Centre Pompidou-Metz

Centre Pompidou-Metz

Das Centre Pompidou-Metz in Metz ist als Zentrum für alle Formen zeitgenössischer Kunst eine Dependance des Centre Georges Pompidou in Paris, mit dem es Sammlungen und Gründungsphilosophie teilt. Es besteht seit 2010.

Haupteingangsbereich

Inhaltsverzeichnis

Innerstädtische Lage

Der Museumsneubau befindet sich in unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofs südlich der Innenstadt. Es ist vom Bahnhof und vom Stadtkern her fußläufig über eine neu erbaute Fußgängerbrücke, die die Passage de L'Amphithéâtre überquert, zu erreichen. Das Museum liegt zwischen den Stadtvierteln Quartier de l’Amphithéâtre und Queuleu, unmittelbar angrenzend an den Parc de la Seille, das größte Naherholungsgebiet der Stadt Metz. Zwei Minuten fußläufig vom Centre Pompidou entfernt befindet sich Les Arènes, die große Sporthalle der Stadt. Das Quartier de l'Amphitèâtre, das eine über 30 Hektar große Fläche umfasst, zeigt sich zur Zeit (2010) als innerstädtische Brache in unbebautem Zustand; es soll nach den Vorstellungen der Stadtverwaltung zu einem neuen Quartier von multifunktionalem urbanen Charakter entwickelt werden und das Gesamtbild der Stadt im Süden vollenden. Das Centre Pompidou soll bei dieser Stadtteilentwicklung das zentrale Herzstück bilden.

Baukörper

Die erste Zweigstelle des Pariser Museums für moderne Kunst wurde erbaut nach den Plänen des japanischen Architekten Shigeru Ban[1] und Jean de Gastines. Die beiden Architekten haben für den Museumsbau eine skulpturale Bauform entworfen, die von Ferne an ein Zirkuszelt erinnert und die mit einer filigran geschwungenen Dachkonstruktion aus Holz beeindruckt. Die Dachkonstruktion wird oft mit der Form eines chinesischen Hutes verglichen. Ihr schwebend wirkendes dichtes Holzgeflecht, das lediglich auf vier Stützen ruht, besteht aus laminierter Fichte, die mit einer wasserdichten, weißen Membranhaut auf Glasfaser- und Teflon-Basis beschichtet ist. Dadurch gewinnt das nachts illuminierte Gebäude eine fast vollkommene Transparenz mit seiner dann sichtbaren Netzstruktur.

Eine erste Belastungsprobe in der Praxis bestand die Dachkonstruktion nur bedingt. Am 6. Dezember 2010 riss die Decke unter einer Schneelast auf einer Länge von etwa zwei Metern ein; der Rest des Dachs blieb nach Angaben der Verwaltung unbeschädigt[2].

Innenstruktur des Baukörpers

Eine konstruktive Besonderheit im Innenbereich sind drei um einen Erschließungsturm sternförmig übereinander gestapelte, röhrenartige Galerien, die großzügige Ausmaße aufweisen (84 Meter Länge, 14 Meter Breite, 5 Meter Höhe). An deren Ende befinden sich großformatige Panoramafenster, die einen hervorragenden Blick auf den nahen Stadtkern mit seiner gotischen Kathedrale freigeben. Das Entrée wird von einem etwa 20 Meter hohen Foyer gebildet; dessen gläserne Rolltorwände lassen sich im Sommer komplett öffnen und verbinden auf diese Weise übergangslos den Innen- mit dem Außenbereich. Überragt wird das gesamte Gebäude von einer spielerisch wirkenden Mastspitze. Sie besitzt keine bauliche sondern eine rein dekorative Funktion und zitiert mit ihrer Höhe von 77 Metern das gleich hohe Schwestermuseum in Paris [3].

Ausstellungsstruktur

Die Räume sind außerordentlich großzügig konzipiert. Die zentrale Ausstellungshalle umfasst eine Gesamtfläche von 1200 Quadratmetern, die entsprechend den Präsentationsansprüchen in alle gewünschten Kabinettformen einzurichten sind. Die Raumhöhe in diesem Saal variiert von sechs bis achtzehn Meter. Angegliedert ist ein Studio für Theater- und Kinovorführungen. Daran angebaut ist ein Saal für Konferenzen, Vorträge und Ausstellungseröffnungen. Abgerundet wird der Bau durch einen Museumsshop sowie durch ein Restaurant mit einer großzügig ausgelegten Dachterrasse. Auch das Foyer mit seiner Höhe von 20 Metern ist zu Ausstellungszwecken, beispielsweise für die Präsentation von überdimensionalen Plastiken, nutzbar.

Galerie

Konzeptionelle Ausrichtung

Getreu dem Geist und den Wertvorstellungen des Centre Pompidou in Paris – Großzügigkeit, Aufgeschlossenheit gegenüber allen Publikumsschichten und allen Formen des aktuellen künstlerischen Schaffens – nimmt die Metzer Dependance durch ihre soziale wie kulturelle Dimension die Strategie ihres Pariser Schwesterhauses auf: eine Plattform des Austausches zwischen der französischen Gesellschaft und dem künstlerischen Schaffen zu bieten. Das Centre Pompidou-Metz ist autonom in seinen wissenschaftlichen und kulturellen Entscheidungen. Es verfolgt seine eigene Programmgestaltung, indem es sich vom Geist des Centre Pompidou inspirieren lässt und sich auf dessen Know-how, sein kulturelles Netzwerk und seinen Bekanntheitsgrad stützen kann.
Das Museum ist als Erfahrungsraum konzipiert, als Ort der Entdeckung künstlerischen Schaffens in all seinen Formen. Darüber hinaus als lebendiges Museum mit unterschiedlichen Veranstaltungen das ganze Jahr hindurch; seiner Philosophie entsprechend soll das Publikum im Mittelpunkt stehen. Das Centre Pompidou-Metz soll sich "... einen hohen qualitativen Standard erarbeiten aufgrund einer multidisziplinären Programmgestaltung, die auf innovativen temporären Ausstellungen von internationalem Format fußt"[4].

Das Museum in Metz wird vor allem zeitgenössische Kunst zeigen. Dabei kann sie sich aus dem Fundus des Pariser Hauses (rund 60.000 Exponate) bedienen. Ein wesentlicher Schwerpunkt wird auf der Präsentation der Kunst des zwanzigsten Jahrhunderts, der klassischen Moderne, liegen.

Eröffnung

Offiziell eröffnet wurde das Museum durch den französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy am 11. Mai 2010. In der Eröffnungswoche vom 11. bis 16. Mai 2010 mit dem großen Veranstaltungsprogramm haben rund hunderttausend Besucher das Museum besichtigt.[5] Besonders hervor stach die nahezu perfekte Behinderten gerechte Ausstattung[6].

Die Eröffnungsausstellung Chefs-d'oeuvre? zeigt 780 Werke aus dem Bestand des Pariser Museums; sie besitzen insgesamt einen Versicherungswert von ca. 2 Milliarden Euro. Gezeigt wird ein Querschnitt bedeutender Werke der klassischen Moderne sowie der Moderne.

Das Städtenetz QuattroPole organisierte am 12. Juni 2010 ein überregionales Fest.[7]

Erster Direktor des neuen Kunstzentrums ist der Kunsthistoriker und Konservator Laurent Le Bon. Er war in die Entwicklung des Museumsbaus von Anfang an miteingebunden und konnte damit seine Vorstellungen bereits in die konzeptionelle Phase miteinbringen.

Bedeutung

Das Pariser Centre Pompidou

An das Centre Pompidou-Metz ist die Erwartung geknüpft, dass es sich rasch zu dem kulturellen Ausstrahlungspunkt in der Großregion Saar-Lor-Lux und im gesamten ostfranzösischen Raum entwickeln soll. Ostfrankreich fühlt sich in seiner kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung im zentralistisch strukturierten Frankreich mit dessen Fixierung auf Paris traditionsgemäß vernachlässigt. Nach den Worten Sarkozys soll der allumfassenden Zentralisierung auf Paris durch eine kulturelle Dezentralisierung entgegengewirkt werden, die im Centre Pompidou-Metz ihre erste Realisierung erfahren habe[8]. Mit der ersten Dependance des größten französischen Museums von Weltniveau erfährt Ostfrankreich und damit die gesamte Großregion eine deutliche Aufwertung, die sich nicht nur auf den Kulturbetrieb und den damit verbundenen Kulturtourismus beschränken wird. Durch die unmittelbare Anbindung des neuen Museums an den Hauptbahnhof und die Nähe des Metzer Flughafens werden die lothringische Landesmetropole und ihr Umfeld auch positive Impulse in Bezug auf die Entwicklung ihrer Wirtschaftskraft erwartet.[9]

Mitte September 2011 konnte die erste Besuchermillion verzeichnet werden[10]

Einzelnachweise

  1. Maïa de la Baume: ‘Smurf House’? ‘Chinese Hat’? A Museum Intrigues. The New York Times, 5. April 2010.
  2. Saarbrücker Zeitung v. 8. Dezember 2010, S. B5
  3. Christoph Schreiner: Der neue Magnet in der Großregion - das Metzer Centre Pompidou. In: Saarbrücker Zeitung (Kultur) v. 8./9. Mai 2010
  4. Homepage Centre Pompidou-Metz
  5. Centre Pompidou-Metz: 100.000 Besucher. Tageblatt. Zeitung fir Lëtzebuerg, 17. Mai 2010.
  6. 47.000 Besucher im Metzer Centre Pompidou. In: Saarbrücker Zeitung, 17. Mai 2010.
  7. QuattroPole-Fest am Centre Pompidou-Metz.
  8. Christoph Schreiner: Großprojekte statt Kleinmut. In: Saarbrücker Zeitung (Hauptteil) v. 12. Mai 2010, S. A4
  9. Homepage (dt./frz./engl.)
  10. Centre Pompidou Metz auf Erfolgskurs. In: Saarbrücker Zeitung (Kultur) vom 21. September 2011, S. B4

Weblinks

 Commons: Centre Pompidou-Metz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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