Dieter Schellong

Dieter Schellong

Dieter Schellong (* 1928) ist ein deutscher evangelisch-reformierter Theologe, Hochschullehrer für Systematische Theologie, Publizist und Friedensaktivist.

Inhaltsverzeichnis

Werdegang

Schellong studierte nach der Erlangung seiner Hochschulreife bei Karl Barth in Basel Evangelische Theologie und gilt heute als einer der letzten noch lebenden Schüler des Dialektischen Theologen. Er wurde in das Vikariat der Reformierten Kirche aufgenommen und anschließend zum reformierten Pastor ordiniert. Nach Vorlegen seiner Dissertation über ein systematisch-theologisches Thema wurde er zum Doktor der Theologie promoviert. Mit ihrer Neugründung 1972 wurde Schellong Professor für Systematische Theologie an der Universität Paderborn. Er gehörte zu den Mitbegründern ihres Instituts für Evangelische Theologie. 1993 wurde er emeritiert.

Dieter Schellong trat hervor mit kirchenkritischen Fragen an die Praxis des verfassten Christentums und veröffentlichte dazu allein und zusammen mit anderen tiefgründige Untersuchungen, die vielfach kirchengeschichtliche Ausgangspunkte haben, aber in der Regel in sozialethischen und sozialphilosophischen Fragestellungen münden. Er untersucht z.B. die inneren Zusammenhänge von Calvinismus und Kapitalismus und befragt die kirchlichen Institutionen, wieweit sie sich noch von biblischen Fragestellungen leiten lassen oder sich in der Pflege von Zivilreligion erschöpfen.

Schellong hatte vor Beginn seiner akademischen Laufbahn Kontakt zur Christlichen Friedenskonferenz (CFK) aufgenommen und arbeitete in der I. Allchristlichen Friedensversammlung mit, die 1961 in Prag stattfand. Auch in den folgenden Jahren führten ihn seine theologischen Überzeugungen zum Engagement für eine Gesellschaft, die sich von Aufrüstung und Machtpolitik abwendet und für Menschenrechte und Menschenwürde eintritt. So gehörte er 1998 zu den Unterzeichnern eines Aufrufs, mit dem die Zurücknahme der Abschiebehaft gefordert wird. Veranstalter war die bundesweite „Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen“, die eine Demonstration zum Abschiebegefängnis von Büren durchführte.[1]

Ehrung

Zu seinem 80. Geburtstag im Juli 2008 ehrte die Universität Paderborn Schellong mit einer Festveranstaltung.[2]

Werke

  • Das evangelische Gesetz in der Auslegung Calvins. C. Kaiser, München 1968.
  • Calvins Auslegung der synoptischen Evangelien. C. Kaiser, München 1969.
  • Warum Christen ihre Kinder nicht mehr taufen lassen. Stimme-Verlag, 1969.
  • Theologie im Widerspruch von Vernunft und Unvernunft. Theologischer Verlag, 1971.
  • Bürgertum und christliche Religion. Anpassungsprobleme der Theologie seit Schleiermacher. C. Kaiser, München 1975, ISBN 3-459-01030-4 (Theologische Existenz heute, Neue Folge. Band 187).
  • Jenseits von politischer Theologie und unpolitischer Theologie. Grundentscheidungen der „Dialektischen Theologie“. In: Jacob Taubes (Hrsg.): Religionstheorie und politische Theologie, Band 1: Der Fürst dieser Welt. Carl Schmitt und die Folgen. 2. Auflage. Fink, München u. a. 1985, ISBN 3-506-77161-2.

Als Herausgeber

  • Priester der Liebe. Fragen eines Theologen an die Religionspsychologie von Erich Fromm und Hanna Wolff, in: Einwürfe 1, hg. v. Friedrich-Wilhelm Marquardt, D. Schellong, Michael Weinrich u. a. Chr. Kaiser Verlag, München 1983, 90-175.
  • Privatisiertes Christentum. Von der neuzeitlichen Entschärfung der jüdisch-christlichen Tradition, in: Einwürfe 2: Zur Bibel - Erkenntnis und Interesse, hg. v. Fr.-W. Marquardt, D. Schellong, M. Weinrich u. d. Chr. Kaiser Verlag, München 1985, 126-147.
  • Der Katze die Schelle umhängen. Konflikte theologischer Zeitgenossenschaft: Anregungen aus der theologischen Biographie Karl Barths, in: Einwürfe 3: Karl Barth: Der Störenfried?, hg. v. Fr.-W. Marquardt, D. Schellong, M. Weinrich u. d. Chr. Kaiser Verlag, München 1986, 140-214.
  • Die demütigen Sieger. Fundamentalistische und evangelikale Bibelauslegung. Zwei Fallstudien, in: Einwürfe 6: Die Bibel gehört nicht uns, hg. v. Fr.-W. Marquardt, D. Schellong, M. Weinrich u. d. Chr. Kaiser Verlag, München 1990, 48-93.

Aufsätze und Reden

  • Die Schwäche des christlichen Monotheismus. In: Jürgen Manemann (Hrsg.): Jahrbuch Politische Theologie, Band 4: Monotheismus. 2005, ISBN 3-8258-4426-9.
  • Wie steht es um die „These“ vom Zusammenhang von Calvinismus und „Geist des Kapitalismus“? Univ.-Gesamthochschule, Paderborn 1995 (Paderborner Universitätsreden. Band 47).
  • Es geht in der Theologie um unser Gottesverhältnis. Die Bedeutung der Theologie Karl Barths im Umbruch der christlichen Tradition. In: ZdTh 24, 2008, S. 8-30.
  • Henker - Zeuge - Bekenner? Fragen zur Auslegung von Mk 15,39. In: Jörg Mertin, Dietrich Neuhaus (Hrsg.): „Mit unsrer Macht ist nichts getan ...“ Festschrift für Dieter Schellong zum 65. Geburtstag. Frankfurt/M. 1993 (Arnoldshainer Texte. Band 80), S. 175-191.

Literatur

  • Jörg Mertin, Dietrich Neuhaus (Hrsg.): „Mit unsrer Macht ist nichts getan ...“ Festschrift für Dieter Schellong zum 65. Geburtstag. Frankfurt/M. 1993 (Arnoldshainer Texte. Band 80).
  • Zum 75. Geburtstag von Dieter Schellong. In: Junge Kirche 64. Jahrgang, Heft 3, 2003.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.aha-bueren.de/demo/aufruf98.htm
  2. http://www.uni-paderborn.de/de/mitteilung/27491/

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