Bokros-Paket

Bokros-Paket

Als Bokros-Paket (Ungarisch: Bokros-csomag; genannt nach dem damaligen Wirtschaftsminister Lajos Bokros) ist eine Reihe von Austeritäts-Maßnahmen bekannt, die das ungarische Kabinett Horn am 12. März 1995 verabschiedete. Der Katalog restriktiver fiskalpolitischen Maßnahmen hatte das Ziel, den drohenden Staatsbankrott zu verhindern[1]. Zuerst wurde im März 1995 ein Mechanism der schrittweisen Abwertung des Forints eingeführt (genannt Crawling Peg), um das bedrohliche Defizit in der Handlungsbilanz zu bewältigen. Die Sozialleistungen wurden eingeschränkt, zum September 1995 wurden allgemeine Studiengebühren eingeführt, die Nominallöhne im öffentlichen Dienst sollten nunmehr nur 6-15 % steigen, was unter den Bedingungen der Inflationsrate von 20 % eine erhebliche Senkung des Reallohnes bedeutete. Nebst Sparungen wurde die Privatisierungsprozess beschleunigt.[2].

Das Bokros-Paket löste heftige Kritik aus. Bei der Bevölkerung war das Paket tiefst unpopulär. Die rechte bzw. rechtskonservative Opposition brandmarkte die Maßnahmen als katastrophal[3], zudem gab es Unzufriedenheit und Kritik seitens des linken Flügels der MSZP und derer Gewerkschaftsflügel. Drei Minister traten zurück[4]. Dennoch konnte der Ministerpräsident Horn die Mehrheit der Sozialisten hinter sich gewinnen.

Obwohl das Bokros-Paket eine erhebliche Senkung des Realeinkommens zu Folge hatte, erlebte die ungarische Wirtschaft seit 1997 einen neuen Aufschwung: 1997–2000 wuchs sie mit jährlichen Raten von 4,2 % bis 5,2 %[5].

Einzelnachweise

  1. Andreas Schmidt-Schweizer Politische Geschichte Ungarns von 1985 bis 2002: von der liberalisierten Einparteienherrschaft zur Demokratie in der Konsolidierungsphase. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2007. S. 293
  2. Andreas Schmidt-Schweizer Politische Geschichte Ungarns von 1985 bis 2002: von der liberalisierten Einparteienherrschaft zur Demokratie in der Konsolidierungsphase. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2007. S. 293
  3. Andreas Schmidt-Schweizer Politische Geschichte Ungarns von 1985 bis 2002: von der liberalisierten Einparteienherrschaft zur Demokratie in der Konsolidierungsphase. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2007. S. 294
  4. Sándor Kurtán, Karin Liebhart, Andreas Pribersky Ungarn S. 142
  5. Peter Matthias Trick: Die Integration Ungarns in den europäischen Wirtschaftsraum: Eine Analyse der außenwirtschaftlichen Verflechtungen Ungarns. Diplomica Verlag, 2009. S. 8

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