C.D. Wälzholz

C.D. Wälzholz
C.D. Wälzholz
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Rechtsform Kommanditgesellschaft
Gründung 1829
Sitz Hagen
Leitung Dr.-Ing. Hans-Toni Junius (Vorsitzender der Geschäftsführung), Dr.-Ing. Heino Buddenberg (Geschäftsleitung technischer Bereich), Dr. Matthias Gierse (Geschäftsleitung kaufmännischer Bereich)
Mitarbeiter 1.900 (Stand Juli 2011)
Umsatz 800 Mio Euro (Stand Juli 2011)
Branche Bandstahl, Bandstahl vergütet, Elektroband, Kaltband, Bonderband, Schmalband und Profile.
Website www.cdw.de

Die C.D. Wälzholz KG (CDW) ist ein international agierender Hersteller von kaltgewalzten und wärmebehandelten Stahlbändern und Profilen. Hauptverwaltung und Stammwerke befinden sich in Hagen in Nordrhein-Westfalen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1829–1865

Der Namensgeber des Unternehmens, Casper Diederich Wälzholz (1787-1860), gründete 1829 eine Drahtzieherei im Nahmertal in Hohenlimburg in Westfalen. Zu den ersten erfolgreichen Produkten zählten so genannte Webriete, aus denen Webkämme für mechanische Webstühle hergestellt wurden. 1845 gründete Wälzholz die „Rietefabrik des Casper D. Wälzholz“, in der jährlich 660 Zentner Fertigprodukte hergestellt wurden. 1857 übertrug Wälzholz die Geschäfte seinem Sohn Ludwig. Dieser ersetzte die ursprünglich genutzte Wasserkraft des Nahmerbachs durch eine 12-PS-Dampfmaschine, für die eine große Fabrikhalle errichtet wurde.

1866–1918

Eines der ersten Erfolgsprodukte für C.D. Wälzholz war in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts Flachdraht für die Herstellung von Reifröcken („Crinolinen“).

1866 begann C.D. Wälzholz Krinolinenstäbe für Reifröcke herzustellen. Parallel taten sich weitere Anwendungsmöglichkeiten für kaltgewalzten Stahl auf: Schrauben etwa, aber auch Teile für Musikinstrumente, Nähmaschinen oder Fahrräder wurden aus dem Werkstoff gefertigt. 1874 starb Ludwig Wälzholz senior. Ludwig Wälzholz junior (* 1854, † 1939) leitete den Betrieb fortan, unterstützt von seinen Brüdern August und Gisbert. Eine um 1895 einsetzende Hochkonjunktur begünstigte eine weitere bauliche und personelle Erweiterung der Firma.

Kaltwalzwerk 1897

1908 gründete Wälzholz zusammen mit dem Fahrradteilehersteller Feuerhake & Cie die Union-Gesellschaft für Metallindustrie GmbH in Fröndenberg und baute in den Jahren 1906 bis 1910 ein weiteres Kaltwalzwerk. Kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges machte das Kaltwalzen 70 Prozent der Produktion aus, der Rest entfiel auf das Ziehen von Stangen und Draht. Vor Ausbruch des Krieges waren die Automobilindustrie sowie die neu aufkommende Elektroindustrie wichtige Kunden. Ein Viertel des Absatzes wurde exportiert: innerhalb Europas, aber auch nach Japan, Südafrika und in die USA. [1]

1919–1945

1919 trat Günther Wälzholz (1889-1970), 1921 Ludwig Wälzholz’ Schwiegersohn Dr. Hans Junius der Geschäftsleitung bei. Während der Inflationszeit profitierte Wälzholz vom Exportgeschäft, das dem Unternehmen Devisen einbrachte. Ab Mitte der 20er Jahre folgte wieder ein Aufschwung, die Firma stellte erfolgreich Paragonstähle für Schirme her. 1937 wurde Dr. Hans Junius persönlich haftender Geschäftsführer. Während des Zweiten Weltkrieges arbeitete das Wälzholz-Werk für die Metallwaren- und Rüstungsindustrie und war am „Jägerprogramm“ zur Fertigung neuartiger Jagdflugzeuge beteiligt. Wegen der Knappheit von Rohstoffen und kriegsbedingter Verschlechterung der Infrastruktur wurden 1941 Teile des Werks stillgelegt.

1945–1959

Von Schäden durch Luftangriffe waren die Wälzholz-Werke weitestgehend verschont geblieben, allerdings herrschte nach dem Krieg Fertigungsverbot. 1946 bekam Junius das „kleine Permit“ für die Wiederaufnahme der Produktion. Aus den Rohmaterialien wurden hauptsächlich Haushaltsgeräte gefertigt. Das „große Permit“ für die Wiederaufnahme von Walzwerk und Zieherei folgte 1947. Mit der Währungsreform setzte 1948 wieder ein Aufschwung ein, in den 50er Jahren folgte erneut eine Werkserweiterung. 1953 übernahmen Hans Martin Junius, Eckart Wälzholz-Junius und Dieter Wälzholz die Geschäfte und trieben die Modernisierung des Unternehmens voran. Zwischen 1952 und 1955 wuchs C.D. Wälzholz zur größten Bandhärterei Europas. Die Stangenzieherei wurde 1956 eingestellt, Ende der 50er Jahre setzte mit der Fertigung kaltgewalzter Elektrobänder eine weitere Modernisierung ein. Man reagierte so auf die steigende Nachfrage seitens der Elektroindustrie und der Automobilindustrie.

1960–1990

Die folgenden Jahre waren von Expansionen geprägt: 1962 und 1969 wurden neue Werke in Hagen-Fley eröffnet, 1973 die Brasmetal Waelzholz S.A. in Sao Paulo, Brasilien Die Erweiterung des Unternehmens begünstigte auch soziales Engagement: 1982 gründete Inge Wälzholz-Junius die Pro Integration Ausbildungsstätten GmbH zur Ausbildung von geistig behinderten und lernbehinderten Jugendlichen.

seit 1990

1990 übernahmen Dr.-Ing. Hans-Toni Junius und Dipl.-Volkswirt Herbert Otten die Geschäftsführung. CDW spezialisierte sich in den Bereichen Kohlenstoffstahl und Elektroband. Im Jahr 2000 kaufte man das ehemalige Hoesch-Werk in Hagen-Kabel. Nach der Übernahme des Plettenberger Unternehmens Kaltwalzwerk Brockhaus GmbH verschmolzen die CDW Produktions-GmbH in Hagen und die Kaltwalzwerk Brockhaus GmbH, das mit sorbitisch und bainitisch vergütetem Bandstahl die Produktpalette von CDW ergänzte, zur C.D. Wälzholz GmbH mit 1.000 Mitarbeitern. Um Bandstahl auch in kleineren Mengen schneiden und liefern zu können, gründete CDW 2001 Service-Center in Iserlohn für den deutschen, in Cleveland/Ohio für den nordamerikanischen Markt. 2003 folgten weitere Service-Center in Thiers, Frankreich. 2007 fasste CDW mit drei Niederlassungen in China auf dem ostasiatischen Markt Fuß: In Taicang befinden sich das Service-Center Wälzholz New Material Co., Ltd. und die Taicang Wälzholz – Kern-Liebers New Material Co., Ltd. Das Joint Venture zwischen der Hugo Kern und Liebers GmbH & Co. KG und CDW Asia, Hongkong, verantwortet den Vertrieb in Asien. Seit dem 1. Januar 2007 gehört auch das Kaltwalzwerk Oberkochen mit Spezialisierung auf Bonderband zur Unternehmensgruppe C.D. Wälzholz.

Produktionsstandorte

Stammwerke in Hagen-Fley

CDW unterhält Produktionsstätten und Service-Center in Deutschland, Österreich, Frankreich, Italien, den USA, Brasilien und Asien. In Hagen-Hohenlimburg befindet sich das ursprüngliche Stammwerk. Dort betreibt CDW Spezialanlagen u.a. zur martensitischen Vergütung sowie Entwicklungsanlagen. Auch spezialisierte Teilprozesse der Skikanten-Herstellung werden hier durchgeführt. In den Werken Hagen-Fley Nord und Fley Süd werden Bandstahl, Elektroband und Kaltband produziert, am Standort Hagen-Kabel befinden sich das Zentrum zur Herstellung oszillierend gewickelter Coils sowie Anlagen zur Kantenbearbeitung. In Plettenberg werden neben sorbitisch vergütetem Bandstahl und PT-Band für Flach- und Formfedern Spezialprodukte unterschiedlichster Härtestufen und Banddicken gefertigt. Der Standort Oberkochen ist spezialisiert auf Bonderband, in Iserlohn und in Oberkochen befinden sich zudem auf kleinere Losgrößen ausgerichtete Service Center. Die Kernkompetenz der C.D. Wälzholz International in Götzis, Österreich, ist die Herstellung und der Vertrieb von Stanz- und Biegeteilen aus vergüteten und unvergüteten Bändern und Profilen, insbesondere für die Ski- und Snowboardindustrie.

Technologien und Produkte

Bandstahl, Bandstahl vergütet, Elektroband, Kaltband, Bonderband, Schmalband und Profile bilden die sieben Produktschwerpunkte von CDW. Innerhalb dieser Produktgruppen werden über 50.000 anwendungsbezogene Artikel gefertigt. CDW produziert Werkstoffe für verschiedenste Branchen, etwa die Elektro- und die Automobilzulieferindustrie. Auch in den Haushaltsgeräten finden sich Wälzholz-Werkstoffe. Bei der Herstellung der Werkstoffe kommen verschiedene Technologien zum Einsatz:

- Kaltwalzen auf bis zu 4-gerüstigen Tandem–Walzanlagen in Duo- und Quarto-Anordnung und 20-Rollen-Walzwerken, teilweise auch unter Einsatz von flüssigem Stickstoff zur Optimierung der Oberflächenbeschaffenheit des Bandstahls.

- Wärmebehandeln (unterteilt in Glühen und Vergüten) in Hochkonvektionshauben-, Rollenherd- und Durchlaufglühanlagen sowie Bandvergütelinien mit auf die Endanwendung bezogenen Prozessschritten wie zum Beispiel dem so genannten Blitzvergüten.

Bandstahl

CDW-Bandstahl wird vor auch allem in der Automobilzulieferindustrie verarbeitet, zum Beispiel in sicherheitsrelevanten Teilen wie Airbags, Gurtschlössern oder Sitzschienen und dort, wo spezielle Lösungen für Treibstoff sparende Technik benötigt werden. Charakteristische Eigenschaften des Bandstahls sind hohe Festigkeit bei gleichzeitig guter Umformbarkeit und geringem Gewicht.

Bandstahl vergütet

CDW produziert Bandstahl in den Gefügeausbildungen martensitisch und sorbitisch, sowie PT-Band, ein Sonderwerkstoff für Flach- und Formfedern. Vergüteter Bandstahl wird zum Beispiel in Rückholautomatiken von Sicherheitsgurten oder Hundeleinen verwendet.

Elektroband

Der elektromagnetische Stahlwerkstoff Elektroband findet sich unter anderem in Transformatoren, Generatoren oder Elektromotoren, die etwa in modernen Hybridfahrzeugen zum Einsatz kommen.

Kaltband

Das Anwendungsspektrum der Kaltbandwerkstoffe reicht vom Automobilbereich über die Möbelindustrie bis hin zum Anlagenbau in der Offshoretechnik.

Bonderband

Bei Bonderband handelt es sich um mit Seifen und Phosphat behandelten Bandstahl mit unterschiedlich dicken Schmierstoffschichten, die in der weiteren Verarbeitung extreme Umformvorgänge ermöglichen. Kunden von CDW fertigen hieraus zum Beispiel Tassenstößel zur Ventilsteuerung in Verbrennungsmotoren oder Nadellagerhülsen für Mountainbike-Pedale.

Schmalband

Der Werkstoff Schmalband wird als Feder-, Vergütungs-, Einsatzstahl sowie als weicher, unlegierter Stahl gefertigt. Verwendung findet er unter anderem in der Automobilindustrie oder in Haushaltsgeräten.

Profile

CDW produziert Profile in über 250 verschiedenen Formen für den Einsatz als Skikanten, Radbuchsen oder als Seegerring im Motor- und Maschinenbau.

Situation heute

C.D. Wälzholz-Werkstoffe kommen heute zunehmend in Technologien zur Energiegewinnung und -Einsparung zum Einsatz. So beliefert die Unternehmensgruppe die Automobilzulieferindustrie mit hochfesten Werkstoffen, die im Fahrzeugbau zur Gewichtsverringerung beitragen. Darüber hinaus findet Elektroband in alternativen Antriebssystemen wie Hybridantrieben oder Start-Stop-Systemen zur Kraftstoffersparnis Verwendung. Dieser Werkstoff kommt auch beim Bau von Generatoren für Windkraftanlagen zum Einsatz.

Das Unternehmen ist mit einer Jahresproduktion von über 42.000 km Ski- und Snowboardkanten Weltmarktführer. Der Marktanteil in den USA beträgt über 90 %, in Europa rund 60 %.[2]

Literatur

C.D. Wälzholz GmbH & Co. KG (Hrsg.): 175 Jahre Unternehmensgruppe C.D. Wälzholz. Hagen, 2004, ohne ISBN

Weblinks

Website der Unternehmensgruppe C.D. Wälzholz (www.cdw.de)

Einzelnachweise

  1. Unternehmensgeschichte: Der Weltmarkt (1874 – 1919) Ludwig Wälzholz der Jüngere, abgerufen am 20. Februar 2011
  2. Florian Langenscheidt, Bernd Venohr (Hrsg.): Lexikon der deutschen Weltmarktführer. Die Königsklasse deutscher Unternehmen in Wort und Bild. Deutsche Standards Editionen, Köln 2010, ISBN 978-3-86936-221-2.

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