Sonntage der Osterzeit

Sonntage der Osterzeit

Als Sonntage der Osterzeit werden in unterschiedlicher Zählung der christlichen Konfessionen die Sonntage zwischen Ostern und Pfingsten bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Zählung

Die evangelische Kirche kennt sechs „Sonntage nach Ostern“; sie beginnt die Zählung mit dem Sonntag nach Ostern und endet mit dem Sonntag nach Christi Himmelfahrt; die Osterzeit endet mit dem Pfingstsonntag.

In der erneuerten Liturgie der römisch-katholischen und der altkatholischen Kirche sowie bei den hauptsächlich englischsprachigen lutherischen Kirchen, die dem Revised Common Lectionary folgen, werden die Sonntage nach Ostern als „Sonntage (in) der Osterzeit“ unter Einbeziehung des Ostersonntags gezählt, so dass sich – zusammen mit dem Pfingstfest – insgesamt acht Sonntage ergeben.

Der frühstmögliche Termin für den Ostersonntag ist der 22. März, der spätestmögliche der 25. April.

Die Sonntage nach Ostern in der evangelischen Liturgie

In der evangelischen Liturgie sind Namen für die einzelnen Sonntage gebräuchlich. Sie richten sich nach dem Anfang der Antiphon des Introitus des jeweiligen Sonntags.

Ein Merkspruch zum Einprägen der sechs Sonntage nach Ostern ist der Satz „Quitten müssen junge Christen roh essen.“[1]

Quasimodogeniti – 1. Sonntag nach Ostern

„Quasi modo geniti infantes, halleluja, rationabile sine dolo lac concupiscite, halleluja.“

„Wie neugeborene Kinder, Halleluja, verlangt nach der vernünftigen, unverfälschten Milch, Halleluja.“

1 Petr 2,2a EU

Der Text erinnert an den durch das Osterfest gegebenen Beginn eines neuen Lebens in Jesus Christus. Die Gläubigen, insbesondere die Neugetauften, sollen sich „wie neugeborene Kinder“ fühlen, nachdem durch die Auferstehung Jesu der Tod besiegt wurde. Hier klingt die Osternacht als althergebrachter Tauftermin an.

Die alttestamentliche Lesung Jes 40,26–31 LUT betont die Hoffnung, die Gott schenkt. Die Epistel 1 Petr 1,3–9 LUT sowie die Lesung der Reihe IV (Kol 2,12–15 LUT) begründen die Hoffnung mit der Wiedergeburt durch die Auferweckung Jesu von den Toten. Das Sonntagsevangelium Joh 20,19–29 LUT erwähnt die Sendung und die Absolutionsvollmacht der Jünger infolge der Begabung mit dem Heiligen Geist sowie die Überwindung der Glaubenszweifel des Jüngers Thomas. Hier geht es wie auch in den Evangelien der dritten und fünften Perikopenreihe um die Erscheinung des Auferstandenen vor den Jüngern (Joh 21,1–14 LUT, Mk 16,9–20 LUT).

In der katholischen Liturgie wird dieser Sonntag, der 2. Sonntag der Osterzeit, als Oktavtag von Ostern gefeiert und traditionell als Weißer Sonntag (Dominica in albis) bezeichnet. Papst Johannes Paul II. bestimmte ihn im Jahr 2000 zum „Barmherzigkeitssonntag“.

Misericordias Domini – 2. Sonntag nach Ostern

„Misericordias Domini in aeternum cantabo.“

„Von den Taten deiner Huld, Herr, will ich ewig singen.“

Ps 89,2 EU

Dieser zweite Sonntag nach Ostern ist von dem Motiv des „guten Hirten“ geprägt und wird daher auch als Hirtensonntag bzw. Guthirtensonntag bezeichnet. Alttestamentliche Lesung (Hes 34,1–16.31 LUT), Epistel (1 Petr 2,21b–25 LUT), Evangelium (Joh 10,11–16 LUT) und die Lesung der sechsten Reihe (Hebr 13,20f. LUT) sprechen von Gott als dem guten Hirten und von Erfahrungen mit schlechten Hirten. Die Lesungen der Reihen IV (1 Petr 5,1–4 LUT) und V (Joh 21,15–19 LUT) mahnen die Ältesten und Petrus dazu, gute Hirten zu sein.

Psalm zu diesem Sonntag ist Psalm 23.

1„Der Herr ist mein Hirte,
mir wird nichts mangeln.
2Er weidet mich auf einer grünen Aue
und führet mich zum frischen Wasser.
3Er erquicket meine Seele.
Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.
4Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück;
denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.
5Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde.
Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.
6Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang,
und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.“

Seit die Alte Kirche die Evangelienlesungen für die einzelnen Sonntage festgelegt hatte, stand der 2. Sonntag nach Ostern im Zeichen des guten Hirten (so bis heute in der lutherischen wie auch in der alt-katholischen Kirche). Die römisch-katholische Kirche verlegte mit der Liturgiereform den Sonntag des guten Hirten auf den 4. Sonntag der Osterzeit), um die ersten drei Ostersonntage den eigentlichen Osterevangelien (Begegnungen mit dem Auferstandenen) vorzubehalten.

Jubilate – 3. Sonntag nach Ostern

„Jubilate Deo, omnis terra.“

„Jauchzt vor Gott, alle Länder der Erde!“

Ps 66,1 LUT

Die Lesungen des Sonntags sind dem Schöpferlob verpflichtet. In Psalm (Ps 66 LUT), der alttestamentlichen Lesung von der ersten Schöpfung (1 Mos 1,1–4a.26–31; 2,1–4a LUT), der Epistel von der neuen Schöpfung (2 Kor 4,16–18 LUT) sowie dem Evangelium (Joh 15,1–8 LUT) spielen Schöpfungsbilder eine zentrale Rolle. Die Epistel in der zweiten Predigtreihe handelt von der Liebe in Gott (1 Joh 5,1–4 LUT) und die Lesung der sechsten Reihe (Apg 17,22–28a LUT) berührt die Frage der natürlichen Gotteserkenntnis.

Siehe auch: Jubilatekirche

Kantate – 4. Sonntag nach Ostern

„Cantate Domino canticum novum.“

„Singt dem Herrn ein neues Lied.“

Ps 98,1 LUT

Psalm (Ps 98,1–4 LUT), Alttestamentliche Lesung (Jes 12,1–6 LUT), Epistel (Kol 3,12–17 LUT) und Evangelium (Mt 11,25–30 LUT) sprechen das Lob Gottes an. Als Wochenlied wird im Gottesdienst das Lied EG 243: Lob Gott getrost mit Singen oder EG 341: Nun freut euch, lieben Christen g’mein gesungen.

Zentraler Inhalt des Gottesdienstes an Kantate ist der Gesang zum Gotteslob und die Wertschätzung des Gesangs und der Kirchenmusik. Vielerorts wird der Sonntag Kantate als musikalisch besonders gestalteter Gottesdienst begangen.

Dieser Sonntag ist bei Kirchenmusikdirektoren in aller Regel der Tag der Ernennung durch den Landesbischof.

Vocem jucunditatis / Rogate – 5. Sonntag nach Ostern

„Vocem jucunditatis annuntiate, et audiatur.“

„Verkündet es jauchzend, damit man es hört!“

Jes 48,20 EU

Der Sonntag Vocem jucunditatis wird auch Rogate (lat. rogate, „betet/bittet“) oder Bittsonntag genannt. Historisch rührt die Bezeichnung Rogate von den Bittprozessionen für eine gute Ernte her, die an den drei Tagen vor Christi Himmelfahrt als Flurumgänge über die Felder in katholisch geprägten ländlichen Gebieten noch heute üblich sind.

Thematisch ist der Sonntag Rogate in der evangelischen Leseordnung auf das Gebet ausgerichtet, der Wochenspruch stammt aus Ps 66,20 LUT: „Gepriesen sei Gott; denn er hat mein Gebet nicht verworfen und mir seine Huld nicht entzogen.“ Sämtliche Lesungen zu diesem Sonntag sprechen das Gebet oder das Bitten an (Joh 16,23b–28.33 LUT; 1 Tim 2,1–6a LUT; 2 Mos 32,7–14 LUT; Lk 11,5–13 LUT; Kol 4,2–4 LUT; Mt 6,7–13 LUT).

Als Wochenlied wird im Gottesdienst das Lied EG 133, Zieh ein zu deinen Toren oder EG 344, Vater unser im Himmelreich gesungen.

Vielerorts wird der Rogate als Missionssonntag begangen.

Exaudi – 6. Sonntag nach Ostern

„Exaudi, Domine, vocem meam, qua clamavi ad te.“

„Vernimm, o Herr, mein lautes Rufen; sei mir gnädig und erhöre mich!“

Ps 27,7 EU

Die liturgischen Texte dieses letzten Sonntags vor Pfingsten weisen schon auf das nahe Pfingstfest hin. Im Zentrum steht die Erwartung des Heilshandelns Gottes.

Evangelische Perikopenordnung

So weist Jesus im Sonntagsevangelium der evangelischen Perikopenordnung auf den kommenden Tröster hin (Joh 15,26 – 16,4 LUT), gleiches gilt für die Lesungen der dritten und fünften Reihe, Joh 7,37–39 LUT; 14,15–19 LUT, die ebenfalls dem Johannes-Evangelium entnommen sind. Die Gewissheit des Heiligen Geistes bestimmt die Sonntagsepistel Eph 3,14–21 LUT, die alttestamentliche Lesung Jer 31,31–34 LUT und die Lesung der sechsten Perikopenreihe (Röm 8,26–30 LUT).[2]

Katholische Leseordnung

Die Leseordnung der Alt- wie der römisch-katholischen Kirche nimmt die Erzählung vom betenden Warten auf den Heiligen Geist durch die Jünger zwischen Himmelfahrt und Pfingsten auf (Apg 1,4–14 EU). Weitere Lesungen der Reihe A sprechen das – zuweilen leidvolle – Warten auf die endzeitliche Verherrlichung an (1 Petr 4,13–16 EU, Joh 17,1–11a EU). Die Texte der C-Reihe – Joh 17,20–26 EU, Apg 7,55–60 EU, Offb 22,12–14.16f.20 EU – nehmen dies Motiv auf. Die B-Reihe – Joh 17,6a.11b–19 EU, Apg 1,15–17.20a.c–26 EU, 1 Joh 4,11–16 EU – fokussiert auf das Bleiben in Christus.

Katholische Liturgie

Besonderheiten der katholischen Leseordnung sind:

An den Sonntagen kann im Eingangsteil der Heiligen Messe der Priester die Gemeinde mit dem Taufwasser besprengen (Asperges), wozu die Antiphon Vidi aquam gesungen wird.

Orthodoxer Achtwochenrhythmus

In den orthodoxen Kirchen wird die Osterzeit als Achtwochenrhythmus (Oktoechos) mit dem ersten Sonntag nach Pfingsten, der in den westlichen Kirchen dem Gedächtnis der Dreifaltigkeit gewidmet ist (siehe Trinitatis), fortlaufend bis zum Beginn des großen Fastens wiederholt.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Jörg Buchna: 1x1 des Kirchenjahres – Kirchliche Feste im Jahreslauf; Norden 2005; ISBN 3-87542-052-7.
  2. Hans-Christoph Schmidt-Lauber, Michael Meyer-Blanck, Karl-Heinrich Bieritz: Handbuch der Liturgik. Göttingen 2003, ISBN 3-525-57210-7, S. 377–378.
  3. Ausnahme: Dritter Sonntag der Osterzeit, Lesejahre A + B (Lukas 24)

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