Schmalspurbahn Cranzahl–Kurort Oberwiesenthal

Schmalspurbahn Cranzahl–Kurort Oberwiesenthal
Cranzahl–Kurort Oberwiesenthal
Strecke der Schmalspurbahn Cranzahl–Kurort Oberwiesenthal
Ausschnitt aus Streckenkarte Sachsen (1902)
Kursbuchstrecke (DB): 518
Streckennummer: 6964; sä. CW
Streckenlänge: 17,349 km
Spurweite: 750 mm (Schmalspur)
Maximale Neigung: 33 
Minimaler Radius: 100 m
Höchstgeschwindigkeit: 30 km/h
Legende
Kopfbahnhof – Streckenanfang
0,00 Cranzahl 654 m
Strecke – geradeaus
(Anschluss von
Strecke – geradeaus
Bahnstrecke Vejprty–Annaberg-Buchholz unt Bf)
Haltepunkt, Haltestelle
2,74 Unterneudorf 685 m
Brücke (klein)
3,82 EÜ Wirtschaftsweg (14 m)
Bahnhof, Station
4,53 Neudorf (Erzgeb) 697 m
Brücke über Wasserlauf (groß)
4,76 Sehmabrücke (11 m)
Haltepunkt, Haltestelle
5,97 Vierenstraße 730 m
Bahnhof, Station
8,02 Kretscham-Rothensehma 792 m
   
831 m
Bahnhof, Station
10,50 Niederschlag 813 m
Bahnhof, Station
13,62 Hammerunterwiesenthal 796 m
Bahnhof, Station
15,72 Unterwiesenthal 847 m
Brücke (groß)
17,06 Viadukt Hüttenbachtal
Kopfbahnhof – Streckenende
17,35 Kurort Oberwiesenthal 892 m

Die Schmalspurbahn Cranzahl–Kurort Oberwiesenthal ist eine sächsische Schmalspurbahn in der Spurweite von 750 mm im oberen Erzgebirge. Sie beginnt im Bahnhof Cranzahl der Bahnstrecke Vejprty–Annaberg-Buchholz unt Bf und führt über Neudorf (Erzgebirge) nach Oberwiesenthal. Überregional ist die Strecke heute unter der 1996 vergebenen Marketingbezeichnung Fichtelbergbahn bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Haltepunkt Vierenstraße bei Neudorf

Dem Bau der Schmalspurbahn von Cranzahl nach Oberwiesenthal waren Planungen vorausgegangen, die eine Erschließung des Fichtelberggebietes mit der einstigen Bergstadt Oberwiesenthal sowie einen Anschluss an die 1872 eröffnete Strecke von Chemnitz nach Komotau vorsahen. Nach einer Hohen Verordnung des Königlichen Finanzministeriums in Dresden vom 22. August 1884 waren die Voraussetzungen für den Bau bereits gegeben. Es dauerte jedoch noch bis zum 6. April 1896, bis man mit den Bauarbeiten beginnen konnte. Am 20. Juli 1897 wurde die Fichtelbergbahn schließlich eröffnet. Bis zum Ende des ersten Betriebsjahres wurden bereits 67.756 Personen und 57 Hunde befördert.

99 785 an den Lokbehandlungsanlagen im Bf. Cranzahl
Zugkreuzung in Hammerunterwiesenthal, 99 773 und 99 789

In den folgenden Jahren stiegen die Passagierzahlen zusehends, wobei vor allem der aufstrebende Tourismus einen erheblichen Anteil daran hatte. Auch der Güterverkehr wuchs rasant. Bis 1906 mussten die Güter noch in Cranzahl umgeladen werden, danach wurde der Rollwagenverkehr eingeführt. Noch bis nach 1990 war das Kalk- und Schotterwerk in Hammerunterwiesenthal der wichtigste Güterkunde, welches täglich etwa 30 Wagen im Versand abfertigte.

Nach 1990 verlor die Bahn ihre Bedeutung als wichtiger Zubringer in die am höchsten gelegene Stadt Deutschlands. 1992 wurde der verbliebene Güterverkehr eingestellt; seitdem werden Güterwagen nur mehr für betriebliche Zwecke befördert. Nach 1994 orientierte sich der nunmehrige Eigentümer Deutsche Bahn AG auf eine baldige Stilllegung oder Privatisierung.

Zum einhundertjährigen Bestehen der Bahn fand 1997 eine Festwoche statt, wie sie bis dahin noch auf keiner Schmalspurbahn in Deutschland stattgefunden hatte. Zusätzlich zu den Regelzügen verkehrten eine Vielzahl von Sonderzügen, die den Fahrplan teilweise zu einem Stundentakt verdichteten. Erst jetzt setzte ein Umdenken bei den Verantwortlichen ein, und die Übernahme der Bahn durch den Landkreis Annaberg wurde vorbereitet.

Am 1. Juni 1998 übernahm die neu gegründete BVO Bahn GmbH, seit 2007 Sächsische Dampfeisenbahngesellschaft (SDG), die Strecke von der Deutschen Bahn AG. Im Rahmen der Übernahme bekam die Bahn den neuen werbewirksamen Namen Fichtelbergbahn, welcher schon nach kurzer Zeit an der Seitenwand sämtlicher übernommener Reisezugwagen angebracht wurde. Dem neuen Betreiber gelang es innerhalb kürzester Zeit, die Bahn überregional bekannt zu machen und ein neues touristisch orientiertes Betriebskonzept umzusetzen. Auch wurden erheblich finanzielle Mittel für Fahrzeugerhaltung und Baumaßnahmen ausgegeben, u.a. entstand in Oberwiesenthal ein neues Heizhaus[1].

Vor allem in der Zeit des Wintersportverkehrs besitzt die Bahn seit einigen Jahren wieder ihre alte Bedeutung. Vor allem für Urlaubsgäste in Neudorf und Umgebung gewährleistet die Bahn eine stressfreie Anreise in das Wintersportgebiet am Fichtelberg.

Streckenverlauf

Viadukt Hüttenbachtal in Oberwiesenthal (2010)

Ihren Ausgangspunkt hat die Schmalspurbahn im Bahnhof Cranzahl in 653 m ü. NN an der normalspurigen Bahnstrecke Vejprty–Annaberg-Buchholz unt Bf. Die Personenzüge der Schmalspurbahn beginnen an einem gemeinsamen Bahnsteig mit der Normalspurbahn. Die einstigen Güteranlagen mit der Umsetzanlage befinden sich auf der gegenüberliegenden nördlichen Seite des Bahnhofes. Die Schmalspurzüge verlassen den Bahnhof in einer Linkskurve und folgen dann dem rechten Hang des Sehmatales durch das langgestreckte Dorf Neudorf. Erster Haltepunkt ist die Station Unterneudorf, dann folgen Neudorf und Vierenstraße. Der Haltepunkt Vierenstraße ist insbesondere Ausgangspunkt für Wanderungen ins Fichtelberggebiet. Ab Vierenstraße beginnt die langanhaltende Maximalsteigung von 1:27. Von nun an führt die Bahn durch den dichten Wald des Fichtelberggebietes. Der nun folgende Bahnhof Kretscham-Rothensehma erhielt seinen Namen nach dem einzelnen Gasthof und der durch Eisenerze rot gefärbten Sehma. Die Strecke steigt auch danach noch weiter an, überquert die Wasserscheide zum Pöhlbach und erreicht Niederschlag. Es folgt ein Gefälle hinab ins Pöhlbachtal. Die Bahn quert die Bundesstraße 95 und führt dann entlang der Staatsgrenze zu Tschechien am Pöhlbach wieder bergwärts.

vereinfachtes Höhenprofil der Strecke

Hinter der folgenden Station Hammerunterwiesenthal verengt sich das Tal so sehr, dass nur noch Platz für die Bahnstrecke und die Bundesstraße ist, rechter Hand steile Wiesenhänge, zur Linken ein bewaldeter Höhenzug, der bereits zu Tschechien gehört. Hinter dem Halt Unterwiesenthal windet sich die Bahn wieder aus dem Pöhlbachtal heraus, und es werden rechts der Fichtelberg und links der 1.244 m hohe Keilberg sichtbar. Nach der erneuten Querung der B 95 führt die Strecke über einen großen, 110 m langen und 23 m hohen, stählernen Gerüstpfeiler-Viadukt und erreicht den Endbahnhof Oberwiesenthal. Am Empfangsgebäude ist die Höhenangabe angebracht: 893,962 m ü. NN.

Zugkreuzung in Kretscham-Rothensehma

Zugbetrieb

Heute betreibt die SDG nur noch dampfbetriebene Personenzüge. Es werden in den Zügen Buffet- und Gepäckwagen mitgeführt. Täglich verkehren sechs Zugpaare auf der Strecke. Am Wochenende findet morgens eine Zugkreuzung in Neudorf statt, ansonsten kreuzen die Züge fünfmal täglich in Hammerunterwiesenthal. Für den touristisch orientierten Betrieb hat die Betreibergesellschaft von der DB die Dampflokomotiven 099 772, 773, 785, 786 und 794 übernommen.

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Fichtelbergbahn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Andreas Petrak: Schmalspurbahn Cranzahl - Oberwiesenthal. Nebenbahndokumentation, Band 24, Verlag Kenning, Nordhorn 1996, ISBN 3-927587-56-7
  • Andreas W. Petrak: Fichtelbergbahn – Auf schmaler Spur von Cranzahl nach Kurort Oberwiesenthal. Bildverlag Böttger, Witzschdorf 2006, ISBN 3-9808250-0-0

Filme

  • SWR: Eisenbahn-Romantik – Winter im Erzgebirge (Folge 121)
  • SWR: Eisenbahn-Romantik – 100 Jahre Erzgebirgsbahn (Folge 267)

Einzelnachweise

  1. André Marks (Hrsg.): Sächsische Schmalspurbahnen - Impressionen zum 125. Geburtstag in Eisenbahn-Bildarchiv, EK-Verlag, Freiburg 2006, ISBN 3-88255-367-7, S. 56

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