Betzdorf (Adelsgeschlecht)

Betzdorf (Adelsgeschlecht)
Stammwappen derer von Betzdorff auch Ermarts genannt

Die Familie von Betzdorf, auch Betzdorff bzw. Ermarts, war ein niederes Adelsgeschlecht aus dem Westerwald, das an der mittleren Sieg begütert war und in den Diensten des Hauses Sayn stand.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Herkunft und Wappen

Die Familie benannte sich nach dem gleichnamigen Ort an der Sieg, in dem auch ihr Stammsitz, das Junkernhaus, eine aus dem frühen 15. Jahrhundert stammende, heute stark modern überformte Wohnburg in der nördlichen Siegschleife, stand. Die Familie gehörte zu den Geschlechtern, die drei schräggestellte Rauten im Wappen trugen. Vieles spricht dafür, dass sie zur weitverzweigten Verwandtschaft der Edelfreien von Nister gehörten. Die von Betzdorf führten die Rauten rechtsschräggestellt auf einem Schrägbalken. Als Helmzier ein Eber wachsend, der dem Wappen der Grafen zu Freusburg entlehnt ist.

Linien und Besitzungen

Im Jahr 1388 trat die Familie erstmalig in Erscheinung, als die Brüder Wilhelm und Arnold von Betzdorf gemeinsam mit dem Junggrafen Gerhard I. von Sayn eine Fehde gegen die Stadt Aachen führten. Johann von Betzdorf wurde 1398 durch den Junggrafen mit dem Struthof als Burglehen und dem Burgsitz zu Freusburg belehnt.[1] In den folgenden Jahrhunderten erhielt die Familie dieses gräfliche Lehen immer wieder zugesprochen.[1] Darüber hinaus verfügte sie über weitere Güter in den Ämtern Hachenburg und Freusburg. Ihre Angehörigen versahen Hofämter, fungierten als Amtmänner und Burgsassen zu Freusburg oder waren geistliche Würdenträger. Seit 1609 nennt sich dieser Zweig Ermart bzw. Ermert. Der saynische Amtmann Avemann vermerkte 1742 hierzu: "dass die Vasallen, Ermarts genannt, mit den vorhergehenden von Betzdorf einerlei Geschlecht (sind)".[2] 1624, während des Dreißigjährigen Krieges als Kurtrier die Herrschaft über Freusburg übernahm, ging der Familie das Lehen verloren, doch gelang es um 1650, nach Rückgabe der Herrschaft an das Haus Sayn, Teile des Lehensgutes zurück zu erwerben. Zweige dieser Linie bestehen noch heute.

Die Nebenlinie von Betzdorf zu Hachenburg, nachgewiesen bis Ende des 16. Jahrhunderts, hatte Besitzungen in Elkenroth, Korb und Hachenburg. Deren Mitglieder traten als Edelknechte und Geistliche auf oder waren als Amtsleute und Schöffen der Grafen in der Herrschaft Hachenburg tätig. Von 1437 bis 1508 waren sie dort fast durchgängig als Rentmeister und leitende Finanzbeamte der Gesamtgrafschaft tätig.[3] Des Weiteren versahen sie dort zwischen 1454 und 1471 das Stadtschultheißenamt. Im engen Umkreis der Grafenfamilie standen zudem Gerhard von Betzdorf, der als Erbempfänger Zeuge der letzten Willensbekundung des Grafen Gerhard II. war. Wilhelm und Heinrich von Betzdorf traten im Jahr 1494 als Zeugen der Erbteilung zwischen Gerhard III. und dessen Bruder Sebastian I. auf.[4] Gemeinsam mit der Grafenfamilie und anderen adeligen Familien der Region gehörten die von Betzdorf der 1292 gegründeten Bruderschaft "Unserer Lieben Frau" an, die sich u.a. um das Wohl der Armen im Siegtal kümmerte. Darüber hinaus zeigten sich die von Betzdorf als Stifter und Gönner des Klosters Marienstatt, in dem, wie auch in der Abtei Michaelsberg, einige ihrer Angehörigen Mönche und Ordensgeistliche waren und dort oftmals das Amt des Kellers innehatten.

Eine andere Nebenlinie, die von Betzdorf zu Au, war von 1533 bis zu ihrem Aussterben im Mannesstamm 1581 im Besitz des Adelshofes Au bei Morsbach/Sieg. Ein weiterer Zweig war kurzzeitig in Koblenz ansässig. Ein anderer Familienzweig hatte sich um 1530 in Köln niedergelassen. Diesem entstammte Konrad von Betzdorf (1518 - 1586), Stadtsyndicus und Gesandter der Reichsstadt, sowie Vizekanzler und 1567 Rektor der Universität Köln. Die Familie ist dort bis ins 17. Jahrhundert nachweisbar.

Bekannte Familienmitglieder

Konrad von Betzdorf (1518 - 1586), Stadtsyndicus, Vizekanzler und 1567 Rektor der Universität Köln.

Literatur

  • Hellmut Gensicke: Die von Wallmenroth genannt Beuinghausen, in: Heimat-Jahrbuch des Kreises Altenkirchen 1970.
  • Ders.: Landesgeschichte des Westerwaldes, Wiesbaden 1958.
  • Rolf Zobel: Wappen an Mittelrhein und Mosel, Norderstedt 2009, Tafel 30.
  • Humbert Schmidt: Betzdorfer als Burgsassen, Studenten, Beamte, Geistliche und Wohltäter, in: Heimat-Jahrbuch des Kreises Altenkirchen 1990.
  • Ders.: Dr. Konrad Betzdorf, in: Heimat-Jahrbuch des Kreises Altenkirchen 1974.
  • Erich Vierbuchen: „Alles lebt hier vom Bergbau und vom Hüttenbetrieb…“ Familiengeschichtliches saynischer Gewerkenfamilien des 18. Jahrhunderts. 2.Teil, in: Heimat-Jahrbuch des Kreises Altenkirchen. Jg. 35, Altenkirchen 1992.
  • W. Söhngen:Geschichte der Stadt Hachenburg, Wiesbaden 1914.

Einzelnachweise

  1. a b Betzdorfer Ortschronik, Zugriff am 15. März 2011.
  2. Zit. n. Vierbuchen, S.220.
  3. Stefan Grathoff: Rentmeister in der Herrschaft Hachenburg. In: Geschichte der Stadt Hachenburg. Materialiensammlung im Internet. Abgerufen am 15. März 2011.
  4. Reichsgrafschaft Sayn, Zugriff am 19. April 2011.

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