Bessie Head

Bessie Head

Bessie Amelia Emery Head (* 6. Juli 1937 in Pietermaritzburg; † 17. April 1986 in Serowe; geboren als Bessie Amelia Emery[1]) gilt als bekannteste Schriftstellerin Botsuanas.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Bessie Head wurde 1937 im südafrikanischen Pietermaritzburg als Bessie Amelia Emery geboren. Ihre Mutter, die denselben Namen trug, war eine gebürtige Schottin, ihr Vater ein schwarzer Hausangestellter. Der damalige südafrikanische Immorality Act verbot sexuelle Beziehungen zwischen Weißen und Schwarzen. Bessies Mutter war zur Zeit der Geburt Patientin in einer psychiatrischen Klinik. Sie durfte ihre Tochter nicht aufziehen und starb 1943. Bessie wuchs bei einer Coloureds-Familie auf. Ab 1950 lebte sie im St. Monica’s Home, einem anglikanischen Internat für Coloured-Mädchen bei Durban. Dort las sie zahlreiche Bücher und begann mit dem Schreiben. Eine Kurzgeschichte wurde 1951 in einer Anthologie veröffentlicht.[2] Sie absolvierte eine zweijährige Ausbildung zur Lehrerin und unterrichtet an einer Primarschule in Durban. Politisch stand sie dem Panafrikanismus nahe. Mit 21 Jahren zog sie nach Kapstadt und lernte dort Harold Head kennen. Im August 1958 begann sie eine journalistische Tätigkeit bei der Zeitschrift Golden City Post.[1] Im April 1959 zog sie nach Johannesburg, um einige Monate für die Zeitschrift Drum zu arbeiten. 1960 trat sie in den Pan African Congress ein. Im März 1960 traf sie dessen Parteivorsitzenden Robert Sobukwe. Im selben Monat fand das Massaker von Sharpeville statt, das zum Verbot des PAC führte. Sie stellte sich kurz darauf dem Staat als Belastungszeugin gegen den PAC zur Verfügung und beging einen Suizidversuch.[3] Im Mai desselben Jahres zog sie mit Harold Head zurück nach Kapstadt, wo sie im District Six lebten und die Zeitung The Citizen gründeten. 1961 heiratete sie Harold Head. Am 15. Mai 1962 wurde der Sohn Howard Head geboren. Kurz darauf zog die Familie nach Port Elizabeth und wieder zurück nach Kapstadt. Im November 1963 trennte sich Bessie Head von ihrem Mann, zog nach Pretoria und 1964 mit ihrem Sohn nach Serowe in Betschuanaland, dem späteren Botsuana. Die Rückkehr nach Südafrika war ihr fortan verwehrt. Anfangs unterrichtete sie an einer Primarschule. Sie schloss Freundschaft mit dem südafrikanischen Leiter der Swaneng Hill School in Serowe, Patrick van Rensburg, der ihr in zahlreichen Notlagen half.[4] Zwischenzeitlich lebte sie für kurze Zeit in Francistown und Gaborone, kehrte aber immer wieder nach Serowe zurück. Zeitweise lebte sie wieder mit Harold Head zusammen.[1]

Bessie Head blieb als gebürtige Südafrikanerin und wegen ihrer gemischtrassigen Herkunft eine Außenseiterin in Botsuana. Gelegentlich hatte sie seelische Probleme, ab 1969 auch Anfälle von Schizophrenie.[1] Sie klagte öffentlich den damaligen Präsidenten Seretse Khama an und wurde einige Zeit im Lobatse Mental Hospital behandelt. Ihr Roman A Question of Power handelt von diesen Erfahrungen. Ab 1977 wurde sie mehrfach ins Ausland eingeladen und reiste in die USA an die University of Iowa, nach Dänemark, ins Vereinigte Königreich, in die Niederlande sowie nach Nigeria und Australien. Erst 15 Jahre nach ihrer Einreise erhielt Bessie Head die botsuanische Staatsbürgerschaft. Lange Zeit war sie arm; erst gegen Ende ihres Lebens gewann sie Anerkennung. 1985 beantragte Harold Head das Ende der Ehe, im Februar 1986 wurde die Ehe geschieden. Bessie Head starb zwei Monate später mit 49 Jahren im Sekgoma Memorial Hospital in Serowe an Hepatitis. Ihr Sohn Howard Head starb mit 48 Jahren und wurde am 7. Juni 2010 beerdigt.[5]

Werk

Die meisten Werke Heads spielen in Serowe, etwa die drei Romane When Rain Clouds Gather, Maru und A Question of Power. In When Rain Clouds Gather (deutschsprachige Ausgabe: Wenn der Regen fällt) beschreibt sie das Leben eines jungen südafrikanischen Flüchtlings im botsuanischen Dorf Golema Midi, der vom Häuptling nicht akzeptiert wird und das Dorf verlassen muss. A Question of Power (Die Farbe der Macht) handelt unter anderem von religiösen Themen. Sie schrieb auch zahlreiche Erzählungen, etwa den Erzählband The Collector of Treasures (Die Schatzsammlerin). Weiterhin verfasste sie ein Buch über die Geschichte Serowes, Serowe: Village of the Rain Wind. Ihr letzter Roman, A Bewitched Crossroad, spielt im Betschuanaland des 19. Jahrhunderts. Leitmotiv ihrer Werke ist die Rolle der armen, ausgenutzten schwarzen Frau, die mit rassistischer und sexueller Diskriminierung zu kämpfen hat.[6] Mehrere ihrer Bücher sind deutlich autobiografisch. Bis auf den Roman The Cardinals (Sternenwende), den sie vor ihrer Übersiedlung geschrieben hatte, verfasste sie ihre Bücher in Botsuana.

Sechs ihrer Bücher wurden postum ins Deutsche übersetzt. Die Erstausgaben erschienen im Orlanda-Verlag bzw. Lamuv-Verlag. Die Vermarktung erfolgte überwiegend als Frauenliteratur. 2010 sind die deutschsprachigen Bücher von Head vergriffen.[7]

Ehrungen

Seit 1986 werden im Khama III Museum in Serowe einige Gegenstände aus ihrem Leben ausgestellt, etwa ihre Schreibmaschine. 2003 erhielt sie postum den südafrikanischen Ikhamanga-Orden in Gold für ihren „außergewöhnlichen Beitrag zur Literatur und zum Kampf für sozialen Wandel, Freiheit und Frieden“.[8]

2007 wurde der Bessie Head Heritage Trust zusammen mit dem einzigen botsuanischen Literaturpreis Bessie Head Literature Awards eingerichtet.[9] Im Juli desselben Jahres wurde die Bücherei in Pietermaritzburg in Bessie Head Library umbenannt.[10]

Bibliografie

  • 1968: When Rain Clouds Gather, deutsch RegenWolkenZeit. Lamuv, Göttingen 2000
  • 1971: Maru, deutsch als Maru. Lamuv, Göttingen 1998
  • 1974: A Question of Power, deutsch Die Farbe der Macht. Orlanda, Berlin 1987
  • 1977: Looking for a Rain God
  • 1977: The Collector of Treasures and Other Botswana Village Tales, deutsch Die Schatzsammlerin. Orlanda, Berlin 1988
  • 1981: Serowe: Village of the Rain Wind
  • 1984: A Bewitched Crossroad
  • 1989: Tales of Tenderness and Power, deutsch Orangen und Zitronen. Lamuv, Göttingen 1999
  • 1990: A Woman Alone: Autobiographical Writings
  • 1991: A Gesture of Belonging: Letters from Bessie Head, 1965–1979
  • 1993: The Cardinals, deutsch Sternenwende. Lamuv, Göttingen 1997

Literatur

  • Gillian Stead Eilersen: Bessie Head: Thunder Behind Her Ears – Her Life and Writings (Studies in African Literature). David Philips Publishers, Kapstadt 1995, ISBN 0-86486-279-2; James Currey, London 1995, ISBN 0-85255-535-0.
  • Huma Ibrahim: Bessie Head: Subversive Identities in Exile. University Press of Virginia, Charlottesville 1996, ISBN 0-8139-1685-2
  • Maria Olaussen: Forceful Creation in a Harsh Terrain: Place and Identity in Three Novels by Bessie Head. Peter Lang, Frankfurt am Main 1997, ISBN 3631314213
  • Coreen Brown: The Creative Vision of Bessie Head. Fairleigh Dickinson Press, Madison 2003, ISBN 978-0838639825
  • Cecil Abrahams: The Tragic Life: Bessie Head and Literature in Southern Africa. Africa Research & Publications, London 1990, ISBN 978-0865431775
  • Huma Ibrahim: Emerging Perspectives on Bessie Head. Africa Research & Publications, London 2003, ISBN 978-1592210749
  • Desiree Lewis: Living on a Horizon: Bessie Head and the Politics of Imagining. Africa Research & Publications, London 2007, ISBN 978-1-59221-459-4

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d Ausführliche Biografie des Bessie Head Heritage Trust (englisch), abgerufen am 19. November 2010
  2. Biografie Bessie Heads (englisch), abgerufen am 20. November 2010
  3. Website des Bessie Head Heritage (englisch), abgerufen am 19. November 2010
  4. Foto von van Rensburg, (englisch), abgerufen am 19. November 2010
  5. Bericht von der Trauerfeier für Howard Head (englisch), abgerufen am 19. November 2010
  6. Informationen zu Bessie Head von Kate Bissell (1996) (englisch), abgerufen am 19. November 2010
  7. siehe www.libri.de/Suche nach Büchern von Bessie Head
  8. Foto und Begleittext des Ordens (englisch), abgerufen am 19. November 2010
  9. Bericht von der Preisverleihung 2010 (englisch), abgerufen am 18. November 2010
  10. Website der Bessie Head Library (englisch), abgerufen am 20. November 2010

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