Caesarea Philippi

Caesarea Philippi
Die Quelle des Banyas mit der Pangrotte im Hintergrund.

Banyas, auch Banjas oder Banias (hebr.: בניס; arabischبانياس‎, DMG Bānyās) bezeichnet einen der drei Quellflüsse des Jordan (auch Hermonfluss oder Nahal Hermon genannt) sowie ein nach dem Fluss benanntes Naturschutzgebiet am Fuß der Golanhöhen. Im heutigen Banyas-Gebiet lag das antike Caesarea Philippi.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeine Angaben

Banyas liegt am Fuß des Hermongebirges am nördlichen Ende der israelisch besetzten Golanhöhen. Nicht weit von Banyas entfernt verläuft die Grenze zum israelischen Kernland. Die nächste größere israelische Stadt ist Kirjat Schmona etwa 15 Kilometer westlich.

Geschichte – Paneas und Caesarea Philippi

Kultort und Heiligtum

Der Name „Banyas“ geht auf das griechische Paneas zurück. Ursprünglich trug die gesamte Gegend diesen Namen, der sich später im Arabischen zu Banyas wandelte. Die Bezeichnung „Paneas“ weist darauf hin, dass sich an der Stelle des antiken Ortes seit hellenistischer Zeit ein wichtiges Heiligtum des Pan befunden hat, das an die Stelle einer früheren Verehrungsstätte des Baal getreten war. An der Quelle des Flusses lassen sich heute noch die Nischen erkennen, in denen die Gottesstatuen standen.

Im Jahre 200 v.Chr. unterlag bei Paneas ein ägyptisches Heer unter dem Feldherrn Skopas den Seleukiden unter Antiochos III. Megas. Diese Niederlage stellt einen Wendepunkt im Fünften Syrischen Krieg dar und zog den Übergang der Levante ins Seleukidenreich nach sich.

Der römische Kaiser Augustus hatte die Gegend Herodes geschenkt, der ca. 20 v. Chr. im Bereich des Heiligtums einen Tempel für Augustus und die Göttin Roma errichtete.

Im Bereich des Heiligtums finden seit 1988 Ausgrabungen statt. Zutage gefördert wurden ein dem Eingang der Kulthöhle vorgelagerter Tempel, der möglicherweise mit dem von Josephus (Jüd. Krieg, 1.404) erwähnten Tempel des Herodes identisch ist, jedoch in Hinblick auf Umfang und Material nicht der dortigen Beschreibung entspricht. Im 1. Jahrhundert wurden zwei weitere Tempel östlich der Höhle errichtet, einer davon Pan und den Nymphen gewidmet, ein anderer dem Zeus Heliopolitanus. Westlich der Höhle wurden Gebäudereste aus sogenanntem Opus reticulatum entdeckt, bei denen es sich möglicherweise um einen Palast des Herodes handelt, da diese Bautechnik in Palästina sonst nur bei Bauten des Herodes gefunden wird.

Caesarea Philippi

Der Sohn des Herodes, der Tetrarch Philippus, errichtete hier später die Hauptstadt seines Herrschaftsgebiets (Josephus, Jüd. Krieg, 2.168). Wie einige andere Orte (z.B. Caesarea Maritima an der Mittelmeerküste) wurde die Siedlung zu Ehren des römischen Kaisers „Caesarea“ benannt; zur Unterscheidung erhielt der Ort den Namenszusatz „Philippi“. Unter Herodes Agrippa II. wurde die Stadt zu Ehren des Kaisers Nero in Neronias umbenannt. Nach dessen Tod wurde die Umbenennung allerdings wieder rückgängig gemacht (Damnatio Memoriae) und man nannte die Stadt wieder Cäsarea.

Die Stadt wurde auf dem vor dem Kultbereich liegenden Plateau entlang des Flusses gebaut. Ein Handelsweg verband sie mit Tyrus, ein anderer mit Damaskus. Bei Ausgrabungen im alten Stadtzentrum wurde die Hauptachse (Cardo) und ein monumentales Gebäude, möglicherweise ein Nymphäum aus dem 1. Jahrhundert gefunden. Westlich der Cardo wurde ein palastähnliches Gebäude mit aufwendigen Bogenkonstruktionen, Exedren und Becken gefunden, vermutlich aus der Zeit von Agrippas II. In der Nähe dieses Gebäudes wurde auch noch ein römischer Vorratsspeicher (Granarium oder Horreum) gefunden. Während des 1. Jahrhunderts wurde zur Wasserversorgung der höher gelegenen Teile der Stadt ein Aquädukt gebaut.

In der Bibel wird Caesarea Philippi im Zusammenhang mit dem Wirken Jesu erwähnt. Nach neutestamentlicher Überlieferung soll Jesus an diesem Ort Petrus als den Felsen bezeichnet haben, auf den er „seine Gemeinde bauen“ wolle, nachdem dieser bekannt hatte, dass Jesus der Messias sei (Matthäus 16,13ff. und Parallelstellen).

In späterer Zeit war Caesarea Philippi Sitz eines Bischofs. In den folgenden Jahrhunderten befand sich der Ort unter anderem unter der Herrschaft der Araber und der Kreuzfahrer. Bis 1967 bestand ein arabisches Dorf.

Das heutige Banyas

Wasserfall im Naturschutzgebiet

Fluss

Im Sechstagekrieg eroberte Israel den zu Syrien gehörenden Golan und damit auch das Gebiet um das heutige Banyas.

Der Fluss Banyas - auf hebräisch Nachal Hermon (Hermonbach) - entspringt im heutigen Naturschutzgebiet am Fuß einer Felswand in einer starken Quelle. Der Banyas entwässert eine Fläche von etwa 150 Quadratkilometern. Von den drei Quellflüssen des Jordan ist er kleinste. Er ist außerdem nur kurz; bereits nach etwa 15 Kilometern vereinigt sich der Banyas in der nördlichen Huleebene mit Hazbani und Dan zum Jordan.

Trotz der kurzen Fließstrecke wurde der Fluss stark für Wasserkraft genutzt. Bereits wenige hundert Meter nach den Quellpools steht eine Getreidemühle, die bis in die 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts gewerblich in Betrieb war, und heute als kleines Museum geführt wird. Auch weiter flussabwärts sind mehrere Mühlenruinen zu entdecken, die Wanderwege verlaufen teilweise in den ausgetrockneten Wasserkanälen der Mühlen.

Naturschutzgebiet

Die Quelle und der Oberlauf des Banyas sind heute als israelisches Naturschutzgebiet ausgewiesen. In der trockenen Umgebung fällt - vor allem im Sommer - die üppige grüne Vegetation entlang des Flusses auf. Für Touristen und Ausflügler wurden im Schutzgebiet Picknickplätze und Wanderwege angelegt. Eine der wichtigsten Attraktionen ist ein zehn Meter hoher Wasserfall.

Weblinks

33.24870833333335.6944916666677Koordinaten: 33° 14′ 55″ N, 35° 41′ 40″ O


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