Blogroman

Blogroman

Ein Blogroman ist ein in Form eines Blogs im Internet publizierter Romantext. Dabei werden die einzelnen Romanpassagen nacheinander als aufeinander folgende Blog-Posts veröffentlicht.

Abhängig von der Intention und der seitens des Autors vorgesehenen interaktiven Einbeziehung des Publikums in den Entstehungsprozess des Textes können Leser die jeweiligen Textsequenzen dabei kommentieren oder aber auch direkt über ihre Vorschläge und Wünsche auf den Fortlauf und Inhalt der Romanhandlung Einfluss nehmen.[1]

Als exemplarisch für die unterschiedlichen Ausgestaltungsmöglichkeiten dieses interaktiven Raumes zwischen Autor und Leser können die etwa gleichzeitig im deutschsprachigen Raum entstandenen Blogroman-Projekte Sechzig Grad von Karen Liller und Wrangelstraße von Sebastian Kraus angeführt werden, außerdem Alban Nikolai Herbsts Blogroman Die Fenster von Sainte-Chapelle[2].

Während Liller ihre Leser im Rahmen eines parallel zum Blogroman entstehenden Roman-Blogs aktiv in den eigenen Schreibprozess mit einbezieht, bei offenen Fragen oder Problemen darin um Rat befragt oder über die Namensgebung einer neu hinzu kommenden Romanfigur abstimmen lässt[3], ist die Mitwirkung der Leser bei Kraus zunächst auf die Möglichkeit beschränkt, den Romantext zu kommentieren. Dafür bindet der Autor hier die ihm zugegangenen Kommentare und Leserstimmen in eigenen Textsequenzen und in fiktionaler Verfremdung direkt in den Romanzusammenhang mit ein.[4] Herbsts Blogroman wiederum entstand direkt während eines kurzen Paris-Aufenthalts und wurde gleichzeitig in dessen literarischem Blog publiziert und von den Lesern kommentiert. Während der Veröffentlichung der einzelnen Teile entwickelte sich eine lebhafte poetologische Diskussion, an der auch der Autor teilnahm.

Als literarischer Text, der im World Wide Web entsteht, ist der Blogroman aus literaturwissenschaftlicher Sicht dem Bereich der Netzliteratur zuzuordnen.[5][6]

Die Veröffentlichung des Romantextes in fortlaufenden Fortsetzungen kann dabei literaturgeschichtlich auch als zeitgenössische Anknüpfung an die literarische Tradition des Fortsetzungsromanes oder als deren Erweiterung und Umschreibung betrachtet werden.[7]

Weblinks

  • Deutsche Welle: Verleihung des Deutsche Welle International Weblog Award 2005 an den argentinischen Schriftsteller und Journalisten Hernán Casciari für seinen Blogroman Más respeto, que soy tu madre
  • Alban Nikolai Herbst: Das Weblog als Dichtung. Vortrag 2005. (PDF, deutsch)
  • Susanne Knoche: Netzliteratur. Über Termini zu Textsorten, Positionen und Perspektiven (PDF, deutsch; 100 kB)
  • Betsy Friedrich: Fictional Blogs: How Digital Narratives are Changing the Way We Read and Write (PDF, engl.; 818 kB)
  • Blog: Fiction: Intent – A critical study of the creation of intentional and unintentional fictions in the current online blog culture (PDF, engl.; 232 kB)

Einzelnachweise

  1. Blog: Fiction: Intent, S. 2.
  2. Alban Nikolai Herbst: Die Fenster von Sainte-Chapelle. Eine Reiseerzählung.
  3. Karen Liller: Blogroman Sechzig Grad/ Roman-Blog
  4. Sebastian Kraus: Blogroman Wrangelstraße/ Projekt
  5. Susanne Knoche: Netzliteratur. Über Termini zu Textsorten, Positionen und Perspektiven (PDF, deutsch)
  6. Harro Segeberg, Simone Winko: Digitalität und Literalität. Zur Zukunft der Literatur. Fink, 1. Aufl. 2005
  7. Betsy Friedrich: Fictional Blogs: How Digital Narratives are Changing the Way We Read and Write, S. 8/10.

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