Calatayud

Calatayud
Calatayud
Wappen Karte von Spanien
Wappen von Calatayud
Calatayud (Spanien)
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Basisdaten
Autonome Gemeinschaft: Aragonien
Provinz: Saragossa
Koordinaten 41° 21′ N, 1° 38′ W41.35-1.6333333333333530Koordinaten: 41° 21′ N, 1° 38′ W
Höhe: 530 msnm
Fläche: 154,25 km²
Einwohner: 21.717 (1. Jan. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte: 140,79 Einw./km²
Postleitzahl: 50300
Gemeindenummer (INE): 50067
Verwaltung
Offizielle Webpräsenz
Lage der Stadt
Calatayud in Aragon.png
Blick auf die Stadt

Calatayud ist eine spanische Stadt in der Provinz Saragossa, Teil der autonomen Region Aragonien. Die Stadt liegt am Río Jalón. Sie ist Hauptstadt der Comarca Comunidad de Calatayud.

Inhaltsverzeichnis

Lage und Geographie

Die Stadt Calatayud befindet sich ca. 86 km südlich der Stadt Saragossa im Tal des Jalón. Das Stadtgebiet grenzt im Norden an die Comarca Aranda, im Nordosten an die Gemeinden Morés, Saviñán und Paracuellos de la Ribera, im Osten an die Gemeinden El Frasno und Sediles, im Südosten an Villalba de Perejil, im Süden an Paracuellos de Jiloca, im Südwesten an Terrer, im Westen an Ateca und Cervera de la Cañada und im Nordwesten an Torralba de Ribota. Die genannten Gemeinden gehören allesamt zur Comunidad de Calatayud.

Geschichte

Die ersten Einwohner der Gegend um das heutige Calatayud waren Keltiberer (die Lusones), die mit den Römern zusammenarbeiteten, was zur Ansiedlung von Kolonen führte. Unter Augustus erhielt die Siedlung den Rang eines Municipium mit Namen Augusta Bilbilis. Unter Tiberius wurden öffentliche Bauten wie Tempel und Forum errichtet. Auch eine Münzprägestätte entstand. Um 40 n. Chr. wurde hier der Dichter Martial geboren. Später wurde die römische Stadt fast völlig verlassen. In der westgotischen Zeit gab es lediglich kleinere Ansiedlungen in der Umgebung der alten Römerstadt.

Im 8. Jahrhundert errichteten die Mauren in der Nähe des römischen Bilbilis ihre Festung Qal’at 'Ayyūb (dt. Burg des Ajub), benannt nach einem hochrangigen Adligen. Die Burg gibt Calatayud noch heute ihren Namen. Der zugehörige Ort zu Füßen der Burg außerhalb des ehemaligen Bilbilis ist ebenfalls eine maurische Gründung, die die fruchtbare Erde er Umgebung nutzbar machen sollte. Er gehörte zunächst zur Obermark des Emirats (bis 929) bzw. Kalifats (ab 929) von Córdoba.

Die Familie der Tugibiden erhob sich im 10. Jahrhundert in Saragossa gegen den ersten Kalifen von Córdoba, Abd ar-Rahman III.. Abd ar-Rahman belagerte und eroberte daraufhin im Jahr 937 Calatayud. Den Tugibiden gelang dennoch 1017 die Etablierung eines eigenen Taifa-Königreichs in Saragossa, in dem Calatayud im 11. Jahrhundert zu einer der bedeutendsten Städte wurde und zunächst von den Tugibiden und seit 1039 von den Hudiden regiert wurde.

1120 wurde Calatayud von einem aragonischen Heer unter Alfons I. erobert. Daraufhin erhielt die Stadt das Fuero de Calatayud (eine Art Stadtverfassung), und die Comunidad de Calatayud, Vorläufer der heutigen Comarca, entstand. Calatayud war zu diesem Zeitpunkt die zweitgrößte Stadt Aragoniens nach Saragossa. 1461 schworen in der Stadt die Cortes von Aragonien auf Veranlassung von König Johann II., dessen Sohn Ferdinand, den späteren Katholischen König, als Thronfolger anzuerkennen und ihm zu folgen. 1483 wurde in Calatayud die Aufgabe der letzten Widerstandskämpfer und die Eingliederung Gran Canarias in das spanische (kastilische) Reich besiegelt.

Im 17. Jahrhundert bewirkten die Jesuiten, unter ihnen Baltasar Gracián, einen kulturellen Aufschwung in Calatayud. 1702 wurde hier der Komponist José de Nebra geboren.

Während der napoleonischen Kriege auf der iberischen Halbinsel nahmen Soldaten und Freiwillige aus Calatayud unter José de l’Hotellerie Fernández de Heredia, Baron von Warsage, an der zweiten Verteidigung Saragossas gegen die napoleonische Belagerung teil. Als 1822 unter französischem Einfluss zum ersten Mal die spanischen Provinzen eingeteilt wurden, wurde Calatyud zur Hauptstadt der Provinz Calatayud, die allerdings nach einer territorialen Neuordnung nach der Rückkehr Ferdinands VII. zu alten Strukturen aufgelöst wurde. Als 1833 die bis heute gültigen Provinzen geschaffen wurden, war die Provinz Calatayud erneut nicht dabei.

Mitte des 19. Jahrhunderts entstand die in ganz Spanien bekannte Legende der „Dolores aus Calatayud“. Sie basiert auf der Geschichte von Dolores Peinador, einer sehr schönen Frau, die durch populäre Lieder (Coplas) besungen wurde. Auf den Liedern aufbauend entstanden Theaterstücke, Opern (u. a. von Tomás Bretón), Kunstlieder und Gedichte über die schöne Dolores, ihre Prätendienten und die Konfliktivität ihrer Zeit.

Am 9. April 1978 konstituierten sich in der Kirche San Pedro de los Francos, in der 1461 die Cortes Ferdinand II. anerkannt hatten, die ersten Cortes de Aragón der Neuzeit nach Ende der Franco-Diktatur. Sie wählten noch vor Annahme der spanischen Verfassung und Verabschiedung des Autonomiestatuts für Aragonien eine vorläufige Regierung Aragoniens. Calatayud rühmt sich darüber hinaus, die erste demokratische Gemeinde nach Ende der Franco-Ära zu sein, da hier die ersten Kommunalwahlen vorgezogen wurden.

Wirtschaft und Infrastruktur

AVE Bahnhof.

Calatayud fungiert als Zentrum einer landwirtschaftlichen Umgebung, in der unter anderem Wein, Oliven und Früchte produziert werden. Herausragend ist die Bedeutung des Weinbaugebietes (siehe unten). Die Stadt selbst ist Dienstleistungszentrum, zum einen für die Umgebung und zum anderen als touristischer Anlaufpunkt mit bedeutenden Baudenkmälern (siehe unten).

Es liegt zwischen Madrid und Saragossa an der Nationalstraße N-II und ist damit für den Straßenverkehr sehr gut mit dem Zentrum des Landes (Madrid) wie mit dem Nordosten (Barcelona) und Norden (Baskenland) verbunden. Seit 2003 hält der spanische Hochgeschwindigkeitszug AVE auf der Strecke Madrid-Saragossa in Calatayud, wenn auch nicht bei allen Verbindungen.

Weinbaugebiet Calatayud

Calatayud ist Zentrum eines rund 5.940 Hektar große Anbaugebiet in Höhenlagen zwischen 550 und 880 m ü. NN. Dieses umfasst weite Teile der Comunidad de Calatayud, insgesamt von 46 Gemeinden im Tal des Ebro und den Tälern seiner Nebenflüsse Jalón, Jiloca, Manubles, Mesa, Piedra und Ribota, im westlichen Teil der Provinz Saragossa. Das Rebland wird von ca. 2700 Winzern bearbeitet und es bestehen 9 Bodegas. Calatayud erhielt im Februar 1990 den Status einer D.O..

Der Exportanteil beträgt 70%. Es werden frische und fruchtige Weißweine, kräftige Roséweine auf Basis der Rebsorte Garnacha sowie geschmacksvolle, warme Rotweine erzeugt. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist häufig exzellent.

Die Böden sind fruchtbare, bräunliche Kalkböden auf Mergel- und Sandsteingrund, mit guter Belüftung und Drainage. Das Gebiet Catalayud ist das hügeligste Weinbaugebiet in der Region Aragonien

Das Klima ist vorwiegend kontinental, mild, halbtrocken bis trocken, mit relevanten Tag-Nacht-Temperaturunterschieden während der Reifezeit, die die langsame Traubenreife und damit die Qualität fördern. Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt zwischen 12–14 °C, ein Frostrisiko besteht während einer 5–6 monatigen Winterzeit. Die durchschnittlichen Jahresniederschläge liegen bei 300–550 l/m².

Die angebauten Rebsorten sind:

Baudenkmäler

Calatayud fällt vor allem durch ihre zahlreichen Türme im Mudéjar-Stil und viele sehenswerte Bauwerke auf. Die wichtigsten sind.

Castillo de Ayub

Das Qal’at 'Ayyūb

Die namensgebende Festung gilt als die älteste noch (in Teilen) erhaltene arabisch-maurische Burg der Iberischen Halbinsel. Aus im 8. Jahrhundert errichteten Verteidigungsstellungen wurde im 9. Jahrhundert die Festung ausgebaut. Die Festungsanlage besteht auch insgesamt fünf Teilfestungen, unter denen die Hauptburg, das Qal’at 'Ayyūb, mit achteckigen Mudejar Türmen oberhalb der Stadt auf einem Hügel herausragt. Es besteht wiederum aus zwei Teilen, dem tieferen Nord- und dem höheren Südteil. In Letzterem ist auch ein Wassersammelbecken, ein sogenanntes Aljibe, erhalten. Die übrigen Festungsbauten, untereinander und mit der Hauptfestung durch zum Teil noch existierende Mauern verbunden, sind – in spanischer Bezeichnung – das Castillo de Doña Martina (der älteste Teil), das Castillo de Torre Mocha, das Castillo del Reloj und das stark zerstörte Castillo de la Peña.

Baudenkmäler in der Altstadt

Die Stadt selbst liegt unterhalb der Burg und beherbergt christliche Baudenkmäler im Mudéjar-Stil, darunter

Fassade von Santa María la Mayor
  • die Kollegialkirche Santa María la Mayor in der Stadtmitte. Die Kirche wurde über einer alten Moschee errichtet und umfasst unter anderem einen Kreuzgang aus dem 14. Jahrhundert und einen achteckigen Turm sowie eine Apsis, jeweils aus dem 16. Jahrhundert. Die Fassade ist plateresk, im Inneren finden sich barocke Kapellen und mit Mudéjarformen ausgestaltete Deckenkuppeln. Seit 2001 gehört sie wie andere Mudejar-Kirchen in Aragonien zum Welterbe der UNESCO.
  • die Kollegialkirche des Ordens vom Heiligen Grab und das Ordenshaus desselben Ordens, Mutterhaus des Ordens in Spanien. Die Kirche ist eine Nachahmung der Kirche des Heiligen Grabes zu Jerusalem, nach dem der Orden benannt ist. Das Ordenshaus beherbergt bedeutende Kunstschätze.

Neben den Mudéjar-Bauwerken gehören auch die folgenden späteren Bauten zum Altstadtkomplex:

  • Die Kollegialkirche Colegiata Virgen de la Peña ist die Kirche der Patronin der Stadt. Sie befindet sich innerhalb des gleichnamigen Festungsteils und ist in ihrer heutigen Form neoklassizistisch und aus dem 19. Jahrhundert. Ihr Kopfende ist im Mudéjar-Stil.
  • Die im 17. Jahrhundert von den Jesuiten erbaute Kirche San Juan el Real (ursprünglich der Virgen del Pilar geweiht), die Goya zugeschriebene Malereien enthält und eine bedeutendes Denkmal des spanischen Barock ist.

Über die großen Baudenkmäler hinaus sind die Stadtteile Morería und Judería als altes maurisches beziehungsweise jüdisches Viertel bedeutend.

Weblinks

 Commons: Calatayud – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Population Figures referring to 01/01/2010. Bevölkerungsstatistiken des Instituto Nacional de Estadística.

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