KPD Hessen

KPD Hessen

Die KPD Hessen war die Landesorganisation der KPD in Hessen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Vorgeschichte

In der Weimarer Republik bestand keine einheitliche hessische Organisation der KPD. Die KPD war reichsweit in 24 Bezirke gegliedert. Auf dem Gebiet des heutigen Hessens (aber nicht deckungsgleich) bestanden die Bezirke Hessen-Frankfurt und Hessen-Waldeck.

Neugründung nach dem Zweiten Weltkrieg

Nach dem Zweiten Weltkrieg bildeten sich lokale Gruppen der KPD. Juni/Juli 1945 kehrten Leo Bauer, Ernst Eichelsdörfer und Walter Fisch aus dem Schweizer Exil nach Frankfurt zurück und übernahmen im Auftrag der KPD-Zentrale den Wiederaufbau der hessischen KPD. Am 11. Juni 1945 beschloss das Zentralkommittee der Partei ein Aktionsprogramm (Juniaufruf). Am 12. September 1945 wurde die KPD Frankfurt am Main durch die US-Besatzungsbehörden als Kreisverband zugelassen. Auch wenn noch kein Landesverband zugelassen worden war, wurde Walter Fisch am 4. November in Eckenheim zum Landesvorsitzenden gewählt. Am 13. Dezember 1945 wurde der Landesverband der KPD als erste landesweite Partei in Hessen zugelassen.

Wie in anderen Ländern bemühte sich auch die KPD Hessen um einen Zusammenschluss mit der SPD. Nachdem dies von der SPD mehrheitlich abgelehnt wurde, stellte der Aktionsausschuss in Frankfurt schon im Oktober die Arbeit ein. In Wiesbaden wurden die Bemühungen bis Anfang 1946 fortgesetzt. Spätestens nachdem sich die Zwangsvereinigung von SPD und KPD in der SBZ abzeichnete, endete die Bereitschaft in der SPD für einen Zusammenschluss in den Westzonen abrupt.

Die US-Militärregierung ernannte eine Reihe von KPD-Mitgliedern zu Funktionsträgern von Staatsämtern. So stellte die KPD die Bürgermeister in Lengfeld und Neustadt (Odenwald). Mit Wilhelm Hammann wurde der Landrat im Landkreis Groß-Gerau und mit Oskar Müller der Minister für Arbeit und Wiederaufbau in Hessen durch die Amerikaner eingesetzt. Daneben stellte die KPD zwei ernannte Staatssekretäre.

Wahlergebnisse

In dem ernannten Beratenden Landesausschuss erhielt die KPD wie auch die demokratischen Parteien ein Viertel der Mandate. Die Kommunalwahlen in Hessen 1946 endeten für die KPD enttäuschend. Die Wahlen in den Kreisen und kreisfreien Städten im April und Mai 1946 ergab einen Stimmenanteil von 9,3 %. Auch die Wahl zur Verfassungsberatenden Landesversammlung am 30. Juni bestätigte dieses Bild. Die KPD erhielt dort 9,7 %.

Damit war die KPD in der Verfassungsdiskussion Zünglein an der Waage. Die SPD Hessen verfügte zusammen mit der KPD über eine Mehrheit in der Versammlung und war entschlossen, diese Mehrheit zur Durchsetzung sozialistischer Positionen wie der Sozialisation oder des Verbotes der Aussperrung zu nutzen. Am Ende kam es in der Verfassungsfrage jedoch in den meisten Konfliktthemen zu einem Konsens der demokratischen Parteien.

Bei den Landtagswahlen in Hessen am 1. Dezember 1946 erreichte die KPD 10,7 % der Stimmen. Wie sich schon in der Verfassungsdiskussion abgezeichnet hatte und unter dem Eindruck der zunehmenden Gleichschaltung in der SBZ, kam es jedoch nicht zu einer Koalition der beiden Arbeiterparteien sondern zu einer Großen Koalition zwischen SPD und der in Hessen sehr weit links stehenden CDU Hessen.

Bei der Landtagswahl in Hessen 1950 erreichte die KPD 4,7 % und konnte genauso wenig in den Landtag einziehen wie bei der Landtagswahl in Hessen 1954 mit 3,4 %.

Regionale Schwerpunkte

Der hessische Landesverband hatte innerhalb der KPD eine besondere Rolle, da Frankfurt am Main ab 1948 Sitz der BRD-Parteizentrale der KPD war. Regionale Schwerpunkte der KPD waren das Rhein-Main-Gebiet und in geringerem Umfang der Raum Kassel. Insbesondere in den Betriebsräten bei Opel und Henschel spielte die KPD anfangs eine wichtige Rolle.

Säuberungen, Bedeutungsverlust und Verbot

Die KPD Hessen wurde Ende der 40er und Anfang der 50er Jahre durch eine Reihe innerparteilicher „Säuberungen“ gegen die „Westemigranten“ geschwächt: Leo Bauer, Walter Fisch und Josef Schleifstein waren die prominentesten Opfer. Alfred Drögemüller war mehrere Monate in Ostberlin in Haft, die Frankfurter Stadtverordnete Eva Steinschneider musste Selbstkritik wegen „Titoismus“ üben.

1951 wurde Oskar Müller als hessischer Landesvorsitzender durch den KPD-Bundesvorstand abgesetzt und durch Klaus Weigle ersetzt. Müller wurde vorgeworfen, im Wahlkampf nicht hinreichend die Linie der sowjetischen Deutschlandpolitik vertreten zu haben, außerdem habe sich im hessischen Landesverband durch seine Verfehlungen „der Opportunismus wie eine Seuche ausgebreitet“.[1]

Die KPD Hessen entwickelte sich zu einer völlig isolierten Partei mit starken Mitgliederverlusten. Während im September 1946 in der US-Zone noch 72.239 Mitglieder gezählt wurden, waren es Mitte der 1950er Jahre nur noch wenige Tausend. Die durch Verfall und Lähmung gekennzeichnete Partei wurde am 17. August 1956 verboten.

Hauptartikel: KPD-Verbot

Illegale Arbeit und Nachfolgeorganisationen

Auch Mitglieder der KPD Hessen versuchten das Verbot zu umgehen. Bei den Kommunalwahlen am 28. Oktober 1956 traten die Kommunisten in einigen Hochburgen als „Unabhängige Wählergruppen“ an. Erfolge wurden nur vereinzelt erzielt. So gewann man Mandate in Neustadt, Ueberau bei Reinheim und in Langenselbold.

1960 erfolgte das Verbot der Nachfolgeorganisationen durch das Hessische Innenministerium. Bei den Kommunalwahlen in Hessen 1964 erhielten ehemalige KPD-Mandatsträger wieder Sitze in einigen Kommunen (u.a. in Ueberau und in Langenselbold), wo sie für die Deutsche Friedensunion (DFU) antraten.[2]

DKP Hessen

Am 26. September 1968 wurde die DKP gegründet. Auch wenn diese aufgrund des KPD-Verbotes offiziell keine Nachfolgeorganisation sein konnte, wurde sie jedoch allgemein als solche wahrgenommen. Genauso wie die alte KPD stand sie in direkter Abhängigkeit von der SED.

Die Wahlergebnisse der DKP Hessen bei Landtagswahlen waren marginal. Auf kommunaler Ebene gelang es an einigen wenigen Hochburgen, an die Wahlerfolge der KPD und deren Nachfolgelisten anzuknüpfen. So war die DKP Hessen nach den Kommunalwahlen in Hessen 1972 in Mörfelden, Dietzenbach, Langenselbold Neuberg (Hanau), Reinheim und Gersfeld in den Kommunalparlamenten vertreten.

Als neue Hochburg entwickelte sich die Studentenstadt Marburg. 1972 erzielte die DKP hier 5,3 %, bei den Kommunalwahlen in Hessen 1977 bundesweit beachtete 10,2 %. Diese Hochburg erwies sich als stabil. Bei den Kommunalwahlen in Hessen 1989 wurden immer noch 5,8 % erreicht.

Auf dem Höhepunkt der DKP Hessen im Jahr 1978 wurden 23.000 Mitglieder gezählt. Im „roten Hessen“ war die DKP bis 1974 kaum vom Extremistenbeschluss betroffen. Zwischen 1978 und 1983 erfolgten einige Abweisungen von DKP-Mitgliedern im Schulbereich.

Mit der Wende 1989 entfielen die finanziellen Zuwendungen aus Ost-Berlin und die DKP verlor weiter an Bedeutung.

Parteipresse

Februar 1946 wurde der „Hessische Landbote“ als Parteiblatt konzessioniert. Zeitgleich wurden auch die Blätter der anderen Parteien genehmigt. Als einer der Herausgeber der überparteilichen Frankfurter Rundschau wurde Emil Carlebach von den Besatzungsbehörden konzesioniert.

Personen

Vorsitzende

KPD

DKP

  • Josef Mayer (1968-1981)
  • Ellen Weber (1981-1986)
  • Rudi Maurer (1986-1990)

die folgenden Landesvorsitzenden sind wegen Bedeutungslosigkeit nicht aufgeführt

Abgeordnete nach 1945

Name Landesausschuss Verfassungsgebende Versammlung 1. Wahlperiode
Adam Barthels Mitglied
Leo Bauer Fraktionsvorsitzender dito dito bis 30. Juni 1949
Emil Carlebach Mitglied
Karl Diez Mitglied Mitglied Mitglied
Wilhelm Feutner Mitglied
Walter Fisch Mitglied Mitglied bis 27. September 1949
Franz Gondolf ab 5. Oktober 1949
Heinrich Haase Mitglied
Werner Krauss Mitglied
Ludwig Keil Mitglied, ab 1. Juli 1949 Fraktionsvorsitzender
Paul Krüger Mitglied Mitglied Mitglied
Maria Moritz Mitglied
Heinrich Rademacher Mitglied Mitglied
Konrad von der Schmitt Mitglied
Hans Schmüser Mitglied
Elfriede Steckel gen. Jo Mihaly Mitglied
Oskar Müller bis 30. September 1949
Heinrich Rademacher Mitglied
Jakob Renneisen ab 20. Oktober 1950
Konrad von der Schmitt ab 15. Oktober 1949
Karl Willmann Mitglied Mitglied bis 26. September 1950
Ludwig Wittmann Mitglied
Eleonore Wolf Mitglied
Johann Friedrich Zängerle Mitglied
Jakob Zeiß Mitglied

Abgeordnete in der Weimarer Republik

Abgeordnete im Landtag des Volksstaates Hessen

Name 2. Wahlperiode 3. Wahlperiode 4. Wahlperiode 5. Wahlperiode 6. Wahlperiode
Heinrich Angermeier Mitglied Mitglied
Wilhelm Beuttel Mitglied
Adam Heinrich Ebner Mitglied
Heinrich Galm Mitglied Mitglied
Dr. Daniel Greiner Mitglied Mitglied
Hermann Wilhelm Hammann Mitglied Mitglied Mitglied
Ludwig Keil Mitglied Mitglied
Wilhelm Friedrich Lenz Mitglied
Josef Loth Mitglied
Wilhelm Mauer Mitglied Mitglied
Heinrich Otto Mitglied
Karl Rost Mitglied
Katharina Roth Mitglied Mitglied
Jakob Schaefer Mitglied
Marie Schmidt Mitglied
Konrad von der Schmitt Mitglied
Cäcilie Barbara Schaeffer Mitglied
Karl Seuling Mitglied
Franz Jakob Zeiss Mitglied
Georg I. Zwilling Mitglied

Quellen

  • Georg Fülberth: Die KPD und DKP in Hessen 1945-1992; in: Dirk Berg-Schlosser, Thomas Noetzel: Parteien und Wahlen in Hessen 1946-1994, 1994, ISBN 3-89472-087-5, Seite 188-195
  • Christa Hempel-Küter: Die KPD-Presse in den Westzonen 1945-1956, ISBN 3-631-46311-1, 1993, Seite 92-106

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Quelle: Freies Volk, 21. Februar 1951.
  2. Georg Fülberth: Die KPD und DKP in Hessen 1945-1992, Seite 191-192

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