Die schwarze Narzisse

Die schwarze Narzisse
Filmdaten
Deutscher Titel Die schwarze Narzisse
Originaltitel Black Narcissus
Produktionsland Großbritannien
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1947
Länge 97 Minuten
Altersfreigabe FSK 16
Stab
Regie Michael Powell,
Emeric Pressburger
Drehbuch Michael Powell,
Emeric Pressburger, nach dem Roman Schwarzer Narziß von Rumer Godden
Produktion Michael Powell,
Emeric Pressburger
Musik Brian Easdale
Kamera Jack Cardiff
Schnitt Reginald Mills
Besetzung

Die schwarze Narzisse (Original: Black Narcissus) ist ein britisches Filmdrama mit Deborah Kerr aus dem Jahr 1947. Als literarische Vorlage diente der Roman Schwarzer Narziß (Black Narcissus, 1939) der britischen Schriftstellerin Rumer Godden.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

In Kalkutta, Indien, wird die anglikanische Nonne Schwester Clodagh damit beauftragt, zusammen mit vier weiteren Nonnen in Mopu, einem abgelegenes Dorf im Himalaya, eine Schule und ein Hospital einzurichten. Schwester Clodagh ist zwar jung und unerfahren, aber dennoch entschlossen, ihrer Aufgabe gerecht zu werden. Im Dorf angekommen, wird den Nonnen von einem indischen General ein ehemaliger Palast als Wohn- und Arbeitsstätte zur Verfügung gestellt. In einer Höhe von 9.000 Fuß hatten dort einst die Konkubinen eines früheren Herrschers gelebt, was sich noch immer in der erotischen Wandmalerei des Palasts widerspiegelt.

Der britische Verwalter des Orts, Mr. Dean, ist dem Vorhaben der Nonnen gegenüber mehr als skeptisch. Er ist überzeugt, dass die Frauen innerhalb kurzer Zeit wieder nach Kalkutta zurückkehren werden. Dennoch bringt er ein verwaistes Mädchen namens Kanchi zu ihnen, das von ihrem Onkel verstoßen wurde und nun auf Deans Wunsch hin Zuflucht in der Ordensschule finden soll. Als der reich gekleidete Neffe des Generals in Mopu eintrifft, um sich an der Schule ausbilden zu lassen, verliebt er sich in Kanchi, wenngleich diese einer unteren Kaste angehört.

Das Klima und die Höhenlage setzen den Nonnen schwer zu, physisch wie psychisch. Schwester Philippa, die für den Garten zuständig ist, erinnert sich immer häufiger an ihr Leben vor ihrem Nonnendasein, wodurch sie von Zweifeln über ihre Aufgabe geplagt wird. Zu Weihnachten wird auch Schwester Clodagh nostalgisch, als sie sich an ihre Jugend und an einen Mann erinnert, in den sie einst verliebt war. Nachdem sie sich Dean anvertraut, rät dieser ihr, mit den Nonnen Mopu zu verlassen. Indes hat auch die mystische und erotische Aura des alten Palasts seine Wirkung hinterlassen. Die psychisch labile Schwester Ruth ist derart vernarrt in Dean, dass sie ihre Nonnentracht gegen ein Abendkleid austauscht und den Briten stark geschminkt aufsucht, um ihn zu verführen. Doch als Dean sie zurückweist, gerät Schwester Ruth erst recht außer sich. In ihrem Wahn ist sie überzeugt, dass Dean in Schwester Clodagh verliebt ist. Aus Eifersucht lauert sie Schwester Clodagh auf, um sie von einem Felsen zu stürzen, verliert dabei jedoch selbst das Gleichgewicht und fällt in die Tiefe. Da Schwester Clodagh und die übrigen Nonnen ihre Mission als gescheitert betrachten, beschließen sie nach Kalkutta zurückzukehren. Als sie sich auf den Weg machen, verabschiedet sich Dean von Schwester Clodagh. Daraufhin setzt ein heftiger Regenschauer ein.

Hintergrund

Der Film basiert auf dem Roman Schwarzer Narziß (Black Narcissus, 1939) von Rumer Godden, einer Engländerin, die lange Zeit in Indien gelebt hatte und mit diesem Buch ihren Durchbruch als Schriftstellerin schaffte. Das britische Erfolgsduo in Sachen Film, Michael Powell und Emeric Pressburger, die zusammen die Produktionsgesellschaft „The Archers“ gegründet hatten, erwarb schließlich die Verfilmungsrechte und übernahm neben der Produktion auch die Regie und das Schreiben des Drehbuchs. Obwohl der Film in Indien spielt, wurde keine einzige Szene an Originalschauplätzen gedreht. Die Szenen im Himalaya entstanden stattdessen in Londons Pinewood Studios. Als Hintergrund nutzte man Schwarzweißfotografien, die von den Szenenbildnern mit Farbe bemalt wurden. Für die Großaufnahmen des Konvents kamen Miniaturmodelle zum Einsatz, während die Dschungelszenen in einem tropischen Garten in Horsham, West Sussex, inszeniert wurden.[1]

Anmerkungen

  • Kameramann Jack Cardiff verriet später, dass die Beleuchtung und Farbdramaturgie des Films durch Gemälde der holländischen Maler Jan Vermeer, Rembrandt und Vincent van Gogh inspiriert wurden.[2]
  • Der Titel Die schwarze Narzisse bzw. Black Narcissus leitet sich im Buch wie im Film von einem Parfüm ab, welches der junge General, gespielt vom indischen Schauspieler Sabu, in den Orden bringt und damit die Nonnen in Verzückung versetzt.
  • Eigentlich sollte der Film mit einer Szene enden, in der sich Schwester Clodagh gegenüber der Mutter Oberin die Schuld am Scheitern der Mission gibt. Doch als passenden Abschluss gab Regisseur Michael Powell letztlich der Szene mit dem Regenschauer den Vorzug.[3]
  • Auf Drängen der Catholic Legion of Decency, einem US-amerikanischen Verband der katholischen Kirche, wurden für die Veröffentlichung in den Vereinigten Staaten Szenen aus dem Film entfernt, die in Rückblenden Schwester Clodaghs Liebesbeziehung zu einem Mann zeigen, bevor sie Nonne wurde.[4]
  • In der deutschen Fassung wurde der Name von „Sister Honey“ in „Schwester Goldig“ umgewandelt, um das fröhliche Naturell der Figur auch im Namen widerzuspiegeln.
  • Bei einer Umfrage des British Film Institute im Jahre 1999 wurde Die schwarze Narzisse auf Platz 44 in der Liste der besten britischen Filme des 20. Jahrhunderts gewählt.[5]

Auszeichnungen

Kritiken

„Ein packendes Melodram in exotischer Umgebung, das sich ganz und gar dem Kino verschrieben hat und den religiösen Hintergrund nur als Staffage nutzt. Ein Musterbeispiel für eine effektvolle Farbdramaturgie.“

Lexikon des internationalen Films[6]

„Das Thema der frustrierten Frauen in einer zumeist pseudo-religiösen Atmosphäre mag unangenehm sein, doch der Glanz, die unbestreitbare Eleganz seiner Aufmachung kennzeichnen dies als bedeutende Produktion. Kamera und Farbe wurden großartig miteinander kombiniert.[…] Bei den Nahaufnahmen verleiht der geniale Schnitt den krisenhaften Momenten der Schwestern ungewöhnliche Intensität.“

The Monthly Film Bulletin[7]

„Die Produktion und Optik gleichen so manche Schwachstelle der Handlung aus. Jack Cardiffs Kameraarbeit ist herausragend. […] Die Besetzung wurde gut ausgewählt, wobei Kerr nur vereinzelt Gelegenheit erhält, ihr Talent zu zeigen.“

Variety[8]

„Während die dramatische Handlung im Laufe der Jahre an Reiz verloren hat, sind die individuellen Darstellungen, die Produktionswerte und besonders die Oscar-prämierte Kameraarbeit in Technicolor von Jack Cardiff noch genauso beeindruckend wie damals.“

Hal Erickson, All Movie Guide[9]

Deutsche Fassung

Die deutsche Synchronbearbeitung entstand 1947 durch das Eagle-Lion Synchron Atelier in Hamburg.[10]

Rolle Darsteller Synchronsprecher
Schwester Clodagh Deborah Kerr Gerda Maria Terno
Schwester Philippa Flora Robson Annemarie Holtz
Kanchi Jean Simmons Lilo Müller
Mr. Dean David Farrar Paul Klinger
junger General Sabu Klaus Kinski
alter General Esmond Knight Theo Paul Münch
Schwester Ruth Kathleen Byron Ursula Traun
Schwester Goldig Jenny Laird Lia D’Arronge
Schwester Briony Judith Furse Grete Volkmar
Angu Ayah May Hallatt Gertrud Spalke

DVD-Veröffentlichungen

  • Die schwarze Narzisse. Power Station GmbH 2007
  • Die schwarze Narzisse. VZ-Handelsgesellschaft 2009, digital überarbeitet

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. TCM – The Essentials
  2. imagesjournal.com
  3. powell-pressbuger.org
  4. All Movie Guide
  5. British Film Institute
  6. Lexikon des internationalen Films
  7. "The theme of frustrated womanhood in what is rarely more than a pseudo-religious atmosphere may be unpleasing, but the polish, the unquestionable style of its exposition, mark this an outstanding production. Camera and colour make a great combination. […] In personal close-ups, brilliant cutting brings an unusual intensity to the moments of crisis between the sisters.", The Monthly Film Bulletin
  8. "The production and camerawork atone for minor lapses in the story, Jack Cardiff's photography being outstanding. […] The cast has been well chosen, but Kerr gets only occasional opportunities to reveal her talents.", Variety
  9. "While the dramatic content of the film hasn't stood the test of time all that well, the individual performances, production values, and especially the Oscar-winning Technicolor photography of Jack Cardiff are still as impressive as ever.", All Movie Guide
  10. synchrondatenbank.de

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