Die Haut, in der ich wohne

Die Haut, in der ich wohne
Filmdaten
Deutscher Titel Die Haut, in der ich wohne
Originaltitel La piel que habito
Die Haut, in der ich wohne logo.png
Produktionsland Spanien
Originalsprache Spanisch
Erscheinungsjahr 2011
Länge 117 Minuten
Altersfreigabe FSK 16
JMK 16[1]
Stab
Regie Pedro Almodóvar
Drehbuch Pedro Almodóvar
Produktion Agustín Almodóvar,
Esther García
Musik Alberto Iglesias
Kamera José Luis Alcaine
Schnitt José Salcedo
Besetzung

Die Haut, in der ich wohne (Originaltitel: La piel que habito) ist ein Melodram mit Elementen des Thrillers aus dem Jahr 2011 des Regisseurs Pedro Almodóvar. Almodóvar schrieb auch das Drehbuch zum Film, das auf dem Roman Mygale von Thierry Jonquet basiert.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Toledo im Jahr 2012. Der Chirurg Professor Robert Ledgard, der in seiner Villa ein Labor und einen Operationsraum eingerichtet hat, ist davon besessen, eine neue und robustere Haut für Menschen zu entwickeln. Gegenüber seinen Kollegen behauptet er, die neue Haut bisher nur an Mäusen erfolgreich getestet zu haben. Doch in Wirklichkeit hält er in seiner Villa eine junge Frau gefangen, die ihm als „Versuchskaninchen“ dient. Vera ist völlig isoliert, wird mit Hilfe von Kameras überwacht und von der Haushälterin Marilia versorgt. Als Ledgard nicht zu Hause ist, erscheint Zeca, der Sohn Marilias. Er hat einen Raubüberfall begangen und möchte sich ein paar Tage in der Villa verstecken. Als er die gefangene Vera auf den Überwachungsmonitoren bemerkt, verlangt er von Marilia, dass sie ihn zu ihr bringt. Doch die Haushälterin weigert sich, woraufhin Zeca sie fesselt und knebelt. Er macht sich auf die Suche, entdeckt Vera schließlich und vergewaltigt sie. Robert kehrt währenddessen zurück und erschießt Zeca.

Vera erfährt von Marilia, dass diese auch die Mutter Roberts ist. In Rückblenden wird gezeigt, wie Roberts Frau Gal sich das Leben nahm, nachdem sie bei einem Autounfall durch Verbrennungen ihrer Haut schwer entstellt wurde und seine Tochter Norma schwere psychische Schäden nahm, als sie Zeugin des Suizids ihrer Mutter wird. Scheinbar geheilt, trifft sie auf einer Hochzeitsfeier den jungen Modedesigner Vicente. Unter dem Einfluss verschiedener Drogen versucht dieser, sie zu vergewaltigen. Als ihr Vater sie findet, ist sie so schwer verstört, dass er sie wieder in eine psychiatrische Klinik bringen muss. Norma erkennt ihn nicht mehr und glaubt, dass er sie vergewaltigen wollte. Kurz darauf nimmt sie sich durch einen Sprung aus dem Fenster das Leben.

Ledgard gibt Vicente die Schuld am Tod seiner Tochter, entführt ihn und sperrt ihn im Keller seines Anwesens ein. Nach Tagen der Einsamkeit und des Hungers bekommt er wieder Essen und wird rasiert. Danach betäubt Ledgard ihn. Als er aus der Betäubung erwacht, hat Ledgard ihm eine Vagina operiert. Nach und nach formt Ledgard im Laufe der nächsten Jahre mittels Haut- und plastischen Operationen aus Vicente die bildschöne Vera, wobei er deren Gesicht nach dem seiner verstorbenen Frau gestaltet.

Im Jahr 2012 scheint sich Vera/Vicente mit dem zugewiesenen Schicksal abgefunden zu haben. Sie geht ein Liebesverhältnis mit Ledgard ein. Nachdem sie sich erstmalig wieder frei in der Stadt bewegen darf, kehrt sie in das Anwesen zurück. Einem Kollegen Roberts, der Verdacht geschöpft hat, erklärt sie, dass sie zwar der vermisste Vicente sei, die Umwandlung allerdings auf ihren Wunsch hin passiert ist. Doch nach einem zärtlichen Zusammensein erschießt sie Robert sowie dessen Haushälterin und kehrt zu ihrer Mutter zurück. Diese erkennt ihren Sohn erst wieder, als Vera von einer Begebenheit erzählt, von der nur Vicente wissen kann.

Hintergrund

  • Thierry Jonquets Romanvorlage (deutscher Buchtitel: Die Haut, in der ich wohne) wurde erstmalig 1984 in Frankreich unter dem Titel Mygale veröffentlicht, später auch unter dem Titel Tarantula in Großbritannien.

Kritiken

„Almodóvar hat das Gesetz des Thrillers verstanden, dass die von Schuld und Sühne determinierte Geschichte, mit der er beginnt und in die er uns mit atemloser Spannung bannt, sich zersetzt und eine ganz andere Spannung produziert, die des Spiels der Begehrlichkeiten und der Perversionen, in ihrem Jenseits von Gut und Böse. Travestie und Transvestitentum waren schon immer Almodóvars Ding. Hier aber geht er so weit wie nie zuvor, in den Bereich jener genetischen Manipulation, die unter dem Begriff Transgenese firmiert. “

Fritz Göttler - Süddeutsche Zeitung[2]

„Die Filmverweise sind also ebenso zahlreich wie die Oberflächenreize. Doch was Almodóvar wirklich interessiert, ist der Schmerz im Inneren seiner Protagonisten, der sich nicht wegoperieren lässt, sondern allenfalls weitergegeben werden kann. Dem Titel zum Trotz: "Die Haut, in der ich wohne" ist ein subkutanes Melodram, ein buchstäblich unter die Haut gehendes, komplexes Ineinanander von Schuld, Scham und Sühne. “

Christian Buß - Der Spiegel[3]

„Auch wenn Almodóvar die kalte Grausamkeit und den lakonischen Sadismus der Romanvorlage entschärft, bleibt der neue Film doch sein kältester. Das liegt nicht nur an der zurückgenommenen Darstellung Antonio Banderas’, sondern auch an der kühlen Kamera, dem ganz besonderen Umgang mit dem Licht von José Luis Alcaine. Ein ganz wesentliches Element ist auch in diesem Film wieder die aufwühlende bis verfremdende Musik von Alberto Iglesias. [..] Dabei gelingt dem Regisseur immer wieder die Gratwanderung zwischen Spannung, starken Gefühlen und, wenngleich immer seltener, komischen Momenten. Sein neuer Film ist nicht, wie so oft behauptet, ein Horrorfilm, beschreibt vielmehr den Horror der Einsamkeit. “

Wolfgang Hamdorf - film-dienst[4]

„Ein tiefes Misstrauen gegenüber der Schönheitschirurgie hat Almodóvar erfasst. [..] Fasziniert von den Verwandlungsgeschichten bei Fritz Lang und Friedrich Wilhelm Murnau, hatte er den Film sogar ursprünglich als schwarzweißen Stummfilm drehen wollen. Noch deutlicher ist ein anderes Vorbild: Georges Franjus Horror-Klassiker „Augen ohne Gesicht“ folgt die Geschichte des Spaniers in vielen Punkten, selbst das Motiv der weißen Maske wirkt wie ein direktes Zitat. Doch so geistreich diese Filmgeschichte des Phantastischen ist, so uneinheitlich wirkt es im Ganzen. Wie bei einer enttäuschenden Literaturverfilmung wünscht man sich das Original zurück. “

Daniel Kothenschulte - Frankfurter Rundschau[5]

„Der Film entpuppt sich als virtuoses erzählerisches Verwirrspiel und als dramaturgische Glanzleistung, die einen beim Rezensieren vor knifflige Probleme der Geheimniswahrung stellt: Ein Schlüsselmoment stoppt die Erzählung mittendrin ab, eine irritierende Parallelhandlung tut sich auf. Jedoch nur, um auf das Geschehen des ersten Teils noch einmal eine andere Perspektive zu eröffnen. “

Isabella Reicher - Die Tageszeitung[6]

Auszeichnungen

Die Haut, in der ich wohnte konkurrierte im Wettbewerb der Internationalen Filmfestspiele von Cannes um die Goldene Palme. Beim Europäischen Filmpreis 2011 erhielten Komponist Alberto Iglesias und Szenenbildner Antxón Gómez Nominierungen.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Freigabe der Jugendmedienkommission
  2. Filmkritik Vom Design der Begierde
  3. Filmkritik Schauer-Melodram von Almodóvar
  4. Filmkritik Die Haut, in der ich wohne
  5. Filmkritik Augen ohne Gesicht
  6. Filmkritik Mann mit mindestens zwei Gesichtern

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