Bankhaus S. Bleichröder

Bankhaus S. Bleichröder
Bankhaus S. Bleichröder, Unter den Linden 51/53, 1929

Das Bankhaus S. Bleichröder war eine deutsche Privatbank.

Geschichte

1803 gründete Samuel Bleichröder (1779−1855) in der Rosenthaler Straße in Berlin-Mitte eine Wechselhandlung. Ab 1828 übertrug das Bankhaus Rothschild aus Frankfurt seine Berliner Aktivitäten an Samuel Bleichröder. Als Vertreter von Rothschild gelang es Samuel Bleichröder Kontakte zu den Hohenzollern aufzubauen. Die Bankgeschäfte erlebten seitdem einen regen Aufschwung.

Ab 1855 führte sein Sohn Gerson Bleichröder die Geschäfte fort. Aufgrund bester Kontakte zum preußischen Königshaus und zum Reichskanzler Otto von Bismarck wurde das Bankhaus zu einem bedeutenden Finanzier Preußens. Es war führend am Preußen-Konsortium beteiligt und beschaffte über Staatsanleihen Geld für den Preußisch-Österreichischen Krieg, regelte die Abwicklung der französischen Reparationszahlungen im Anschluss an den Deutsch-Französischen Krieg und finanzierte die Verstaatlichung der preußischen Eisenbahnen.

Bis in die 1880er Jahre war das Bankhaus neben dem Bankhaus Hirsch der wichtigste deutsche Investor im Osmanischen Reich. Obwohl Hirsch und Bleichröder seit 1890 sehr rasch von Gruppen wie Siemens und Deutsche Bank aus den großen strategischen Projekten des wilhelminischen Kaiserreichs wie der Bagdadbahn verdrängt wurden [1], war Bleichröder von 1908 bis 1918 eines der wichtigsten Geldgeber der von Friedrich Schrader gegründeten und viele Jahre von ihm de facto geleiteten deutschsprachigen Istanbuler Tageszeitung "Osmanischer Lloyd".

1896 trat Paul von Schwabach in das von seinem Vater Julius Leopold Schwabach mitgeleitete Bankhaus ein. Ab 1912 wurde er Alleinvertreter. Gute Kontakte ins Ausland und zu Wilhelm II. ließen ihn zu einem wichtigen Vertreter der deutschen Hochfinanz werden. Weltwirtschaftskrise und Bankenkrise führten zu größeren Verlusten.[2] 1931 wurde das Bankhaus Gebrüder Arnhold aus Dresden Teilhaber an S. Bleichröder.

Der Boykott jüdischer Unternehmer und die Rassegesetze bewirkten nach 1933 massive Kunden- und Einlagenverluste. Ein Teil des Geschäfts wurde ab 1937 als Arnhold and S. Bleichroeder, Inc. in New York fortgeführt.[3] 1937 wurden die Berliner Häuser „arisiert“. Sie wurden am 18. Februar 1938 an die Dresdner Bank und Hardy & Co. übertragen. Im März 1939 wurden die Bankhäuser S. Bleichröder und Gebrüder Arnhold liquidiert.[4]

Weblinks

 Commons: Bankhaus S. Bleichröder – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hannah Arendt, 1986, Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft - Antisemitismus, Imperialismus, Totale Herrschaft. 10. Auflage. Piper, München 2005, ISBN 3-492-21032-5, S. 311
  2. Allgemeine deutsche Biographie & Neue deutsche Biographie (Digitale Register), S.776/777. (Online)
  3. History of Arnhold and S. Bleichroeder Advisers, LLC (englisch)
  4. Klaus-Dietmar Henke, Johannes Bähr, Dieter Ziegler, Harald Wixforth, Die Dresdner Bank im Dritten Reich, Volume 2, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2006, ISBN 3-486-57781-6. S. 149/154/160.

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