Der Teufelskreis

Der Teufelskreis
Filmdaten
Originaltitel Der Teufelskreis
Produktionsland DDR
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1956
Länge 103 Minuten
Stab
Regie Carl Balhaus
Drehbuch Carl Balhaus
Produktion DEFA
Musik Günter Klück
Kamera Hans Hauptmann
Schnitt Ursula Kahlbaum
Besetzung

Der Teufelskreis ist ein deutscher Spielfilm der DEFA von Carl Balhaus aus dem Jahr 1956. Er behandelt den Reichstagsbrand und anschließenden Schauprozess im Jahr 1933.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Kurz nach der Machtergreifung Adolf Hitlers Anfang 1933 laufen Vorbereitungen, die die Mitglieder der sozialistischen und kommunistischen Parteien mundtot machen sollen. Hellseher Erik Jan Hanussen beschwört nach Bestechung durch SA-Männer, dass er ein großes Gebäude in Flammen sieht, und der Obergruppenführer der SA Graf Helldorf gewinnt das Vertrauen des anscheinend radikalen, in Wirklichkeit aber geistig kranken Niederländers Marinus van der Lubbe, der überzeugt ist, ein großer Brand werde ein Startsignal aussenden. Wenig später steht das Reichstagsgebäude in Flammen. Neben Marinus van der Lubbe waren vor allem SA-Männer am Legen der verschiedenen Brandherde beteiligt. Noch in der selben Nacht findet auf Veranlassung von Graf Helldorf eine Massenverhaftung von KPD- und SPD-Mitgliedern durch die SA statt. Obwohl der sozialdemokratische Abgeordnete Wilhelm Lüring von seinem Sohn Paul gewarnt wird, verweigert er sich der Flucht, habe er doch nie radikale Ansichten gehabt und werde von den Nationalsozialisten menschlich geschätzt. Kurz darauf wird er von der SA verhaftet.

Er wird zusammen mit zahlreichen anderen KPD- und SPDlern sowie dem jüdischen Arzt Dr. Meyerheim ohne Anklage und Verhör mehrere Monate in einer Sammelzelle gefangen gehalten. Später werden die Angeklagten nach und nach zum Verhör gebracht. Nachdem der kommunistische Abgeordnete Theo Neubauer zusammengeschlagen zurück in die Sammelzelle gebracht wird, ist Wilhelm Lüring an der Reihe. Die Nationalsozialisten wollten anlässlich des Reichstagsbrandes ein Exempel statuieren und einen Schauprozess veranstalten, um die Verantwortlichen des Brandes öffentlich zu verurteilen. Außer van der Lubbe haben sie fünf weitere Verdächtige ausfindig machen können, doch fehlen ihnen Beweise für eine gemeinsame Täterschaft, die es real nie gegeben hat. Wilhelm Lüring wird zum Tag des Brandes befragt und zu bestimmten Personen. Er gibt zu, einen als tatverdächtig eingestuften Mann im Wandelgang des Reichstages im Gespräch mit einem älteren Herrn gesehen zu haben. Dieser sei jedoch nicht van der Lubbe gewesen, der viel zu jung sei. Erst unter Folter meint Wilhelm Lüring, den Verdächtigen mit van der Lubbe gesehen zu haben. Nun gilt er als Kronzeuge des Prozesses und wird in Leipzig in Sonderhaft gehalten. Hier darf ihn auch seine Frau besuchen.

Der Schauprozess beginnt und wird zur Farce. Van der Lubbe kann keine sinnvolle Aussage machen, weil er in der Haft sediert wurde. Einer der fünf Verdächtigen, der Exil-Bulgare und überzeugte Kommunist Georgi Dimitrow, der in seinem Heimatland bereits zum Tode verurteilt wurde, lehnt sich gegen die Lügen und Verleumdungen auf, stellt die Zeugen der Anklage bloß und tritt als sein eigener Verteidiger auf. Nach wenigen Tagen wird die Live-Übertragung der Verhandlung abgebrochen. Selbst Graf Helldorf und Hermann Göring werden von Dimitrow des Lügens überführt und in die Ecke getrieben. Wilhelm Lüring zeigt sich vom Mut Dimitrows beeindruckt. Er wird im Gefängnis von seiner Frau besucht, die versucht, ihn auf Betreiben seiner Kinder Paul und Marta zum Widerrufen seiner Aussage gegen van der Lubbe zu bringen. Am Ende widerruft Wilhelm Lüring seine Aussage vor Gericht und gibt als Begründung an, dass Dimitrows Verhalten ihm den Mut zur Wahrheit gegeben habe. Er wird in ein KZ deportiert, wo bereits die anderen Sozialisten gefangen sind. Schwer misshandelt stirbt er in den Armen der Genossen. Der Prozess geht unterdessen weiter, an dessen Ende Dimitrow ein Plädoyer für den Sieg der Arbeiterklasse hält.

Produktion

Der Teufelskreis entstand nach dem Theaterstück Der Teufelskreis von Hedda Zinner. Im Film bezieht sich der Titel auf den Teufelskreis der Anklage, die für jeden der fünf Angeklagten einen Zeugen benennen kann, der einen mit einem anderen Angeklagten gesehen haben will, bis sich der Kreis schließt. Der Film wurde 1955 gedreht und erlebte am 13. Januar 1956 sowohl im Berliner Kino Babylon als auch im DEFA-Filmtheater Kastanienallee seine Premiere. Zum Teil wurden originale Wochenschauaufnahmen der NS-Zeit in den Film geschnitten.

Die Rolle des Marinus van der Lubbe war nach einer Statistenrolle in Ernst Thälmann – Führer seiner Klasse der erste größere Leinwandauftritt des späteren DEFA-Stars Fred Delmare und bedeutete seinen Durchbruch als Filmschauspieler. Delmare hatte die Rolle des van der Lubbe zuvor bereits in einer Inszenierung am Leipziger Schauspielhaus gespielt.[1] Der Film wurde zudem das Regiedebüt des Schauspielers Carl Balhaus.

Kritik

Die zeitgenössische Kritik lobte, dass der Film keine bloße Abfilmung des Theaterstücks und damit schematische Verfilmung geworden sei. „Die Handlungsschauplätze sind wirksam erweitert, die Darstellerführung ist sauber und klar, Umstellung und Neueingliederung etlicher Szenen sind geschickt bewältigt.“[2] Karl-Eduard von Schnitzler befand, dass es „unzweifelhaft gelungen [sei], einen großen Teil des historischen wie des Bühnengeschehens ins Filmische umzusetzen.“[3]

„In politisch bedingten historischen Verzeichnungen zwar kritik- und fragwürdig, ist der Film dennoch eine partiell eindrucksvolle freie Bearbeitung eines wichtigen Kapitels deutscher Zeitgeschichte“, befand der film-dienst.[4] Ralf Schenk nannte den Film „ästhetisch eher bieder“.[5]

Literatur

  • Der Teufelskreis. In: F.-B. Habel: Das große Lexikon der DEFA-Spielfilme. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2000, ISBN 3-89602-349-7, S. 608–609.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Der Teufelskreis. In: F.-B. Habel: Das große Lexikon der DEFA-Spielfilme. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2000, S. 609.
  2. Peter Edel in BZ am Abend, 19. Januar 1956.
  3. Karl-Eduard von Schnitzler in: Filmspiegel, Nr. 3, 1956, S. 3.
  4. Vgl. film-dienst.de
  5. Ralf Schenk: Mitten im Kalten Krieg 1950 bis 1960. In: Ralf Schenk (Red.), Filmmuseum Potsdam (Hrsg.): Das zweite Leben der Filmstadt Babelsberg. DEFA-Spielfilme 1946–1992. Henschel, Berlin 1994, S. 119.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Der Teufelskreis — Release date(s) 1956 Country East Germany Language German Der Teufelskreis is an East German film. It was released in …   Wikipedia

  • Teufelskreis — der Teufelskreis (Aufbaustufe) Situation, die sich ständig wiederholt, aus der es keinen Ausweg gibt Beispiel: Wir nahmen neue Kredite auf und sind dadurch in einen Teufelskreis geraten …   Extremes Deutsch

  • Teufelskreis — Urbeispiel von Watzlawick Schaubild Teufelskreis nach Thomann/Schulz von Thun …   Deutsch Wikipedia

  • Der Wolkenatlas — Der Roman Der Wolkenatlas erschien im Jahre 2004 unter dem Titel Cloud Atlas , wurde im September 2006 in Deutschland veröffentlicht und ist der dritte Roman von David Mitchell. Übersetzer der deutschen Ausgabe ist Volker Oldenburg.… …   Deutsch Wikipedia

  • Der fünfte Kopf des Zerberus — (Originaltitel:The Fifth Head of Cerberus) ist der Name einer dreiteiligen Kurzgeschichtensammlung, die der amerikanische Science Fiction und Fantasy Autor Gene Wolfe im Jahr 1972 veröffentlichte. Die deutsche Ausgabe erschien 1974 im Wilhelm… …   Deutsch Wikipedia

  • Der kleine Tod — Der Orgasmus ist ein hervorbrechendes Ereignis. (Bild: Władysław Podkowiński, „La Folie“, 1894) Der Orgasmus (fachspr. auch Klimax nach griech. klimax, κλίμαξ „Treppe“, „Leiter“, „Steigerung“) ist der Höhepunkt des sexuellen Lusterlebens, der… …   Deutsch Wikipedia

  • Der Fliegenfänger — ist der erste Roman von Willy Russell, der schon zuvor Dramen und Musicals wie Educating Rita und Shirley Valentine geschrieben hatte. Die Originalausgabe erschien 2000 in London unter dem Titel The Wrong Boy. In deutscher Übersetzung erschien… …   Deutsch Wikipedia

  • Teufelskreis Alpha — Filmdaten Deutscher Titel Teufelskreis Alpha Originaltitel The Fury Produk …   Deutsch Wikipedia

  • Der Tod löscht alle Spuren — In diesem Artikel oder Abschnitt fehlen folgende wichtige Informationen: Vollständige Inhaltsangabe fehlt Du kannst Wikipedia helfen, indem du sie recherchierst und einfügst …   Deutsch Wikipedia

  • Teufelskreis der Gewalt — Filmdaten Deutscher Titel: Mütter Söhne Originaltitel: Some Mother s Son Produktionsland: Irland Erscheinungsjahr: 1996 Länge: 112 Minuten Originalsprache: Englisch …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”