Begteginiden

Begteginiden
Die Zitadelle von Arbil

Das Begteginiden (auch Begtiginiden) oder Atabegs von Arbil waren eine muslimische, türkische Lokaldynastie, die von ca. 1145 bis 1233 über ein nordirakisches Fürstentum (Atabeylik) mit dem Zentrum Arbil herrschte. Der Name des knapp hundert Jahre bestehenden und dabei nie ganz unabhängig regierenden Herrscherhauses leitet sich von Beg-Tegin (auch Beg-Tigin), dem Vater des Dynastiegründers Zain ad-Din Ali Kütschük, ab.

Beg-Tegin war ein Kommandant im Heer der Großseldschuken. Sein Sohn Ali Kütschük trat in den Dienst der Zengiden ein und wurde von deren Herrscher Imad ad-Din Zengi im Jahr 1145 zum Gouverneur von Mosul ernannt. Nach dem Tod Zengis im Jahr 1146 beherrschte Ali Kütschük zusammen mit Mosul die Gebiete von Schahrazor, Hakkari, Sindschar, el-Hamidiye, Tikrit und Harran. So gründete er das Fürstentum von Arbil und wurde dessen erster Atabeg.

Zain ad-Din Ali Kütschük überließ Mosul 1167 Imad ad-Din Zengis Sohn Qutb ad-Din Maudud und zog sich nach Arbil zurück. Im Gegenzug erhielt er die Garantie, dass sein eigener Sohn Gökböri (auch Kökböri) sein Nachfolger in Arbil sein werde. Zain ad-Din starb 1168. Gökböri entzweite sich mit Mücahidüddin Kaimaz und wurde aus Arbil vertrieben, wo nun zunächst sein Bruder Nur ad-Din Yusuf Atabeg wurde. Gökböri herrschte aber über Harran und trat zudem in den Dienst Saladins ein, an dessen Kampagnen gegen die Kreuzritter er sich beteiligte. Saladin verheiratete Gökböri mit einer seiner Schwestern. Nach Yusufs Tod 1190 kehrte Gökböri dann nach Arbil zurück und wurde zum neuen Herrscher. Nach Saladins Tod trat Muzaffar ad-Din Abu Said Gökböri in den Dienst der Abbasiden und hatte mit den Zengiden große Probleme. Gökböri hatte keine Kinder und aus Furcht, dass das sein Fürstentum nach seinem Tod an Rivalen verloren ging, vermachte der Atabeg es dem Abbasidenkalifen al-Mustansir. Mit Gökböris Tod im Jahre 1233 fiel Arbil somit an Bagdad.

Gökböri hinterließ viele soziale Einrichtungen in Arbil, darunter Kranken- und Waisenhäuser, Madrasas und Ruheplätze für Pilger. Er war der erste Herrscher, der das Fest Mawlid an-Nabi öffentlich feiern ließ. Gökböri war ein gebildeter Mann, an dessen Hof Gelehrte und Schreiber aus fremden Ländern kamen. Der Historiker Ibn Challikan war einer der Protegés Gökböris. Unter Gökböris Herrschaft entstand neben dem alten, eher christlich geprägten Arbil ein neues muslimisches Stadtzentrum in der Ebene am Fluss.

Literatur


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