Dieter Schröder (Journalist)

Dieter Schröder (Journalist)

Dieter Schröder (* 23. Februar 1931 in Berlin) ist ein deutscher Journalist, Publizist und Autor. Er war langjähriger Chefredakteur der Süddeutschen Zeitung und Herausgeber der Berliner Zeitung.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach dem Abitur in Ostberlin zog Schröder nach München, wo er die erste Schule für journalistische Praxis der Bundesrepublik Deutschland, das Werner-Friedmann-Institut, besuchte. Im Anschluss daran arbeitete er als Lokalredakteur bei der in München beheimateten Süddeutschen Zeitung (SZ). Doch der erst 21jährige Schröder verließ München schon bald, um seine journalistische Laufbahn in der damaligen provisorischen Hauptstadt Bonn fortzusetzen. Dort knüpfte er Kontakte zu allen wichtigen Politikern, um Informationen aus erster Hand zu erhalten. 1953 wurde er Bonner Korrespondent der Süddeutschen Zeitung und behielt diese Tätigkeit bis zum Jahre 1963 bei. Mit seinen Reportagen wurde er zu einem Chronisten der Gründerjahre der Bundesrepublik Deutschland unter Bundeskanzler Konrad Adenauer.[1]

1964 wechselte Schröder für zwei Jahre als Reporter zum Hamburger Nachrichtenmagazin Der Spiegel, für welches er hauptsächlich Auslandsreportagen schrieb. Der von Schröder sehr geschätzte Gründer des Spiegels, Rudolf Augstein, über den er 2004 eine Biographie schrieb, war 1964-1965 teilweise sein Lehrer.[2] 1966 kehrte Schröder zur Süddeutschen Zeitung zurück und berichtete bis 1972 als SZ-Korrespondent aus London. Während seiner Londoner Zeit trat der Nordirlandkonflikt in seine blutige Phase. Schröder, der den Ausbruch des Konflikts ganz nah miterlebt hatte, berichtete immer wieder darüber. Auch verfasste er einige Publikationen über diese an sich wunderbare Insel Irland.

1973 übernahm Schröder in München die Leitung des außenpolitischen Ressorts der Süddeutschen Zeitung. Zu seinen besonderen Arbeitsschwerpunkten zählten die europäischen Staaten sowie die Ost-West-Beziehungen. Er förderte den Schritt der SZ, den aus München herausziehenden Lesern nachzuziehen und dementsprechend viele Regional- bzw. Landkreisausgaben einzuführen. Auch die zunehmende Auseinandersetzung der SZ mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) um die Position der überregionalen Zeitung in Deutschland beschäftigte Schröder zu dieser Zeit. Die 1970er Jahre waren für die SZ entscheidende Jahre für ihren Sprung von der großen Regionalzeitung hin zur deutschlandweiten überregionalen Zeitung. 1976 wurde Schröder Mitglied der SZ-Chefredaktion. Anfang der 1980er Jahre war er für die Außen- und Sicherheitspolitik zuständig. Die Sicherheitspolitik war damals entscheidender Faktor in der Außenpolitik. Als Befürworter der Politik Helmut Schmidts und nachfolgend von Helmut Kohl hinsichtlich der Nachrüstung, geriet er in der deutschen Öffentlichkeit unter erheblichen Druck.

Von 1985 bis 1995 amtierte Schröder als alleiniger Chefredakteur der Süddeutschen Zeitung. Trotz der gewachsenen Aufgaben nutzte er das Vorrecht des Chefredakteurs, so oft wie möglich den großen Samstagsleitartikel der SZ selbst zu schreiben. Er hielt sich dabei an die Lebensweisheit von Rudolf Augstein, dass man als Chefredakteur „die Linie vorschreiben“ muss - man muss vorschreiben durch eigenes Schreiben.

Nach der Wiedervereinigung und dem Hauptstadtbeschluss war Berlin sowohl als Stadt als auch als Zeitungsmarkt für Schröder wieder interessant geworden. Obwohl inzwischen 65jährig, nahm er ein Angebot des Hauses Gruner + Jahr an und wurde 1996 Herausgeber der Berliner Zeitung (BZ). Die Berliner Zeitung war bereits seit 1992 in den Händen von Gruner + Jahr, doch bis 1995 war der Vorsatz, die größte Zeitung Ostberlins in eine „Hauptstadtzeitung“ umzuwandeln, nicht gelungen. Schröder bemühte sich nun, die Berliner Zeitung in Form und Inhalt so zu verändern, dass sie mit den Westberliner Tageszeitungen Tagesspiegel und Morgenpost wettbewerbsfähig wird und auch in Westberlin ein größeres Publikum erreichen kann. Das ist ihm zu einem großen Teil gelungen. Auch nach Schröders Verabschiedung als Herausgeber der Berliner Zeitung im Jahr 2001 blieb er seiner Zeitung als Leitartikler und ständiger Autor erhalten.[3]

Zitate

Martin E. Süskind zum 70. Geburtstag von Dieter Schröder: Als Beobachter und spontaner Kommentator der Politik - das Politische, also: die öffentlichen Angelegenheiten sind sein Metier - reagiert er ungemein emotional, in der schreiberischen Analyse und Bewertung von Politik indes bewegt er sich mit großer Rationalität und Selbstkontrolle. Das ist es, was aus ihm einen großen Journalisten gemacht hat.[4][5]

Die Zeit-Chefredakteur Josef Joffe anlässlich der Verabschiedung Schröders in den Ruhestand: Es gibt nur wenige Journalisten, von denen man ohne Übertreibung behaupten kann, dass sie die deutsche Presselandschaft nach dem Krieg maßgeblich mitgestaltet haben. Dieter Schröder gehört dazu.[6]

Werke (Auswahl)

  • Augstein, Siedler Verlag, München 2004, 400 Seiten, ISBN 3-88680-782-7
  • Traumreisen durch Irland, Verlag: Eltville am Rhein, Bechtermünz 1991, 190 S.
  • Traumstraßen Irlands, Süddeutscher Verlag, München 1988, 190 S.
  • Traumstraßen Großbritanniens, Süddeutscher Verlag, München 1980, 194 S.
  • Großbritannien, Fackelträger-Verlag, Hannover 1979, 206 S.
  • Irland, Gottes geteiltes Land, Süddeutscher Verlag, München 1972, 154 S.
  • Demokratien, Hess. Landeszentrale f. Polit. Bildung, Wiesbaden 1969, 204 S.
  • Erich Ollenhauer, Graeber & Olzog, 1957

Einzelnachweise

  1. www.munzinger.de Kurzbiographie
  2. www.zeit.de Der Journalist Dieter Schröder zeichnet ein anekdotenreiches Bild des „Spiegel“-Gründers Rudolf Augstein
  3. Zu Gast im Alpha-Forum des Bayerischen Rundfunks, Sendung v. 23. Februar 2001
  4. www.berlinonline.de Journalist mit verlegerischen Impulsen
  5. www.bdzv.de Dieter Schröder wird 70
  6. www.berlinonline.de Abschied als Herausgeber der Berliner Zeitung

Weblinks


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