Kaspar Ebel

Kaspar Ebel

Kaspar Ebel (auch: Ebelius; * 11. Dezember 1595 in Gießen; † 10. März 1664 ebenda) war ein deutscher Pädagoge, Logiker und Metaphysiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Der Sohn des Rats und Gerichtsschöffen Melchior Ebel und dessen Frau Catharina Becker, hatte bereits 1599 die Trivialschule seiner Vaterstadt besucht. Durch die Anleitung eines Privatlehrers konnte er 1607 das fürstliche Pädagogium seiner Vaterstadt beziehen, das unter der Leitung des Conrad Dietrich (1575–1639) stand. Nach bestandenen Abschlussexamen bezog er 1612 die Universität Gießen. Hier absolvierte er zunächst ein philosophisches Grundstudium. Nachdem er sich 1615 den akademischen Grad eines Magisters der Philosophie erworben hatte, nahm er theologische Studien in Angriff und wechselte dazu an die Universität Wittenberg, wo er bei Balthasar Meisner die Vorlesungen besuchte. Hier wurde ihm unter anderem von Nicolaus Pompejus (1592–1659) vorgeschlagen, das Rektorat des Gymnasiums in Stettin zu übernehmen. Dies lehnte er aber aufgrund seines jungen Alters ab.

Stattdessen zog er über die Universität Leipzig reisend, wo man ihm eine Adjunktur an der philosophischen Fakultät angeboten hatte, die er ausschlug, 1618 an die Universität Jena weiter. Hier hielt er philosophische Vorlesungen und beteiligte sich als Präsens an mehreren philosophischen Disputationen. Großen Einfluss während seines anderthalbjährigen Aufenthalts hat scheinbar der Jenaer Professor für Logik und Metaphysik Michael Wolf (1584–1623) gehabt. 1619 reiste er über die Universität Erfurt nach Hause zurück. Jedoch verspürte er Lust dazu seine Studien fortzusetzen und ging noch im selben Jahr an die Universität Altdorf. Am 18. Mai 1625 wurde er Rektor der evangelischen Stadtschule in Worms. 1628 berief ihn der hessische Landgraf Georg II von Hessen-Darmstadt, als Nachfolger von Rudolf Goclenius der Ältere, zum Professor der Logik an die Universität Marburg.

Diese Stelle trat er 1629 an und wurde zudem 1630 Professor der Metaphysik. In Marburg erlebte er die Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges. Pest, Hungerkatastrophen und Belagerungen, behinderten während jener Zeit auch den Lehrbetrieb der Hochschule. Ebel übernahm 1646 zudem das Amt eines Universitätsbibliothekars in Marburg. Da 1650 die Universität Marburg nach Gießen verlegt wurde, berief ihn der Landgraf auch zum Aufseher des Gießener Pädagogiums. Ebel hatte sich auch an den organisatorischen Aufgaben der Hochschulen beteiligt. So war er acht Mal in den Jahren 1634, 1637, 1641, 1644, 1648, 1650, 1654, 1658 Dekan der philosophischen Fakultät und in den Jahren 1636, 1647, 1652, sowie 1660 Rektor der Hochschulen. 1661 erkrankte Ebel und konnte seinen Aufgaben nicht mehr nachkommen. Sich noch einige Zeit mit Podagra, Katarr und Rotlauf herumschlagend, verstarb er nach längerer Krankheit. Sein Leichnam wurde am 16. März 1664 auf dem Gießener Kirchhof beigesetzt.

Familie

Aus seiner am 29. November 1630 geschlossenen Ehe mit Barbara Catharina, die Tochter des Ratsherrn in Marburg Hans Peter Graf und dessen Frau Catharina Dechsbach, sind vier Töchter und ein Sohn hervorgegangen. Von den Kindern kennt man:

  • Anna Katharina Ebel († 1633 jung)
  • Anna Adelheid Ebel verh. 1654 mit dem Lehrer am Marburger Pädagogium Marcus Orth [1]
  • Anna Gertrud Ebel verh. mit dem Pfarrer in Oberbronnen Bernhard Röder

Werke

  • De ratione jormali suppositi vel personae. Gießen 1616
  • Disputationes metaphysicae 1—12. Jena 1619
  • De ente et essential. 1620
  • Rudimenta doctrinae sphaericae. Darmstadt 1625
  • Pars universalis Metaphysicae.1638
  • Apologia pro veritate pHmae philosophicae vol metaphysicae adversus GuiL Amesium. 1640
  • Lupus Lovaniensis excoriatus. 1641
  • Delineatio manuductionis logicae. 1642
  • Manuductio ad Logicam. 1644, 1651
  • Disputatio physica de coelo. 1644
  • Disputatio physica de coelo. Hinter dem Titel Tractatus de judiciis asbrorum. Marburg 1647, Gießen 1651
  • Compendium logicae peripateticae. 1644, 1651, 1660, 1681 (letzte beide Auflagen unter dem Titel Compendium logicae plenius.)
  • Aphorismi metaphysici. 1649
  • Commentarius ad D. Thornae Opusculum de judiciis Astrorum. Gießen 1651
  • Compendium metaphysicum. 1658, 1665, 1666, 1670, 1677
  • Opera Philosophica. 1677

Literatur

  • Fritz Roth: Restlose Auswertungen von Leichenpredigten für genealogische und kulturhistorische Zwecke. Selbstverlag, Boppard/Rhein, 1980, Bd. 10, S. 125, R 9177
  • Hermann Schilling: Caspar Ebel (1595-1664) - ein Philosoph der lutherischen Spätscholastik an den Universitäten Marburg und Giesen. Universitätsbibliothek, Gießen, 1971, PDF
  • Arthur Richter: Ebel, Kaspar. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 5, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 524.
  • Friedrich Wilhelm Strieder: Grundlage zu einer hessischen Gelehrten und Schriftsteller Geschichte. Cramerische Buchhandlung, Kassel, 1783, Bd. 3, S. 273 (Online)
  • Ebelius, Caspar. In: Zedlers Universal-Lexicon, Band 8, Leipzig 1734, Spalte 33.
  • Hermann Haupt, Georg Lehnert: Chronik der Universität Gießen, 1607-1907. Verlag Alfred Tölpelmann, Gießen, 1907, S. 60

Weblink

Einzelnachweise

  1. 1644 Lehrer am Marburger Pädagogium, 1650 Lehrer am Gießener Pädagogium, 1656 entlassen, 1658 Pfarrer in Eichelsdorf † 1665

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Ebel — steht für: Ebel (Bottrop), ein Stadtteil von Bottrop Ebel (Uhrenmarke), eine Uhrenmarke Familienname: Arnold Ebel (1883–1964), deutscher Komponist und Musikpädagoge Basilius Ebel (1896–1968), Abt von Maria Laach Daniel Ebel (* 1974), deutscher… …   Deutsch Wikipedia

  • Hermann Ebel (Keltologe) — Hermann Wilhelm Ebel (* 10. Mai 1820 in Berlin; † 19. August 1875 in Misdroy) war ein deutscher Keltologe. Mit elf Jahren kam Ebel 1831 in seiner Heimatstadt als Schüler an das Gymnasium zum grauen Kloster und konnte seine Schulzeit 1836… …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Kaspar Zeuß — (* 22. Juli 1806 in Vogtendorf; † 10. November 1856 ebenda), deutscher Philologe, war polyhistorisch bewandert und gilt als Begründer der Keltologie. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Hermann Wilhelm Ebel — (10 mai 1820 – 19 août 1875) est un philologue allemand, spécialiste des langues celtiques. Biographie Ebel est né à Berlin. Il montre dans ses premières années une remarquable capacité pour l’étude des langues et, dans le… …   Wikipédia en Français

  • Johann Kaspar Zeuß — Johann Kaspar Zeuss Johann Kaspar Zeuss Johann Kaspar Zeuss, né à Kronach (Haute Franconie) le 22 juillet 1806 et décédé le 10 novembre 1856 à Kronach à l’âge de 50 ans, est un historien et philologue allemand …   Wikipédia en Français

  • Johann Kaspar Zeuss —     Johann Kaspar Zeuss     † Catholic Encyclopedia ► Johann Kaspar Zeuss     Born at Vogtendorf, in Upper Franconia, 22 July, 1806; d. there, 10 Nov., 1856. He was the founder of Celtic philology, an eminent philologist, and studied at the… …   Catholic encyclopedia

  • Johann Kaspar Zeuss — (spelled Zeuß in German) (22 July 1806 – 10 November 1856) was a German historian and founder of Celtic philology. Life Zeuss was born in Kronach, Upper Franconia, and studied at the gymnasium of Bamberg. His parents wished that he should enter… …   Wikipedia

  • Johann Kaspar Zeuss — Johann Kaspar Zeuss, né à Kronach (Haute Franconie) le 22 juillet 1806 et décédé le 10 novembre 1856 à Kronach à l’âge de 50 ans, est un historien et philologue allemand, spécialiste des langues celtique …   Wikipédia en Français

  • Liste Wittenberger Persönlichkeiten — Hier sind alle Persönlichkeiten der Lutherstadt Wittenberg erfasst, deren Wirken eng mit der Lutherstadt und der Universität Wittenberg verbunden ist. Dies berührt ausschließlich Persönlichkeiten, bei denen der Bezug zu Wittenberg im Lebenslauf… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Persönlichkeiten der Stadt Gießen — Wappen der Stadt Gießen Diese Liste enthält in Gießen geborene Persönlichkeiten, sowie Persönlichkeiten, die in Gießen ihren Wirkungskreis hatten sowie solche, die an der Universität Gießen gelehrt oder studiert haben. Alle Abschnitte sind… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”