 1971 bis 1976 Physik an der Universität Hamburg. Es folgte ein dreijähriger Forschungsaufenthalt bei Professor Kazumi Maki an der University of Southern California in Los Angeles (USA) als Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes. Während dieser Zeit beschäftigte er sich mit der Theorie kritischer Ströme im supraflüssigen Helium3, die das Thema seiner Diplomarbeit (1977) und seiner Promotion (1979) an der Universität Hamburg war. Von 1979 bis 1984 arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter von Professor Peter Wölfle und von 1984 bis 1987 als Heisenberg-Stipendiat der DFG am Max-Planck-Institut für Physik und Astrophysik (Heisenberg-Institut) in München. In dieser Zeit war er für mehrere Gastaufenthalte an Forschungseinrichtungen in den USA, u.a. am Institute for Theoretical Physics, Santa Barbara, und den Bell Laboratories, Murray Hill. 1984 habilitierte er sich an der TU München mit einer Arbeit über die Theorie korrelierter Fermisysteme.

Im Jahr 1987 wurde Dieter Vollhardt auf den Lehrstuhl für Theoretische Physik C und die Stelle eines Direktors am Institut für Theoretische Physik an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen berufen. 1996 nahm er dann einen Ruf auf den neuen, vom Freistaat Bayern eingerichteten Lehrstuhl für Theoretische Physik III (Elektronische Korrelationen und Magnetismus) an der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Augsburg an.

Im Jahr 2006 wurde Dieter Vollhardt für die Entwicklung und Anwendung der Dynamischen Molekularfeld-Theorie mit dem Agilent Technologies Europhysics Prize 2006 der European Physical Society ausgezeichnet (zusammen mit Antoine Georges, Gabriel Kotliar und Walter Metzner).

Am 17. März 2010 wurde Dieter Vollhardt die Max-Planck-Medaille, die höchste Auszeichnung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft für Leistungen in der Theoretischen Physik, überreicht. Der Physiker erhielt diese Auszeichnung als Anerkennung für die Entwicklung der Dynamischen Molekularfeldtheorie, die ein tieferes Verständnis der Vorgänge in magnetischen Materialien und Metalloxiden ermöglicht.

Werk

Volllhardt befasste sich seit seiner Diplomarbeit und Dissertation in den 1970er Jahren mit superflüssigem Helium 3 und seiner komplizierten Phasenstruktur und in den 1980er Jahren unter anderem mit der Theorie der Anderson-Lokalisierung.

Er ist einer der Begründer der Dynamischen Molekularfeldtheorie (Dynamical Mean-Field Theory, DMFT) stark korrelierter elektronischer Systeme in der Festkörperphysik, besonders in Übergangsmetallen wie Eisen, Vanadium (und deren Oxiden) mit Elektronen in offenen d- und f-Schalen. Diese Systeme werden durch die Coulomb-Abstoßung der Elektronen geprägt (starke Korrelation der Elektronen), die die Tendenz hat Elektronen zu lokalisieren in Konkurrenz zum Wellenaspekt der Elektronen, was zu einer Vielzahl materialspezifischer Phänomene führt, die man besser verstehen möchte (wie Mott-Isolator-Übergänge, Hochtemperaturverhalten von Ferromagneten). Die übliche Bandtheorie oder die Dichtefunktionaltheorie erwies sich dort als ungenügend, und auch die viel untersuchte Modellierung über das Hubbard-Modell erwies sich häufig als nicht flexibel genug. 1989 führten Vollhardt und sein Doktorand Walter Metzner die Näherung einer lokalen Wechselwirkung auf einem Gitter mit unendlich vielen Nachbarn ein[1], was von Georges Kotliar und Antoine Georges[2] zur Dynamical Mean-Field Theory weiterentwickelt wurde.[3] Sie lässt sich als selbstkonsistente Feldtheorie-Erweiterung eines Störstellen-Modells von Philip W. Anderson auffassen, mit einem mittleren Feld, das die Ankopplung an ein „Elektronenbad“ beschreibt.

Schriften

  • mit Gabriel Kotliar, Strongly correlated materials: Insights from dynamical mean field theory, Physics Today, März 2004
  • mit Peter Wölfle, Superfluid Phases of Helium 3, Taylor and Francis 1990
  • Superfluides Helium 3: Die Superflüssigkeit, Teil 1-3, Physikalische Blätter, Bd.39, 1983, S.41, 120, 151
  • Strong-coupling approaches to correlated Fermions, in: Enrico Fermi Kurs 121, Broglia, Schrieffer (Herausgeber), North Holland 1994
  • Elektronische Korrelationen und Magnetismus - eine Einführung, pdf

Weblinks

Einzelnachweise

  1. W. Metzner, D. Vollhardt, Physical Review Letters, Bd. 62, 1989, S. 324
  2. G. Kotliar, A. Georges, Physical Review B, Bd. 45, 1992, S. 6479
  3. Übersichtsartikel: A. Georges, G. Kotliar, W. Krauth, M. Rozenberg, Reviews of Modern Physics, Bd. 68, 1996, S. 13

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