Atomic Energy Research Establishment

Atomic Energy Research Establishment

Das Atomic Energy Research Establishment (A.E.R.E. oder umgangssprachlich Harwell) in Harwell bei Didcot war von den 1940er bis in die 1990er Jahre das Hauptzentrum für Atomenergieforschung und -entwicklung in Großbritannien.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Im Jahr 1945 bekam John Cockcroft den Auftrag, ein Forschungslabor für die Nutzung der Kernspaltung für militärische Zwecke und zur Energiegewinnung einzurichten. Die Kriterien für die Auswahl waren eine abgelege Lage mit einer guten Wasserversorgung aber in Reichweite und mit einer guten Verkehrsanbindung zu einer Universität mit einem Nuklearphysik-Labor. Dadurch war die Wahl mehr oder weniger auf die Umgebung von Oxford oder Cambridge limitiert. Ein RAF-Flugplatz wurde ausgewählt, da die bestehenden Flugzeughangars als ideal angesehen wurden, um einen großen Kernreaktor zu errichten. Obwohl die Universität Cambridge damals im Cavendish-Laboratorium die bessere Kernphysik-Ausrüstung hatte, wollte die RAF wegen der neuen Bedrohung durch den sich abzeichnenden Kalten Krieg nicht auf einen ihrer strategisch günstiger gelegenen Flugplätze verzichten. Daher wurde Harwell gewählt, und die RAF stellte den dortigen Flugplatz zur Verfügung.

Am 1. Januar 1946 wurde das Atomic Energy Research Establishment unter dem Ministry of Supply gegründet. Die Wissenschaftler übernahmen sowohl die Unterkünfte als auch Arbeitsgebäude nach dem Abzug der RAF.

Die Reaktoren

Das Interesse an der Kernenergie war in den Anfangstagen des A.E.R.E. so groß, dass der erste Reaktor, GLEEP (Graphite Low Energy Experimental Pile), schon am 15. August 1947 hochgefahren werden konnte. GLEEP war ein Niedrigenergiereaktor (3 Kilowatt) mit graphitmoderierten luftgekühlten Brennstäben. Er war der erste Reaktor in Westeuropa und war bemerkenswert langlebig, so dass er bis 1990 betrieben werden konnte.

Ein Nachfolger für GLEEP, genannt BEPO (British Experimental Pile 0) wurde basierend auf den Erfahrungen mit GLEEP gebaut und im Jahr 1948 in Betrieb genommen. BEPO wurde im Jahr 1968 abgestellt.

LIDO war ein Schwimmbadreaktor für angereichertes Uran, der von 1956 bis 1972 betrieben wurde und vor allem zur Abschirmung und Kernphysikexperimente verwendet wurde. Er wurde im Jahr 1995 vollständig zerlegt, und das Gelände wieder in der grünen Wiese umgestaltet.

Ein Paar der größeren 26 MW Reaktoren, DIDO und Pluto, die angereichertes Uran in schwerem Wasser als Moderatoren verwendeten, wurden 1956 und 1957 erstmals hochgefahren. Diese kleinen Reaktoren wurden in erster Linie für die Prüfung des Verhaltens verschiedener Werkstoffe unter intensiver Bestrahlung mit Neutronen verwendet, um zu entscheiden, welche Werkstoffe im Reaktor-Komponentenbau verwendet werden können. Materialproben konnten für ein paar Monate bestrahlt werden, um die Strahlendosis zu simulieren, die sie über die gesamte Lebensdauer eines Leistungsreaktors erhalten. Der Reaktor wurde auch für die kommerzielle Produktion von Isotopen des BEPO-Reaktors verwendet. DIDO und Pluto wurden beide im Jahr 1990 außer Betrieb genommen und alle Brennstoffe, Moderatoren und Nebengebäude entfernt. Der GLEEP-Reaktor und der Hangar, in dem er sich befand, wurden 2005 stillgelegt. Es ist geplant, die Reaktoren BEPO, DIDO und PLUTO bis zum Jahr 2020 still zu legen.

Das ZETA Kernfusionsexperiment

Eines der wichtigsten Experimente war der ZETA-Kernfusionsreaktorstudie. Er war ein früher Versuch, einen groß angelegte Kernfusionsreaktor zu bauen, Das Projekt wurde im Jahr 1954 begonnen, und die ersten Erfolge waren im Jahr 1957 erreicht. Im Jahr 1958 wurde das Projekt stillgelegt, als man glaubte, dass keine weiteren Fortschritte mit dem ZETA-Prinzip gemacht werden konnten.

Organisitaorische Änderungen

Das A.E.R.E. hatte anfangs mehrere Fachbereiche: Chemie (ursprünglich von Egon Bretscher geleitet, später von Robert Spence), General Physics (HWB Skinner), Kernphysik (ursprünglich von Otto Frisch, später von Egon Bretscher geleitet), Reactor-Physik (John Dunworth), Theoretische Physik (Klaus Fuchs, später Brian Flowers), Isotope (Henry Seligmann) und Engineering (Harold Zunge, später Robert Jackson). Im Anschluss an John Cockcroft waren Basil Schonland, Arthur Vick und Walter Marshall Direktoren.

Im Jahr 1954 wurde das A.E.R.E. in die neu gegründete United Kingdom Atomic Energy Authority (UKAEA) überführt. Harwell und andere Laboratorien übernahmen die Verantwortung für die Erforschung und Entwicklung der Atomenergie. Sie waren dem Department of Trade and Industry (DTI) unerstellt.

In den 1980er Jahren führte die Abschwächung des britischen Atomenergie-Programms zu einer stark reduzierten Nachfrage nach der Art der von UKAEA geleisteten Arbeit. Der Druck auf die Staatsausgaben reduzierte die zur Verfügung stehenden Mittel. Man war nicht gewilllt A.E.R.E. mis seiner hohen Qualität der wissenschaftlichen Forschung einfach aufzulösen, deshalb wurde die UKAEA verpflichtet, ihre Forschungsanstrengungen auf die Lösung wissenschaftlicher Probleme für die Industrie zu lenken, indem sie bezahlte Beratung oder Dienstleistungen anbot.

Die UKAEA wurde beauftragt, finanziell unabhängig zu werden, als sei sie ein privates Unternehmen, obwohl sie weiterhin vollständig in staatlichem Besitz blieb. Nach mehreren Jahren des Übergangs wurde die UKAEA in den frühen 1990er Jahren aufgeteilt. Die UKAEA behielt das Eigentum am Grund und Boden, der Infrastruktur und aller Atomanlagen sowie der Unternehmen, die sich direkt mit der Kernenergie befasten. Der Rest wurde als AEA Technology privatisiert und an der Londoner Börse gehandelt. Das Harwell Labor enthielt daraufhin Elemente von beiden Organisationen, obwohl das Land und die Infrastruktur durch UKAEA gehörte.

Der Name Atomic Energy Research Establishment wurde zur gleichen Zeit fallengelassen, und das Gelände wurde in Harwell International Business Centre umbenannt. Es gibt dort das Rutherford Appleton Laboratory, das den Science and Technology Facilities Council einschließlich der Neutronenquelle ISIS und der Diamond Light Source beherbergt. Im Jahr 2006 wurde der Name Harwell Science and Innovation Campus eingeführt. Im Februar 2009 wurden ein Teil des Campus, die verbleibenden nuklearen Anlagen, an Research Sites Restoration Limited (RSRL) übergeben, die die verbliebenen Anlagen im Namen der Nuclear Decommissioning Authority still legen wird. Das Management des weiteren Campus wurde der Goodman Group, einer internationalen Immobilien-Gruppe, übertragen.

Weblinks

51.583043-1.305141

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Atomic Energy Research Establishment — The Atomic Energy Research Establishment (known as AERE or colloquially Harwell ) near Harwell, Oxfordshire was the main centre for atomic energy research and development in the United Kingdom from the 1940s to the 1990s.FoundingIn 1945 John… …   Wikipedia

  • United Kingdom Atomic Energy Authority — The United Kingdom Atomic Energy Authority (UKAEA) was established in 1954 as a statutory corporation [http://www.parliament.the stationery office.co.uk/pa/cm200607/cmselect/cmpubacc/409/40905.htm] to oversee and pioneer the development of… …   Wikipedia

  • Australian Atomic Energy Commission — The Australian Atomic Energy Commission (AAEC) was a statutory body of the Australian government.It was established in 1952, replacing the Atomic Energy Policy Committee. In 1981 parts of the Commission were split off to become part of CSIRO, the …   Wikipedia

  • Atomic Energy of Canada Limited — Infobox Company company name = Atomic Energy of Canada Limited company company type = Crown Corporation foundation = 1952|f location = Mississauga, Ontario key people = Hugh MacDiarmid, President and CEO industry = Nuclear products = Nuclear… …   Wikipedia

  • Atomic Weapons Establishment — Location map|Berkshire label = lat = 51.362778 long = 1.139444 caption = Map showing the location of the Atomic Weapons Establishment at grid reference gbmapscaled|SU600630|25|SU600630 float = right background= white width = 175: For the World… …   Wikipedia

  • Japan Atomic Energy Agency — Coordinates: 36°26′33.7″N 140°35′45.1″E / 36.442694°N 140.595861°E / 36.442694; 140.595861 …   Wikipedia

  • Israel Atomic Energy Commission —    In 13 June 1952, Prime Minister David Ben Gurion declared the establishment of the Israel Atomic Energy Commission (IAEC). The IAEC advises the government in areas of nuclear policy and in setting priorities in nuclear research and development …   Historical Dictionary of Israel

  • European Atomic Energy Community — (abbr EURATOM) an organization started in 1957 with the aim of developing the use of nuclear energy within the European Community and ensuring that member countries have a supply of nuclear fuels. Euratom has no control over nuclear materials… …   Universalium

  • International Atomic Energy Agency —       autonomous intergovernmental organization dedicated to increasing the contribution of atomic energy to the world s peace and well being and ensuring that agency assistance is not used for military purposes. The IAEA and its director general …   Universalium

  • European Atomic Energy Community (Euratom) — International organization established in 1958 to form a common market for developing peaceful uses of atomic energy. It originally had six members; it now includes all members of the European Union. Among its aims were to facilitate the… …   Universalium

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”