Bischofit

Bischofit
Bischofit
Bischofite - Antofagasta.JPG
Körniger Bischofit aus Antofagasta, Chile
Chemische Formel MgCl2 • 6H2O[1]
Mineralklasse Halogenide
3.BB.15 (8. Auflage: III/A.12-30) (nach Strunz)
09.02.09.01 (nach Dana)
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse monoklin-prismatisch 2/m[2]
Farbe Farblos bis Weiß
Strichfarbe Weiß
Mohshärte 1 bis 2
Dichte (g/cm3) gemessen: 1,591 bis 1,604 ; berechnet: 1,5895 (synthetisch)[3]
Glanz Glasglanz bis matt
Transparenz durchscheinend
Bruch muschelig bis uneben
Spaltbarkeit keine
Habitus prismatische Kristalle; blättrige, faserige, körnige Aggregate
Zwillingsbildung Möglicherweise polysynthetische Zwillinge unter Druck[3]
Kristalloptik
Brechungsindex nα = 1,495 nβ = 1,507 nγ = 1,528[4]
Doppelbrechung
(optische Orientierung)
δ = 0,033[4] ; zweiachsig positiv
Winkel/Dispersion
der optischen Achsen
2vz ~ gemessen: 79° , berechnet: 76°[4]
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhalten löslich in Wasser
Besondere Kennzeichen astringierend (zusammenziehend)

Bischofit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Halogenide“. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der Zusammensetzung MgCl2 • 6H2O[1], ist also chemisch gesehen ein wasserhaltiges Magnesiumchlorid.

Bischofit entwickelt nur selten farblose Kristalle mit kurzprismatischem Habitus, die entlang der c-Achse gestreckt sind. Meist findet er sich in Form blättriger, faseriger oder körniger Mineral-Aggregate von weißer Farbe, die das Licht nur durchschimmern lassen.

Mit einer Mohshärte von 1 bis 2 gehört Bischofit zu den weichen Mineralen, die sich ähnlich wie die Referenzminerale Talk (1) und Gips (2) mit dem Fingernagel ritzen lassen.

Inhaltsverzeichnis

Besondere Eigenschaften

Bischofit ist leicht wasserlöslich und sehr hygroskopisch, nimmt also schnell Feuchtigkeit aus der Umgebung auf und zerfließt dann. Daher sollte das Mineral immer in einem luftdichten Behälter aufbewahrt werden. Daneben wirkt Bischofit auch astringierend (zusammenziehend).

Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde Bischofit im Kaliwerk Leopoldshall bei Staßfurt und beschrieben durch Carl Ochsenius (1830-1906), der das Mineral vordringlich nach Karl Gustav Bischof (1792-1870) benannte, um ihn für seine Verdienste um die Chemie als eine der wichtigsten Hilfswissenschaften der Geologie zu ehren. Gleichzeitig wollte Ochsenius allerdings auch die Verdienste des Bergrathes und ehemaligen Direktors der Staßfurter Salzwerke F. Bischof gedacht wissen.

Ein von Fischer 1862 zunächst als Bischofit beschriebenes Mineral stellte sich nach weiteren Untersuchungen als das bereits bekannte Mineral Plumbogummit heraus.[5]

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Bischofit zur Mineralklasse der „Halogenide“ und dort zur Abteilung der „Einfachen Halogenide“, wo er zusammen mit Antarcticit, Eriochalcit, Hydrohalit, Nickelbischofit, Rokühnit und Sinjarit eine eigenständige Gruppe bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Bischofit ebenfalls in die Klasse der „Halogenide“, dort allerdings in die bereits feiner unterteilte Abteilung der „Einfachen Halogenide mit H2O“ ein. Diese Abteilung ist zudem weiter unterteilt nach dem Stoffmengenverhältnis des beteiligten Metalls (M) zum Halogen (X), so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „M : X = 1 : 2“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 3.BB.15 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Bischofit in die Klasse und der gleichnamigen Abteilung der „Halogenide“ ein. Hier ist er als Namensgeber der „Bischofitgruppe“ mit der System-Nr. 09.02.09 und dem weiteren Mitglied Nickelbischofit innerhalb der Unterabteilung der „Wasserfreien und wasserhaltigen Halogenide mit der Formel AX2“ zu finden.

Bildung und Fundorte

Bischofit bildet sich in salinen Lagerstätten, möglicherweise aber auch sekundär aus Carnallit, mit dem es neben Halit und Kieserit vergesellschaftet vorkommt.

Als seltene Mineralbildung konnte Bischofit bisher (Stand: 2011) nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden. Als bekannt gelten bislang etwa 30 Stellen.[6] Neben seiner Typlokalität Leopoldshall trat das Mineral in Deutschland noch in den ebenfalls in der Umgebung der Staßfurter Kalisalzlagerstätte liegenden Gruben „Berlepsch“, „Brefeld“ (Tarthun) und bei Aschersleben in Sachsen-Anhalt sowie bei Neuhof und im Werratal in Hessen; bei Hänigsen, Wathlingen und Vienenburg in Niedersachsen und bei Merkers in Thüringen auf.

Weitere Fundorte sind unter anderem die „PCS Mine“ bei Rocanville in der kanadischen Provinz Saskatchewan; der Qinghai-See, der Qarhan-Salzsee und der Dalangtan-Salzsee in China; die „Recsk Mine“ im ungarischen Mátra-Gebirge; die Gruben „Santa Caterina“ und „Pasquasia“ auf Sizilien in Italien; im Aksaital und bei Atyrau in Kasachstan; die niederländische Gemeinde Veendam; Kłodawa in Polen; der Vulkan Tolbatschik in der russischen Region Kamtschatka; Krasnoperekopsk in der Ukraine sowie Carlsbad und das Tularosa-Becken, Salduro (Utah) und Wendover in den Vereinigten Staaten.

Kristallstruktur

Bischofit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe C2/m (Raumgruppen-Nr. 12) mit den Gitterparametern a = 9,86 Å; b = 7,11 Å; c = 6,07 Å und β = 93,8° sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b c Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 157.
  2. Webmineral - Bischofite (englisch)
  3. a b Handbook of Mineralogy - Bischofite (englisch, PDF 70 kB)
  4. a b c Mindat - Bischofite (englisch)
  5. Mindat - Bischofite (of Fischer)
  6. Mindat - Anzahl der Fundorte für Bischofit

Literatur

Weblinks

 Commons: Bischofite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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