Das Mädchen aus der Streichholzfabrik

Das Mädchen aus der Streichholzfabrik
Filmdaten
Deutscher Titel Das Mädchen aus der Streichholzfabrik
Originaltitel Tulitikkutehtaan tyttö
Produktionsland Finnland, Schweden
Originalsprache Finnisch
Erscheinungsjahr 1990
Länge 68 Minuten
Stab
Regie Aki Kaurismäki
Drehbuch Aki Kaurismäki
Kamera Timo Salminen
Schnitt Aki Kaurismäki
Besetzung
  • Kati Outinen: Iris
  • Elina Salo: Mutter
  • Esko Nikkari: Stiefvater
  • Vesa Vierikko: Aarne
  • Reijo Taipale: Sänger
  • Silu Seppälä: Bruder

Das Mädchen aus der Streichholzfabrik ist ein Film von Aki Kaurismäki aus dem Jahr 1990.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Der Film beginnt mit dem Schälen von Baumstämmen, die dann in Scheiben geschnitten werden und danach in Streifen. Viele Maschinen und ein langes Band sind nötig, bis die Streichhölzer in der Schachtel landen. Alles geht automatisch, kein Mensch ist während des ganzen Prozesses zu sehen, bis plötzlich Iris auftaucht. Ihre Aufgabe ist es, die Etiketten auf den Kartons zu kontrollieren.

Iris wohnt bei ihrer Mutter und dem Stiefvater. Sie bereitet das Abendessen vor. Schweigend essen sie, während im Fernseher die Nachrichten laufen. Danach geht sie in ein Tanzlokal. Während die Frauen um sie herum zum Tanzen aufgefordert werden, bleibt sie übrig. Sie geht nach Hause und macht sich ihr Bett auf dem Sofa.

Am nächsten Tag geht sie über den Friedhof, in einer Kneipe trinkt sie ein Bier, wäscht die Wäsche der Familie, bügelt und wieder sprechen sie nicht miteinander. Schweigend sitzen ihre Mutter und der Stiefvater vor dem Fernseher, in dem die Nachrichten laufen.

Als Iris ihren Lohn bekommt, sieht sie auf dem Weg nach Hause ein Kleid in einem Schaufenster. Sie kauft es. Die Lohntüte wird von ihrer Mutter geprüft. Sie entdeckt den fehlenden Betrag und zeigt es dem Stiefvater. Dieser gibt Iris eine Ohrfeige, nennt sie Hure und die Mutter verlangt, dass sie das Kleid zurückbringt.

Mit dem Kleid in einer Schachtel geht Iris aus dem Haus. In einem öffentlichen Bad zieht sie sich um und geht in eine Disco. Dort lernt sie Aarne kenne und verbringt die Nacht mit ihm in seiner eleganten Wohnung. Am nächsten Morgen, während sie noch schläft, geht er aus dem Haus. Auf dem Nachttisch hat er Geld für sie hinterlassen. Sie lässt das Geld liegen, schreibt ihm aber ihre Telefonnummer auf einen Block.

Von Ihrem Bruder, der als Koch arbeitet, leiht sie sich das Geld für das Kleid. Sie legt das Geld für ihre Mutter auf den Tisch. Die folgenden Tage wartet sie vergeblich auf einen Anruf von Aarne. An ihrem Geburtstag bekommt sie von ihrer Mutter ein Buch geschenkt, das sie sofort zu den anderen aus der selben Reihe in das Regal steckt.

Nachdem sie sich im Kino einen alten Hollywood-Film angesehen und geweint hat, klingelt sie bei Aarne. Dieser weist sie ab, verspricht aber, sie am nächsten Tag auszuführen. Schweigend sitzen Mutter, Stiefvater und Aarne bei Kaffee und Gebäck, während sich Iris fertigmacht. In einem noblen Restaurant macht Aarne ihr klar, dass sie ihm nichts bedeutet und dass sie verschwinden soll.

Als Iris erfährt, dass sie schwanger ist, schreibt sie Aarne einen verzweifelten Brief, der aber auch die Hoffnung ausdrückt, dass alles gut werden könne. Von ihm bekommt sie aber nur einen Umschlag mit einem Scheck und der Aufforderung zur Abtreibung. Sie rennt auf die Strasse und wirft sich vor ein Auto.

Im Krankenhaus, durch den Unfall hat sie das Kind verloren, erfährt sie von ihrem Stiefvater, dass sie sich einen neue Bleibe suchen soll. Die Mutter möchte sie nicht mehr in der Wohnung haben. Iris zieht zu ihrem Bruder, als sie das Krankenhaus wieder verlassen kann.

In einer Apotheke kauft Iris Rattengift. Sie bringt Aarne seinen Scheck zurück und tötet ihn mit dem Gift, das sie unbemerkt in seinen Drink schüttet. Ein Mann in einem Club, der sie ziemlich plump anmacht, bekommt auch von dem Rattengift ab. Danach überprüft sie die Wirkung des Rattengifts im Botanischen Garten an einer Pflanze. Sie ist zufrieden. Dann geht sie ihre Mutter und den Stiefvater besuchen. Sie füllt das Gift in die Schnapsflasche, die zum Essen auf dem Tisch steht. Nachdem sie sich überzeugt hat, dass das Gift auch hier seine Wirkung getan hat, verlässt sie das Haus.

Iris wird bei der Arbeit in der Streichholzfabrik von zwei Polizisten festgenommen und abgeführt.

Hintergrund

Der Film kommt mit extrem wenig Dialog aus. Der erste Satz, mit Ausnahme des Nachrichtensprechers im Fernsehen, ist nach dreizehn Minuten: „Ein kleines Bier.“, von Iris.

„Wenn Du denkst, das zwischen uns wäre was Bleibendes, dann täuschst du Dich. Es gibt nichts was mich weniger berühren könnte als Deine Zuneigung. Es wäre am Besten Du verschwindest jetzt!“, ist einer der längsten Dialogstellen im Film. Ausgesprochen von Aarne als er mit Iris Schluß macht.

Die emotionale Handlung wird stark akzentuiert durch die Texte der Lieder, die im Film gesungen werden.

Kritik

„Konzentriert und formal konsequent entwickelter Film vor dem Hintergrund einer trostlos gezeichneten finnischen Realität, der mit lakonischer Filmsprache und bitterem Humor die Unmöglichkeit eines erfüllten Lebens angesichts der lieblosen Umwelt reflektiert“

Lexikons des Internationalen Films[1]

„Innerhalb einer guten Stunde Laufzeit entwickelt Aki Kaurismäki hier ein abgründig-düsteres, bitter-böses modernes Märchen über eine an Einsamkeit und Repression verzweifelnde Protagonistin der Arbeiterklasse, das in seiner bedrückenden Intensität ein dichtes Lehrstück über die Verlorenheit der menschlichen Existenz und über die Kunst der Visualisierung fokussierten Filmschaffens gleichermaßen darstellt.“

kino-zeit.de[2]

Auszeichnungen

Einzelnachweise

  1. Das Mädchen aus der Streichholzfabrik im Lexikon des Internationalen Films
  2. kino-zeit.de: [1]

Weblinks


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