Cäcilienbrunnen

Cäcilienbrunnen
Das Cäcilienbrunnenhaus in Heilbronn
Blick in die Brunnenstube

Der Cäcilienbrunnen ist ein denkmalgeschützter Brunnen in der Cäcilienbrunnenstraße in Heilbronn. Von dem einst außerhalb der Stadtmauern gelegegen Brunnenhaus verlief ab 1588 eine Wasserleitung in die Stadt, die dort sechs öffentliche Brunnen, rund 30 Zisternen sowie verschiedene Privatbrunnen versorgte. Bis zum Bau des Heilbronner Wasserwerks im Jahr 1875, das sein Wasser über Hochbehälter am Wartberg in die Stadt verteilte, war die Cäcilienbrunnenleitung die wichtigste Einrichtung der städtischen Wasserversorgung Heilbronns.

Geschichte

Der einstmals nach einer Suhle Silchenbrunnen genannte Brunnen im Südosten der Stadt wurde 1359 erstmals erwähnt. Die Brunnenstube bezieht das Wasser aus einem sich nach Osten ausdehnenden Wiesengrund. 1588 beschloss der Rat der Stadt Heilbronn, das Wasser des Brunnens über eine hölzerne Teuchelleitung in die Stadt zu leiten, wo zuvor bis auf den Siebenröhrenbrunnen nur Pumpbrunnen bestanden. 1589 wurde der Brunnen neu gefasst, 1590 mit einem weiteren Geschoss überbaut. Die Baumeister Hans Stefan und Jakob Müller erstellten das steinerne und eineinhalbgeschossige Brunnenhäuschen mit Walmdach. Die nach einer Seite offene Brunnenstube im Untergeschoss des Gebäudes weist ein auffälliges Kreuzgewölbe auf. Der Dichter Sebastian Hornmold der Jüngere übersetzte den Namen des Brunnens im Jahr 1632 in einem lateinischen Gedicht als fons Ceciliae, woher der heutige Namen des Brunnens rührt.

Das für die Teuchelleitung benötigte Nadelholz wurde aus dem Hagenschieß bezogen und nach Heilbronn geflößt. Die Teuchelleitung wurde unterirdisch verlegt, um das Holz vor Sonneneinstrahlung zu schützen. Die Leitung folgte dem natürlichen Gefälle vom Cäcilienbrunnen in die Stadt und erreichte die Stadtmauer in etwa auf Höhe des Fleiner Tores. Dieser Abschnitt war bis zum Spätjahr 1588 bereits verlegt. Den Weg der Leitung markierten oberirdisch 50 Brunnensteine im Abstand von jeweils etwa 7 Ruten. Vom Fleiner Tor verzweigte sich die Wasserleitung in verschiedene Quartiere der Stadt, wo sie rund 30 Zisternen und sechs öffentliche Brunnen versorgte, darunter den Hafenmarkt- und den Fleinertorbrunnen. 1601 war die gesamte Wasserleitung fertiggestellt. Das Wasser legte vom Cäcilienbrunnen bis in die einzelnen Brunnen eine Strecke von rund 2,5 km zurück. Außer für die öffentlichen Brunnen und Zisternen wurde Wasser der Cäcilienbrunnenleitung auch für Privatbrunnen in den Häusern von Ratsmitgliedern abgezweigt. Die Nutznießer des Wassers hatten dabei ihre Brunnenanlagen selbst zu unterhalten und für den Wasserbezug jährliche Abgaben an die Stadtkasse zu bezahlen. Die Wasserbezugsrechte waren teilweise unbefristet an die Gebäude gebunden und gingen bei Verkauf oder Erbgang teilweise auch auf ratsfremde Personen über. Es gab jedoch auch Wasserrechte auf Lebenszeit, wie z. B. jenes, das dem Deutschordens-Komtur von Großschlag im Deutschhof um 1700 gewährt worden war. Konstante Wasserlieferung stand nur Besitzern von Brunnenbriefen zu, alle anderen Bezieher hatten nur Anrecht auf Wasser, wenn genügend Überlaufwasser in den Zisternen und Trögen vorhanden war. Die Wasserzuteilung wurde teilweise vom Brunnenmeister mit Hähnen in den Brunnenstuben geregelt.

Die Schüttung des Cäcilienbrunnens genügte nicht zu allen Zeiten der vollständigen Wasserversorgung der Stadt. Im Jahr 1635 hatten nur 16 von 36 Brunnen der Stadt Wasser. Auch aus späteren Jahren ist Wassermangel bezeugt und mussten ganze Quartiere auf die Instandsetzung ihrer Brunnen verzichten. Im Jahr 1731 wurde die gesamte Cäcilinebrunnenanlage grundlegend saniert. Das Brunnenhäuschen wurde renoviert, die Brunnenstube neu gefasst und die hölzerne Teuchel durch eine von Platten abgedeckte steinerne Kandel ersetzt. Die steinerne Kandel war jedoch oft verstopft, so dass man später teilweise auch wieder hölzerne Teuchel verlegte. An einigen Stellen der Cäcilienbrunnenleitung lagen Kandel und Teuchel auch parallel, so dass man beim Ausbessern von einer der Leitungen auf die andere ausweichen konnte. 1836 wurde die Hauptleitung vom Brunnen bis zum Kameralamt durch Röhren des Waiblinger Unternehmens Bihl erneuert.

Bis zum Bau des Heilbronner Wasserwerks im Jahr 1875, das sein Wasser über Hochbehälter am Wartberg in die Stadt verteilte, war die Cäcilienbrunnenleitung die wichtigste Einrichtung der städtischen Wasserversorgung Heilbronns.

Bis 1938 war der Cäcilienbrunnen Austragungsort verschiedener Feste. Bereits vor dem Dreißigjährigen Krieg ist ein jährliches Kinderfest zur Sonnwende dort bezeugt, ab 1824 war das Gelände beim Cäcilienbrunnen Austragungsort des Heilbronner Herbstfests.

Literatur

  • Fritz Heinß, Gerhard Lang, Willi Lutz, Georg Volz: Die Wasserversorgung der Stadt Heilbronn. Historisches Museum Heilbronn, Heilbronn 1975 (Heilbronner Museumshefte. H. 5)
  • Julius Fekete, Simon Haag, Adelheid Hanke, Daniela Naumann: Denkmaltopographie Baden-Württemberg. Band I.5 Stadtkreis Heilbronn, Theiss, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8062-1988-3, S. 80–81. 
  • Gerhard Schwinghammer und Reiner Makowski: Die Heilbronner Straßennamen. Hrsg. von der Stadt Heilbronn. 1. Auflage. Silberburg-Verlag, Tübingen 2005, ISBN 3-87407-677-6, S. 49
49.1281229.230945

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