Kotyledone

Kotyledone
Kotyledonen eines Sämlings der Rot-Buche

Die Kotyledone[1][2] oder der Kotyledo[3] (Mehrzahl Kotyledonen), auch Keimblatt ist das Blatt des pflanzlichen Embryos. Nacktsamige Pflanzen besitzen meist zwei bis zahlreiche Kotyledonen. Die Bedecktsamer wurden traditionell in die Monokotyledonen mit einem und die Dikotyledonen mit zwei Keimblättern unterteilt, eine systematische Unterteilung, die sich im Wesentlichen bis heute gehalten hat (mit Ausnahme der basalen Ordnungen).

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung einer Kotyledone

Die Embryogenese von Arabidopsis thaliana weist drei charakteristische morphologische Stadien auf. Zuerst wird durch ein präzises Muster sich anfänglich synchron teilender Zellen eine radialsymmetrische Zellkugel erzeugt, die man als globuläres Stadium des Embryos bezeichnet. Als nächstes entstehen die Keimblattanlagen (Kotyledonenprimordien) durch schnelle Zellteilungen in zwei Bereichen auf jeder Seite des zukünftigen Apex der Sprossachse. Es bildet sich das bilateralsymmetrische Herzstadium. Schließlich entwickelt sich durch Streckungswachstum der Achse und Weiterentwicklung der Kotyledonen das Torpedostadium des Embryos. Bei vielen Arten wachsen die Kotyledonen nach dem Torpedostadium beträchtlich und steigern Zellzahl und Größe, bis sie fast 90 % der gesamten Embryomasse ausmachen.

Meist sind Kotyledonen stark reduzierte Blätter; bekannte Ausnahmen sind die leicht gefiederten Kotyledonen der Gartenkresse oder die kräftig entwickelten Keimblätter bei Ricinus.

Besondere Funktionen

Kotyledonen sind die ersten Blätter einer keimenden Pflanze. Sie sitzen an einem besonderen Achsenabschnitt, dem Hypokotyl. Bei epigäischer (überirdischer) Keimung wie beim Radieschen gelangen sie aus der Samenschale über die Erdoberfläche, ergrünen dort und tragen anschließend zur Nährstoffproduktion bei. Bei hypogäischer (unterirdischer) Keimung dagegen, wie bei der Feuerbohne, verbleiben sie in der Samenschale, wo sie entweder als haustoriale Organe fungieren, die Nährstoffe aus dem umliegenden Nährgewebe aufsaugen, oder aber selbst bereits Speicherorgane sind wie beispielsweise in der Familie der Hülsenfrüchtler. Bohnen und Erbsen werden vor allem wegen ihrer eiweißreichen Kotyledonen verzehrt.

Aus der zwischen den Kotyledonen bereits angelegten Plumula entfalten sich die grünen Laubblätter, von denen die ersten als Primärblätter bezeichnet werden.

Benennung

Nathaniel Highmore erkannte die Kotyledonen 1651 als Blätter; Nehemiah Grew nennt sie 1682 die lobes of the seed (Samenlappen), im gleichen Jahr nennt John Ray sie folia seminalia (Samenblätter). Carl von Linné führte sie 1735 als vermeintlich analoge Bildung zu den Embryonen der Wiederkäuer (Endometrium) als cotyledon in die Botanik ein. [1]

Literatur

  • Troll, Wilhelm: Praktische Einführung in die Pflanzenmorphologie. Erster Teil: Der vegetative Bau. Gustav Fischer Verlag Jena, 1954
  • Troll, Wilhelm: Praktische Einführung in die Pflanzenmorphologie. Zweiter Teil: Die blühende Pflanze. Gustav Fischer Verlag Jena, 1957

Einzelnachweise

  1. a b Gerhard Wagenitz: Wörterbuch der Botanik. 2. Auflage, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, Berlin 2003. ISBN 3-8274-1398-2, S. 179.
  2. Duden. Die deutsche Rechtschreibung. 22. Auflage, Dudenverlag, Mannheim etc. 2000. ISBN 3-411-04012-2
  3. M.A. Fischer, K. Oswald, W. Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. Dritte Auflage, Land Oberösterreich, Biologiezentrum der OÖ Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9, S. 1280.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Kotyledone — Ko|ty|le|do|ne 〈f. 19; Biol.〉 1. Keimblatt 2. Lappen der Plazenta [zu grch. kotyle „Höhlung“] * * * Kotyledone   [griechisch »Vertiefung«, »(Saug)napf«] die, / n, das Keimblatt. * * * Ko|ty|le|do|ne, die; , n [griech. kotylēdōn …   Universal-Lexikon

  • Kotyledone — Ko|ty|le|do|ne 〈f.; Gen.: , Pl.: n〉 1. 〈Bot.〉 Keimblatt 2. 〈Med.〉 Lappen der Plazenta [Etym.: <grch. kotyle »Höhlung«] …   Lexikalische Deutsches Wörterbuch

  • Kotyledone — Kotyledo̱ne [von gr. ϰοτυληδων = Vertiefung; Becher; Saugnapf] w; , n, latinisiert: Cotyle̱do, Mehrz.: ...dones: 1) Zottenbüschel des ↑Chorions. 2) Lappen, Teil des Mutterkuchens (der sich aus einer Vielzahl solcher Lappen zusammensetzt) …   Das Wörterbuch medizinischer Fachausdrücke

  • Kotyledone — Ko|ty|le|do|ne die; , n <aus gr. kotylēdo̅n »Vertiefung«>: 1. Keimblatt der Samenpflanze (Biol.). 2. Zotte der tierischen Embryohülle (Biol.) …   Das große Fremdwörterbuch

  • Kotyledone — Ko|ty|le|do|ne, die; , n meist Plural <griechisch> (Zoologie Zotte der tierischen Embryohülle; Botanik pflanzliches Keimblatt) …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Araucaria — Araukarien Zweige der Chilenischen Araukarie (Araucaria araucana) Systematik Abteilung: Pinophyta …   Deutsch Wikipedia

  • Araucarias — Araukarien Zweige der Chilenischen Araukarie (Araucaria araucana) Systematik Abteilung: Pinophyta …   Deutsch Wikipedia

  • Araucarien — Araukarien Zweige der Chilenischen Araukarie (Araucaria araucana) Systematik Abteilung: Pinophyta …   Deutsch Wikipedia

  • Araukarien — Zweige der Chilenischen Araukarie (Araucaria araucana) Systematik Abteilung: Gefäßpflanzen (Tracheophyta) …   Deutsch Wikipedia

  • Aroideae — Gefleckter Aronstab (Arum maculatum) Systematik Unterabteilung: Samenpflanzen (Spermatophytina) Klasse …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”