Chausseehaus (Wiesbaden)

Chausseehaus (Wiesbaden)
Georeferenzierung Karte mit allen Koordinaten um 50° 5′ 49″ N, 8° 10′ 10″ O50.0969444444448.1694444444445291: OSM, Google oder Bing
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Umgebungskarte Chausseehaus zum Anklicken

Chausseehaus ist eine ehemals als Sommerfrische genutzte Häusergruppe und ein Forstrevier im Naturpark Rhein-Taunus und gehört zu der etwa 6 km ostsüdöstlich gelegenen Stadt Wiesbaden.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Namensgebend war das Nassauische Zollhaus, wo die Reisenden an der 1764 erbauten Bäderstraße Wegegeld und Zoll bezahlen mussten.[1] An der Stelle dieses Chausseehauses befindet sich heute ein Forsthaus. Im wilhelminischen Zeitalter wurde das Gebiet mit einer Gaststätte, einem Erholungsheim und einem Hotel als Sommerfrische genutzt. An Langenschwalbach und Wiesbaden war es über die Bäderstraße und einen Bahnhof an der Aartalbahn angeschlossen. Der anderthalb Kilometer nördlich gelegene Kaiser-Wilhelm-Turm auf dem Schläferskopf diente als nahegelegener Aussichtspunkt. Als Überbleibsel des Zweiten Weltkriegs steht am Chausseehaus noch eine Splitterschutzzelle (50° 5′ 49″ N, 8° 10′ 18″ O50.0969758.171739).[2]

Aktuelle Situation

Golfplatz Chausseehaus mit Gleisen der Aartalbahn

Heute wird mit Chausseehaus insbesondere das traditionsreiche Ausflugslokal mit Biergarten (50° 5′ 48″ N, 8° 10′ 10″ O50.0966666666678.1694444444445) bezeichnet. Der angrenzende Parkplatz ist Ausgangspunkt für Wanderungen und Radtouren in den umgebenden Wäldern. In unmittelbarer Nähe befindet sich ein Golfplatz, der ab 1911 auf den so genannten Gehrn-Wiesen angelegt wurde[3]. Landstraßen, auf denen regelmäßige Busverbindungen durch den RMV[4] angeboten werden, verbinden das Chausseehaus mit Wiesbaden, Bad Schwalbach und Georgenborn sowie dem nahegelegenen Tier- und Pflanzenpark am Jagdschloss Fasanerie. Die Anbindung mit den Museumszügen der Nassauischen Touristik-Bahn ist wegen einer Streckensperrung bis mindestens 2012 ausgesetzt.

Haltepunkt Chausseehaus

Haltepunkt Chausseehaus mit Bahnübergang

Der Bahnhof (50° 5′ 48″ N, 8° 10′ 18″ O50.0966666666678.1716666666667) wurde an der Aartalbahn gegen Ende des 19. Jahrhunderts eröffnet. Da Biebrich Waldgebiete um das Chausseehaus besaß, hieß der Bahnhof bis mindestens 1907 Biebrich Chausseehaus.[5] Der Bahnhof diente außerdem dem Personenverkehr zu Hotel, Restaurant und Erholungsheim und verfügte über drei Gleise.[6] Am 28. Mai 1967 wurde das mechanische Stellwerk außer Betrieb genommen[7] und anschließend der Bahnhof zum Haltepunkt zurückgebaut. Am 25. September 1983 wurde der Personenverkehr auf dem Streckenabschnitt WiesbadenBad Schwalbach eingestellt. 1986 wurde der Personenverkehr mit Museumszügen durch die Nassauische Touristik-Bahn (NTB), welche ihren Sitz im benachbarten Dotzheimer Bahnhof hat, wieder aufgenommen. Ein Jahr später wurden die Gebäude und technischen Anlagen der Strecke und des Bahnhofs unter Denkmalschutz gestellt.[1] Heute besteht die Station nur noch aus einem Gleis mit Bahnsteig, das südwestlich des Bahnsteigs gelegene Bahnhofsgebäude befindet sich in Privatbesitz.

Im Rahmen des Projekts Stadtbahn Wiesbaden war zwischen 1998 und 2001 eine Wiederaufnahme des Personenverkehrs zwischen Bad Schwalbach und Wiesbaden im Gespräch. Vom Chausseehaus wäre die Stadtbahn auf eigene Gleise abgezweigt und durch die Wiesbadener Innenstadt gefahren. Heute existieren Planungen zur Reaktivierung der Aartalbahn als Stadt- oder Regionalbahn.

Linien
Wiesbaden-Dotzheim Museumsbahn Nassauische Touristik-Bahn
bis vorauss. 2012 ausgesetzt
Eiserne Hand

Forsthaus

Forsthaus Chausseehaus

Im Jahr 1816 wurde durch den Fürsten von Nassau das Edikt zur Organisation der Forstverwaltung erlassen und das Forstgebiet Chausseehaus eingerichtet.[8] Das Forsthaus Chausseehaus (50° 6′ 3″ N, 8° 9′ 37″ O50.1008333333338.1602777777778) ist heute als Dienststelle von Hessen-Forst verantwortlich für den etwa 3800 Hektar umfassenden Staatswald, die Wälder der Städte Idstein und Taunusstein, der Gemeinden Niedernhausen und Waldems sowie Privatwald.[9] Das heutige Forstamtsgebäude wurde 1896 aus Backsteinen erbaut. Neben Informationen zu Naturschutz, Wald und Jagd bietet das Forsthaus wald- und erlebnispädagogische Unternehmungen an und verkauft Holz und Wildfleisch.[10]

Joseph-Baum-Haus

Joseph-Baum-Haus des H.B. Wagnitz-Seminars

Die Deutsche Gesellschaft für Kaufmanns-Erholungsheime (GKH) eröffnete 1913 westlich Gaststätte das Kaiser-Wilhelm-Heim (50° 5′ 49″ N, 8° 9′ 25″ O50.0969444444448.1569444444444). Das Erholungsheim diente im Ersten Weltkrieg als Lazarett[11]. Nach dem Ende des Deutschen Kaiserreichs wurde es in Taunusheim umbenannt. Im Zweiten Weltkrieg wurde dort wieder ein Lazarett eingerichtet, in dem unter anderem die Verletzten der Bombardierung Wiesbadens versorgt wurden.[12] Seit dem 24. November 1984 ist es Sitz des H.B. Wagnitz-Seminars der Hessischen Justizakademie und wird nach dem Gründer der GKH als Joseph-Baum-Haus bezeichnet.[13]

Haus Taunusfreude

Mindestens ab 1967[14] unterhielt das Deutsche Rote Kreuz das Kindererholungsheim Taunusfreude etwa 600m südöstlich des Gasthauses an der Bahnstrecke. Das Ensemble (50° 5′ 34″ N, 8° 10′ 54″ O50.092778.18166) besteht aus einem zweistöckigen Haupthaus mit Schopfwalmdach und mehreren einstöckigen Anbauten. Alle Gebäude sind aus Sichtfachwerk errichtet. Im September 1989 wurde das Heim nach dreijähriger Ruhezeit als Auffanglager für Bürger der DDR reaktiviert.[15] Die im Wald gelegenen Gebäude, welche die Stadt Wiesbaden in Folge zur Unterbringung von Aussiedler-Familien nutzte, wurden 2005 in Erbpacht an die Freie Christliche Schule Wiesbaden übergeben, die dort auch einen Kindergarten betreibt.[16]

Villa Taunusblick

Nördlich des heutigen Gasthauses befand sich die Villa Taunusblick (50° 5′ 53″ N, 8° 10′ 5″ O50.0980555555568.1680555555556), die um 1900 als Sommerfrische und Hotel diente.[17] Die angrenzende Walderholungsstätte wurde von der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt genutzt[18] und 1952 von der Arbeiterwohlfahrt zu einem Kurheim umgebaut. Der Gebäudekomplex aus insgesamt drei Gebäuden stand ab Mitte der 1970er leer und wurde dem Verfall preisgegeben. Ab 1989 wurde das Ensemble aus der Jahrhundertwende von einem Investor erworben, der dort Asylbewerber unterbringen wollte. Im Jahr 1991 erließ die Stadt Wiesbaden eine Abrißverfügung, die 2002 gerichtlich bestätigt wurde.[19][20] Im Jahr 2003 wurden die Gebäude abgerissen, eine Schadensersatzklage wurde in Betracht gezogen.[20]

Weblinks

 Commons: Chausseehaus (Wiesbaden) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b NTB: Die Geschichte der Aartalbahn, abgerufen am 22. Juni 2011
  2. historisches-wiesbaden.de: Bunker, abgerufen am 12. August 2011
  3. Historie des Wiesbadener Golfclubs, abgerufen am 20. Juni 2011
  4. Reiseauskunft Deutsche Bahn, abgerufen am 20. Juni 2011
  5. Sehenswertes Biebrich: Postkarte um 1907
  6. Klaus Kopp: 100 Jahre Langenschwalbacher Bahn 1889-1989. hrsg. vom Heimat- und Verschönerungsverein Dotzheim e.V., Wiesbaden 1989, ISBN 3-924401-11-X.
  7. Liste deutscher Stellwerke, abgerufen am 22. Juni 2011
  8. Wiesbadener Begegnungen: Adventskalender 2009
  9. Hessen-Forst - Forsthaus Chausseehaus: über uns, abgerufen am 20. Juni 2011
  10. Hessen-Forst - Forsthaus Chausseehaus: Produkte, abgerufen am 20. Juni 2011
  11. Postkarte von 1915
  12. Bertram Heide: Kinder starben unter Trümmern. In: Wiesbadener Tagblatt. 2. Februar 2011. Abgerufen am 22. Juni 2011.
  13. Justizakademie Hessen, abgerufen am 20. Juni 2011
  14. Postkarte von 1967
  15. Eberhard Schwarz: Da kann man nur noch heulen. In: Extraausgabe der FAZ. 12. November 1989. Abgerufen am 22. Juni 2011.
  16. Birgit Weidner: Darwin nicht außen vor. In: Wiesbadener Tagblatt. 30. Dezember 2009. Abgerufen am 22. Juni 2011.
  17. Postkarte von 1909
  18. Wiesbaden, Chausseehaus, NSV“, in: Topographie des Nationalsozialismus in Hessen
  19. Markus Schug: Alte Villa ist ein Kulturdenkmal. In: Frankfurter Allgemeine. 20. Dezember 1996. Abgerufen am 25. Juni 2011.
  20. a b Heidi Müller-Gerbes: "Taunusblick" nicht mehr schützenswert. VGH bestätigt Abrißverfügung der Stadt / Klage auf Schadensersatz noch nicht entschieden. In: Rhein-Main-Zeitung. 23. März 2002. Abgerufen am 19. September 2011.

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