Conradi-Affäre

Conradi-Affäre

Die Conradi-Affäre war eine Affäre zwischen der Schweiz und der damaligen Sowjetunion.

Inhaltsverzeichnis

Tat

Am 10. Mai 1923 erschoss Moritz Conradi im Hotel Cécil in Lausanne den sowjetischen Diplomaten Wazlaw Worowski (russisch Вацлав Вацлавович Воровский).

Der Mörder entstammte aus einer Schweizer Schokoladenfabrikantenfamilie und war in Sankt Petersburg aufgewachsen. Er diente von 1914 bis 1921 während des Ersten Weltkriegs bei der russischen Armee und bei den Weissen Garden. Ab 1921 verkehrte er in der Schweiz als russischer Emigrant.

Prozess

Da der Getötete bei der Meerengen-Konferenz keine Akkreditierung besass, wurde der Mordfall von der Justiz des Kantons Waadt als normale Strafsache beurteilt. Der Genfer Rechtsanwalt Théodore Aubert plädierte 1923 als Verteidiger für einen Freispruch seines Mandaten, indem er das in der Schweiz von russischen Emigranten und repatriierten Russlandschweizern geprägte Klima zu einer Verurteilung des Bolschewismus ummünzte.[1] In der Folge wurde Moritz Conradi von den Geschworenen freigesprochen.

Folgen

Die juristisch unhaltbare Entscheidung drängte die Schweizer Justiz auf internationaler Ebene in ein Zwielicht. Sie schadete der Schweiz als Völkerbund-Sitz und als Gastgeberin diverser internationaler Konferenzen. Zudem verschlechterten sich die Beziehungen zu der Sowjetunion weiter.

Im Gegenzug gründete der Verteidiger die rechtsbürgerliche «Entente internationale contre la IIIe Internationale», die auch als Liga Aubert bezeichnet wird.

Wazlaw Worowski wurde an der Nekropole an der Kremlmauer in Moskau bestattet.

Literatur

  • Annetta Gattiker: L'affaire Conradi. Herbert Lang, Bern 1975.
  • Alfred Erich Senn: Assassination in Switzerland: The murder of Vatslav Vorovsky. Madison, 1981, ISBN 0299085503.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Aubert, Théodore. Historisches Lexikon der Schweiz, abgerufen am 2. Januar 2010.
Dieser Artikel existiert auch als Audiodatei.

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