Bayerisches Staatsministerium des Äußern

Bayerisches Staatsministerium des Äußern

Das Bayerische Staatsministerium des Äußern war von 1762 bis 1933 ein Ministerium in Bayern.

Das Amt des Außenministers wurde meistens in Personalunion mit dem Vorsitz im Ministerrat bzw. dem Amt des Ministerpräsidenten geführt. Der Aufgabenbereich umfasste in Königreich und Republik auch Kompetenzen der inneren Verwaltung. Nachfolgebehörde ab 1933 war die Staatskanzlei.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Monarchie

Die Behörde bestand bereits vor der Montgelas’schen Verwaltungsreform von 1799, als Fachministerien eingerichtet wurden, denn es gab seit 1762 ein "Departement der Auswärtigen Staatsgeschäfte".

Montgelaszeit

Als das Ministerium "der auswärtigen Angelegenheiten" 1801 eingerichtet wurde, nahm es auch Bereiche des "inneren Staatsrechts" wahr, denn das Departement der inneren Verwaltung existiert erst ab 1806. Diese Aufgabenbereiche wurden wieder stückweise abgegeben. Zu den Aufgaben nach 1806 gehörte die Betreuung des Haus- und Staatsarchivs, die Vertretung von Kirchen und Stiftungen vor Gericht, das Postwesen, Hausfideikommiss, Privatfürstenrecht und Lehenssachen. Angegliedert war das Reichsheroldsamt, das zuständig für Erteilung des Indigenats, Adelsverleihungen und Führung der Adelsmatrikel war, mit dem Ziel so die hinzugewonnene Bevölkerung für den neuen Staat gewinnen. Bezeichnenderweise war das Außenministerium war auch für Ordensverleihungen zuständig.

Deutscher Bund

Mit der Verfassung von 1817 wurde das Ministerium sachgerecht als "Staatsministerium des Königlichen Hauses und des Äußern" bezeichnet. 1825 wurde das Postwesen an das Finanzministerium abgegeben und kam 1832 wieder zurück. 1847 kam die Post nochmals an das Finanzministerium. 1845 bis 1848 war das Außenministerium mit dem Eisenbahnwesen betraut.

Kaiserreich

1871 wurde das Handelsministerium aufgelöst. Die Verkehrsabteilung kam an das Außenministerium,[1] was ab diesen Zeitpunkt den hauptsächlichen Arbeitsanfall bildete. 1871 bis 1874 unterstand auch das Zollwesen dem Ministerium.[2] 1903 wurden der Verkehr dem neugeschaffenen Verkehrsministerium unterstellt.[3] 1904 wurde aus dem Geschäftsbereich des Innenministerium dem Staatsministerium des Äußern die Angelegenheiten des Handels, der Industrie, des Kunstgewerbes, Handwerks und des Kleingewerbes überwiesenen.[4] Es handelte sich hierbei um die Aufsicht und Förderung dieser Wirtschaftszweige: Gewerbeordnung, Genossenschafts- und Kreditwesen, Aufsicht über die Handels- und Gewerbekammern, Förderung von Industrie- und Gewerbeausstellungen, Gewerbesteuerangelegenheiten, Gewerbe- und Kaufmannsgerichte, Förderfond für Industrie und Gewerbe, Aufsicht über das Münz-, Währungs- und Börsenwesen und schließlich die Aufsicht über das Bergwesen.

Republik

Die mit den 1904 übernommenen Aufgaben betraute Abteilung II des Staatsministeriums des Äußern wurde 1919 vom neugeschaffenen Revolutionsministerium, dem Staatsministerium für Handel, Industrie und Gewerbe seinerseits übernommen.[5] In Folge einer "Staatsvereinfachung" kam es 1928 zur Rückgliederung in das Staatsministerium des Äußern.[6] 1932 erhält das Ministerium seinen letzten Titel, der seine Aufgaben besser zum Ausdruck brachte "Staatsministerium des Äußern, für Wirtschaft und Arbeit".[7]

Diktatur

Am 12. April 1933 wurde das Außenministerium aufgelöst und auf die verschiedenen Ressorts verteilt. Aus den Überresten entstand die Staatskanzlei,[8]

Von 1762 bis 1817 war das "Departement der Auswärtigen Staatsgeschäfte" im Theatiner Kloster untergebracht
Von 1817 bis 1933 war das Staatsministerium des Äußern im Palais Montgelas untergebracht
Südseite Palais Montgelas
Ostseite Palais Montgelas

Minister

Das Ministerium wurde geleitet von:

Amtsantritt Familienname Vorname Lemma (Lexikografie) Amtszeit Bemerkungen
21. Februar 1799 Montgelas Maximilian von Maximilian von Montgelas 21. Februar 1799 - 2. Februar 1817
2. Februar 1817 Rechberg Aloys von Aloys von Rechberg 2. Februar 1817 - 26. Oktober 1825
1. Januar 1826 Thürheim Friedrich Karl von Friedrich Karl von Thürheim 1. Januar 1826 - 29. August 1828
30. August 1828 Armansperg Joseph Ludwig von Joseph Ludwig von Armansperg 30. August 1828 - 31. Dezember 1831
2. Januar 1832 Gise Friedrich August von Friedrich August von Gise 2. Januar 1832 - 1. Juni 1846
1. Juni 1846 Bray-Steinburg Otto von Otto von Bray-Steinburg 1. Juni 1846 - 4. April 1847
17. September 1847 Maurer Georg Ludwig von Georg Ludwig von Maurer 17. September 1847 - 29. November 1847 als Verweser
1. Dezember 1847 Oettingen-Wallerstein Ludwig Ludwig von Oettingen-Wallerstein 1. Dezember 1847 - 11. März 1848 als Verweser
14. März 1848 Waldkirch Klemens von Klemens von Waldkirch 14. März 1848 - 29. April 1848 als Verweser
29. April 1848 Bray-Steinburg Otto von Otto von Bray-Steinburg 29. April 1848 - 18. April 1849
18. April 1849 Pfordten Ludwig von der Ludwig von der Pfordten 18. April 1849 - 1. Mai 1859 Vorsitz im Ministerrat
1. Mai 1859 Schrenck von Notzing Karl von Karl von Schrenck von Notzing 1. Mai 1859 - 4. Oktober 1864 Vorsitz im Ministerrat
4. Oktober 1864 Neumayr Max von Max von Neumayr 4. Oktober 1864 - 4. Dezember 1864 als Verweser
4. Dezember 1864 der Pfordten Ludwig von Ludwig von der Pfordten 4. Dezember 1864 - 29. Dezember 1866 Vorsitz im Ministerrat
31. Dezember 1866 Hohenlohe-Schillingsfürst Chlodwig zu Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst 31. Dezember 1866 - 7. März 1870 Vorsitz im Ministerrat
8. März 1870 Bray-Steinburg Otto von Otto von Bray-Steinburg 8. März 1870 - 25. Juli 1871 Vorsitz im Ministerrat
21. August 1871 Hegnenberg-Dux Friedrich von Friedrich von Hegnenberg-Dux 21. August 1871 - 2. Juni 1872 Vorsitz im Ministerrat
1. Oktober 1872 Pfretzschner Adolph von Adolph von Pfretzschner 1. Oktober 1872 - 4. März 1880 Vorsitz im Ministerrat
4. März 1880 Crailsheim Friedrich Krafft von Friedrich Krafft von Crailsheim 4. März 1880 - 1. März 1903 Seit 1890 Vorsitz im Ministerrat
1. März 1903 Podewils-Dürniz Clemens von Clemens von Podewils-Dürniz 1. März 1903 - 9. Februar 1912 Vorsitz im Ministerrat
9. Februar 1912 Hertling Georg von Georg von Hertling 9. Februar 1912 - 10. November 1917 Vorsitz im Ministerrat
11. November 1917 Dandl Otto von Otto von Dandl 11. November 1917 - 8. November 1918 Vorsitz im Ministerrat
8. November 1918 Eisner Kurt Kurt Eisner 8. November 1918 - 21. Februar 1919 Ministerpräsident, USPD
18. März 1919 Hoffmann Johannes Johannes Hoffmann 18. März 1919 - 13. März 1920 Ministerpräsident
16. März 1920 Kahr Gustav von Gustav von Kahr 16. März 1920 - 11. September 1921 Ministerpräsident, BVP
21. September 1921 Lerchenfeld auf Köfering und Schönberg Hugo von und zu Hugo Graf von und zu Lerchenfeld auf Köfering und Schönberg 21. September 1921 - 2. November 1922 Ministerpräsident, BVP
8. November 1922 Knilling Eugen von Eugen von Knilling 8. November 1922 - 5. Mai 1924 Ministerpräsident, BVP
28. Juni 1924 Held Heinrich Heinrich Held 28. Juni 1924 - 15. März 1933 Ministerpräsident, BVP
16. März 1933 Epp Franz von Franz Ritter von Epp 16. März 1933 - 12. April 1933 Reichsstatthalter und kommissarischer Ministerpräsident, NSDAP


[9] [10]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Verordnung vom 1. Dezember 1871 (RBl. 1833).
  2. Verordnung vom 9. Juni 1874 (GVBl. 333).
  3. Verordnung vom 14. Dezember 1903 (GVBl. 672).
  4. Verordnung vom 10. November 1904 (GVBl. S. 567)
  5. Verordnung vom 3. April 1919 (GVBl. S. 127)
  6. (GVBl. S. 361)
  7. (GVBl. S. 61)
  8. (GVBL 113)
  9. Ministerrat, Rudolf Neck, Adam Wandruszka, Isabella Ackerl Protokolle des Ministerrates der Ersten Republik, 1918-1938 , Band 5,Teil 1, Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei, 1980
  10. Caroline GiglDie Zentralbehörden Kurfürst Karl Theodors in München 1778-1799, C.H. Beck, 1999 - 552 S

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