Die Schöpfungslüge

Die Schöpfungslüge

Die Schöpfungslüge: Warum Darwin recht hat ist ein 2010 auf Deutsch beim Ullstein Verlag erschienenes populärwissenschaftliches Sachbuch des englischen Evolutionsbiologen Richard Dawkins. Es erschien im englischen Original unter dem Titel The Greatest Show on Earth: The Evidence for Evolution im Jahre 2009 bei Bantam Press, New York. Dawkins stellt in seinem Werk einige naturwissenschaftliche Belege für die Evolutionstheorie vor. Die Argumente richten sich dabei vor allem gegen die Ideen des Kreationismus bzw. des Intelligent Design.

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

Richard Dawkins (rechts) widmete Die Schöpfungslüge seinem technischen Assistenten und Webdesigner Josh Timonen (links).

In seinen früheren Werken, wie Der blinde Uhrmacher (1986), Und es entsprang ein Fluß in Eden (1995) und Gipfel des Unwahrscheinlichen (1996) unternahm Dawkins den Versuch, die größten Mißverständnisse über die Evolution zu beseitigen. Anlässlich des 200. Geburtstages von Charles Darwin und 150 Jahre nach der Veröffentlichung dessen Werkes Die Entstehung der Arten, sah Dawkins die perfekte Gelegenheit für das Schreiben eines Buches, das die Beweise für die Evolution zusammenfasst. Aufgrund des massiven Widerstandes gegen diese Theorie und weil ein großer Teil der Menschheit sie noch immer nicht akzeptiert, betrachtete er das Buch auch in gewisser Hinsicht als notwendig. Wichtig war es ihm dabei, das häufig vorgebrachte Argument zu widerlegen, die Evolution sei eine bloße Theorie, da der Begriff dabei mit dem der Hypothese verwechselt werde. Aus diesem Grund sollte das Buch ursprünglich unter dem Titel Only a Theory erscheinen. Der US-amerikanische Biologe Kenneth Miller kam Dawkins jedoch mit seinem Werk Only a Theory: Evolution and the Battle for America's Soul (2008) zuvor.

Nach eigener Aussage war Dawkins unglücklich über den deutschen Titel des Buches, da dieser lediglich dessen negative Aspekte herausstreiche.The Greatest Show on Earth sollte ausdrücklich kein Buch gegen die Religion sein, da er mit dem Gotteswahn bereits ein solches Buch geschrieben habe.[1][2]

Inhalt

Homologie zwischen den Flügeln von Pterodaktylus, Fledermaus und Vogel:
Laut Dawkins waren die Belege für die Evolution noch nie so zahlreich wie heute – und der Widerstand noch nie so groß.
Chihuahua-Mischling und Deutsche Dogge:
Beide stammen vom Wolf ab, doch künstliche Selektion führte zu gravierenden Unterschieden.

Kapitel 1–3

Dawkins zeigt, dass mit Zuchtwahl und Domestizierung (Am Beispiel von Hund bzw. Kohl) innerhalb weniger Jahrhunderte starke Veränderungen an Lebewesen zu erreichen sind. Diese Selektion findet in der Natur jedoch auch ohne das Eingreifen eines Züchters statt, wenngleich über wesentlich längere Zeitspannen.

Kapitel 4

Dieser Abschnitt richtet sich vor allem an die Vertreter des Junge-Erde-Kreationismus, welche davon ausgehen, dass die Erde nicht älter als wenige Tausend Jahre ist. Mit der Dendrochronologie und der radiometrischen Datierung werden Möglichkeiten zur Altersbestimmung (etwa von Fossilien) auf erdgeschichtlichen Skalen vorgestellt.

Kapitel 5

Dass Evolution auch in relativ kurzen Zeitspannen beobachtbar ist, wird hier insbesondere an Guppys und Bakterien erläutert. Sehr detailliert geht Dawkins dabei auf das Lenski-Experiment ein.

Kapitel 6–7

Es wird verdeutlicht, dass sich die Frage nach einem Missing Link beim Menschen und den meisten Tierarten heute nicht mehr stellt. Dawkins führt zahlreiche Beispiele für Übergangsformen an, darunter ausgestorbene Vertreter der Gattungen Homo und Australopithecus, sowie die landlebenden Vorfahren von Walen, Schildkröten oder Seekühen. Der Hinweis auf fehlende Bindeglieder und die Forderung einiger Kreationisten nach Mischformen zwischen heute lebenden Tierarten, basieren auf falschen Interpretationen der Evolutionstheorie.

Kapitel 8

Die Embryonalentwicklung und andere hochkomplexe biologische Strukturen werden dadurch erklärt, dass ein Organismus nicht nach einem bestimmten Bauplan gebildet wird. Der fertige Körper ist vielmehr eine notwendige Folge von lokalen Regeln, die innerhalb und zwischen den Zellen wirken. Durch den langen Zeitraum, den die Evolution zur Verfügung hatte, konnten diese Regelwerke – begünstigt durch Selektion – immer kompliziertere Formen annehmen.

Kapitel 9

Dieses Kapitel behandelt die Bildung neuer Arten als Folge von geographischer Isolation. Dies wird am Beispiel der Galápagos-Inseln demonstriert. Als weitere Ursache wird die Plattentektonik angeführt.

Kapitel 10

Die Erscheinungen der Homologie, Analogie und Konvergenz erlauben Rückschlüsse auf Verwandtschaftsbeziehungen zwischen den Arten. Unabhängig davon decken sich molekularbiologische Befunde nahezu perfekt mit den Vorhersagen der Evolutionstheorie.

Kapitel 11

Auch Rudimente (Zweites Flügelpaar bei Fliegen, Gänsehaut) geben Hinweise auf die stammesgeschichtliche Entwicklung. Besondere Aufmerksamkeit wird in diesem Kapitel jedoch dem Umstand geschenkt, dass viele Organe nicht so aufgebaut sind, wie man es von einem intelligenten Konstrukteur erwarten würde. Beispiele dafür sind das Wirbeltierauge oder der rückläufige Kehlkopfnerv.

Kapitel 12

Hier geht es um eine evolutionstheoretische Sicht auf das Theodizee. Für Dawkins steht das allgegenwärtige Leid in der Natur in Widerspruch zu einem gütigen Schöpfer. Diesen Konflikt gibt es jedoch unter der Voraussetzung der Evolution nicht, da diese weder in den Kategorien Gut und Böse, noch in irgendeiner anderen Form denken kann.

Kapitel 13

Im letzten Abschnitt beschäftigt sich Dawkins unter anderem mit Spekulationen zur Entstehung des ersten Lebens. Schließlich beantwortet er die Frage nach dem menschlichen Dasein mit dem Anthropischen Prinzip:

„Wie kommt es, dass wir selbst nicht nur existieren, sondern auch von einer solchen Komplexität und Eleganz umgeben sind, von einer solchen endlosen Fülle der schönsten und wunderbarsten Formen? Die Antwort lautet: Angesichts der Tatsache, dass wir uns unserer Existenz überhaupt bewusst sind und die Fragen danach stellen, kann es überhaupt nicht anders sein.“[3]

Rezensionen

„The Greatest Show on Earth is Dawkins on top form: unambiguous, beautifully argued, with prose flowing like quicksilver. (...) As Dawkins makes clear, evolution is testable and has survived every test.“

Laurence D. Hurst in Nature[4]

„Dawkins argumentiert von Anfang bis Ende seines Buchs leicht verständlich, geistreich, ja brillant. Dabei schreibt er mit einer Leidenschaft und so persönlich, dass sich das durch und durch wissenschaftliche Buch so spannend liest wie ein Krimi.“

Stefanie Reinberger von Spektrum der Wissenschaft[5]

„Zusammenfassend lässt sich [...] für alle potenziellen Zielgruppen festhalten: Lest dieses Buch. Es macht klüger. Und es macht Spaß.“

Lennart Pyritz bei Spektrumdirekt[6]

„Intellektuelle Leidenschaft, die Kunst der freien Rede und ein mitreißender pädagogischer Impetus: Richard Dawkins liest man nicht. Man erlebt ihn. Und das, es sei wiederholt, nicht durch die Lektüre historischer Romane, sondern von Abhandlungen über Blinddarm-Klappen und Strudelwürmer.“

Susanne Billig vom Deutschlandradio Kultur[7]

„Und so versteht Dawkins auch die Aufgabe, die er sich für dieses Buch stellte: Nämlich vor Augen zu führen, wie sich die Belege für das Evolutionsgeschehen miteinander verschränken, so dass die Ablehnung evolutionärer Erklärungen der Geschichte des Lebens auf unserem Planeten als eine recht verbissene Leugnung kenntlich wird.“

Helmut Mayer von FAZ.NET[8]

Buch

Einzelnachweise

  1. Richard Dawkins: Die Schöpfungslüge: Warum Darwin recht hat, Ullstein Verlag 2010, Vorwort
  2. http://www.wa.de/nachrichten/kultur-nrw/richard-dawkins-ueber-sein-buch-die-schoepfungsluege-996812.html Abgerufen am 28. Juli 2011
  3. Richard Dawkins: Die Schöpfungslüge: Warum Darwin recht hat, Ullstein Verlag 2010, S. 478
  4. http://www.nature.com/nature/journal/v461/n7264/full/461596a.html Abgerufen am 5. Juli 2011
  5. http://www.spektrum.de/artikel/1072146&_z=798888 Abgerufen am 5. Juli 2011
  6. http://www.wissenschaft-online.de/artikel/1063858&_z= Abgerufen am 5. Juli 2011
  7. http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/kritik/1328966/ Abgerufen am 5. Juli 2011
  8. http://www.faz.net/artikel/S30405/richard-dawkins-die-schoepfungsluege-was-sich-da-alles-gegenseitig-zuechtet-30315641.html Abgerufen am 5. Juli 2011

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