Aberlin Jörg

Aberlin Jörg
Das Wappen Aberlin Jörgs in der Marbacher Alexanderkirche

Aberlin Jörg (auch: Aberlen, Albrecht, Eberlin; * um 1420; † 1494, beigesetzt in Schwieberdingen) war der bedeutendste Architekt und Baumeister des spätgotischen Kirchenbaus im Württemberg des 15. Jahrhunderts.

Aberlin Jörg wurde vermutlich um 1420 als Sohn von Hänslin Jörg, der ebenfalls Baumeister war, geboren. Als Hauptwerk des eigentlichen Hausarchitekten von Graf Ulrich V. gilt die Stuttgarter Stiftskirche, an deren Langhaus er von 1433 bis zum Lebensende im Jahr 1492 arbeitet. In Stuttgart baut er auch die beiden damaligen Vorstadtgotteshäuser, die St. Leonhardskirche (vermutlich zwischen 1463 und 1468) sowie die Hospitalkirche (1473–1493). Die Cannstatter Stadtkirche (1471–1506) hat er noch begonnen.

Das Gewölbe des Gmünder Münsters

Andere wichtige Arbeiten Jörgs sind das Chorgewölbe der Heilbronner Kilianskirche (1485–1487), die Aidlinger Pfarrkirche (1470), die Balinger Stadtkirche (1443 begonnen), die Alexanderkirche in Marbach und die Stadtkirche Schorndorf (ab 1477) sowie das Gewölbe des Gmünder Münsters (ab 1491), an denen er bis zu seinem Lebensende mitwirkte.

Weit über Württemberg hinaus wurde Aberlin Jörg durch die Turmgestaltung der Rottweiler Kapellenkirche bekannt. Durch den Aufsatz der achteckigen Obergeschosse (ab 1473) geriet der Kapellenturm zu einem der bedeutendsten Kirchtürme Deutschlands. Ein profanes Werk, die 1456 gebaute steinerne Brücke über die Enz in Bietigheim, wurde 1945 vor den anrückenden Alliierten gesprengt.

Nach dem Tode des Grafen Ulrich V. im Jahr 1480 förderte dessen Nachfolger Eberhard im Bart die Uracher Meister, woraufhin Jörg weniger in Württemberg, sondern eher in den Reichsstädten Heilbronn, Rottweil und Schwäbisch Gmünd tätig war. Zu seinen Schülern zählt Bernhard Sporer, der sich später auch eher den Uracher Meistern anschloss.

Nach seinem Tod um 1494 wurde Aberlin Jörg in der Schwieberdinger Georgskirche, an deren Gestaltung er vermutlich ebenfalls beteiligt war, beigesetzt. Die Grabplatte ist erhalten.

Literatur

  • Gustav Wais (Hrsg.): Die Stuttgarter Stiftskirche. Mit e. Baugeschichte von Adolf Diehl. Stuttgart: Kohlhammer, 1952.
  • Neue Beiträge zur Archäologie und Kunstgeschichte Schwabens: Julius Baum zum 70. Geburtstag am 9. April 1952 gewidmet. Hrsg. von der Gesellschaft zur Förderung des Württ. Landesmuseums.Gesellschaft zur Förderung des Württembergischen Landesmuseums. Stuttgart: Kohlhammer, 1952.
  • Hans Köpf: Neuentdeckte Bauwerke des Meisters Anton Pilgram. In: Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte Bd. 15, 1953, S. 119.-135.
  • Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler: Baden-Württemberg. München: Deutscher Kunstverlag, 1964 (unter Jörg, Aberlin).
  • Gustav Wais: Stuttgarts Kunst- und Kulturdenkmale. Stuttgart: Kohlhammer, 1954.
  • Kurt Gerstenberg: Die deutschen Baumeisterbildnisse des Mittelalters. Berlin: Deutscher Verlag f. Kunstwissenschaft, 1966. S. 70, 195, 190.
  • Allgemeines Künstlerlexikon Bd. 1, 1992. S. 135.

Weblinks


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