Cuno Horkenbach

Cuno Horkenbach

Cuno Horkenbach (* 23. Mai 1883; † 20. Februar 1968) war ein deutscher Verleger.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Horkenbach war spätestens seit Mitte der 1920er Jahre als Verleger in Berlin-Kreuzberg tätig. Öffentliche Wirkung erzielte er insbesondere mit seinen Handbüchern über die Körperschaften des Deutschen Reiches, in denen er Übersichten über die Mitglieder des Reichstags und der Länderparlamente sowie den strukturellen Aufbau und das Führungspersonal von Reichsministerien und anderer höherer Reichsbehörden vorlegte.

1933 rief Horkenbach zusammen mit seiner Ehefrau Margarete (1897-1971), geborene Meyer, die zeitweise auch den Namen Kautzsch trug, den illegalen Kreis Bethanien ins Leben, der in den folgenden Jahren verfolgten jüdischen Familien illegale Unterkünfte verschaffte und ihnen - sowie später im Krieg auch niederländischen Zwangsarbeitern - Lebensmittel besorgte und ihre Flucht ins Ausland organisierte.[1] Weder die Zahl der Mitglieder der Bethaniengruppe noch die der geretteten Verfolgten lässt sich bis heute beziffern. Martin Greschat schätzt die Zahl der Mitglieder der Gruppe auf mindestens 25[2].

Neben dem Engagement als Fluchthelfer wirkte die Gruppe unter Führung Horkenbachs auch intensiv durch Mund-zu-Mund-Propaganda und andere Methoden im Widerstand gegen das NS-Regime[3].

Zusammen mit seinem Schwager, dem Berliner Industriellen Reinhold Meyer und dessen Frau, versteckte das Ehepaar Horkenbach abwechselnd über mehrere Jahre während des zweiten Weltkrieges Artur Isaakssohn, der aufgrund seiner jüdischen Wurzeln von dem NS-Regime verfolgt wurde. Am 27. April 1945 wurde Isaakssohn von einem SS-Kommando in seinem Versteck festgenommen und der Exekution zugeführt, die er jedoch schwer verletzt überlebte. Mitglieder des Bethanien-Kreises fanden ihn und brachten ihn zu einer ersten medizinischen Versorgung. Nach der Einnahme Berlins durch die Rote Armee wurde er in das Virchow-Klinikum in Berlin-Wedding überführt. Später wanderte er in die USA aus, hielt jedoch den Kontakt zu den Familien Meyer und Horkenbach. [4]

Bis zu seinem Tod führte Horkenbach seinen Cuno Horkenbach Druck und Verlag.

Das Ehepaar Horkenbach liegt, zusammen mit Cuno Horkenbachs Eltern, in einem Familienmausoleum auf dem Dreifaltigkeitskirchhof II in Berlin-Kreuzberg begraben.

Schriften

  • Das deutsche Reich von 1918 bis heute. Mit sachlicher Unterstützung der Reichsbehörden, 1930.
  • Das deutsche Reich von 1918 bis heute. Mit sachlicher Unterstützung der Reichsbehörden. Berichtsheft, 1931.
  • Das deutsche Reich von 1918 bis heute, 1932.
  • Das deutsche Reich von 1918 bis heute. 1933.
  • Handbuch der Reichs- und Staatsbehörden, Körperschaften und Organisationen, 1935.

Literatur

  • Hans-Joachim Fieber, Lothar Berthold, Michele Barricelli, René Mounajed: Widerstand in Berlin gegen das NS-Regime 1933 bis 1945. Ein biographisches Lexikon. Bd. 3, 2005.
  • Rolf-Ulrich Kunze: Distanz zum Unrecht, 1933-1945. Methoden und Probleme der deutschen Widerstandsforschung. 2006.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Martin Greschat: Facetten des christlichen Widerstandes in Berlin, in: H. G. Hockerts/H. Maier (Hg.), Christlicher Widerstand im Dritten Reich, Annweiler 2003, ISBN 3-89857-162-9, S. 56
  2. Martin Greschat: Facetten des christlichen Widerstandes in Berlin, in: H. G. Hockerts/H. Maier (Hg.), Christlicher Widerstand im Dritten Reich, Annweiler 2003, ISBN 3-89857-162-9, S. 56
  3. Hans-Rainer Sandvoß:Widerstand in Kreuzberg. S 264ff. Gedänkstätte Deutscher Widerstand 1997
  4. Hans-Rainer Sandvoß:Widerstand in Kreuzberg. S 264ff. Gedänkstätte Deutscher Widerstand 1997

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Hotibag — war ein Baubetrieb in Familienbesitz mit mehr als 250 jähriger Geschichte. Inhaltsverzeichnis 1 Gründung 2 Entwicklung um 1800 3 Das 20. Jahrhundert 4 Einzelnachweise …   Deutsch Wikipedia

  • Wolfgang Diewerge — (* 12. Januar 1906 in Stettin, Deutsches Reich; † 4. Dezember 1977 in Essen) war ein nationalsozialistischer Propagandist in Joseph Goebbels’ Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda. Sein Spezialgebiet war die antisemitische… …   Deutsch Wikipedia

  • Reichskunstwart — Der Reichskunstwart war ein dem Reichsministerium des Innern der Weimarer Republik unterstellter Beamter, der für alle mit künstlerischen Fragen sich berührenden gesetzgeberischen und Verwaltungsmaßnahmen betraut war und zwischen Behörden und… …   Deutsch Wikipedia

  • Ludwig Münchmeyer — Ludwig Johannes Herbert Martin Münchmeyer (* 2. Juni 1885 in Hoyel; † 24. Juli 1947 in Böblingen) war ein evangelischer Pastor auf der ostfriesischen Nordseeinsel Borkum, der sich durch besonders aggressive antisemitische Hetzreden hervortat.… …   Deutsch Wikipedia

  • Albert Grzesinski — (1926) Albert Grzesinski (* 28. Juli 1879 in Treptow an der Tollense als Albert Lehmann, Deutschland; † 31. Dezember 1947 in New York, USA) war preußischer …   Deutsch Wikipedia

  • Arthur Georgi junior — Arthur Georgi (* 9. Februar 1902 in Schöneberg b. Berlin; † 15. November 1970 in Hamburg) war ein deutscher Verlagsbuchhändler, Teilhaber des Paul Parey Verlags in Berlin und erster Vorsitzender des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler.… …   Deutsch Wikipedia

  • Boxheimer Dokumente — Werner Best (1942) Bei den Boxheimer Dokumenten – in der Literatur gelegentlich auch Boxheimer Dokument genannt – handelte es sich um Pläne für eine gewaltsame Machtübernahme durch Mitglieder der NSDAP. Sie wurden am 5. August 1931 vom damals 28… …   Deutsch Wikipedia

  • Carl Hamel — (* 19. Juni 1870 in Düren; † 12. September 1949 in Rhöndorf; auch: Karl Hamel) war ein deutscher Arzt. Inhaltsverzeichnis 1 Familie, Studium und Ausbildung 2 Reichsgesundheitsamt und Reichsgesundheitsrat …   Deutsch Wikipedia

  • Deutsche Kommission für geistige Zusammenarbeit — Die Deutsche Kommission für geistige Zusammenarbeit wurde 1928 gegründet, damit Institutionen und Persönlichkeiten des Deutschen Reiches bei Organisationen des Völkerbundes vertreten waren Der Reichspräsident hatte zum 28. März 1928 einen Erlass… …   Deutsch Wikipedia

  • Deutscher Landgemeindetag — Der Deutsche Landgemeindetag e.V. war im Wesentlichen eine Vereinigung deutscher Landgemeinden, die ihre Interessen gegenüber den Instanzen des Deutschen Reiches Anfang des 20. Jahrhunderts hinreichend vertreten wollten. Während im Deutschen… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”