Athena mit der Kreuzbandaegis

Athena mit der Kreuzbandaegis

Als Athena mit der Kreuzbandaegis wird eine antike Statue der griechischen Göttin Athene bezeichnet, die um das Jahr 150 v. Chr. datiert wird und heute zur Antikensammlung Berlin gehört.

Die Statue im Rahmen der Ausstellung Die Rückkehr der Götter – Berlins verborgener Olymp

Die Athena mit der Kreuzbandaegis wurde 1880 bei den Ausgrabungen Carl Humanns im Bereich der westlich an die Nordstoa angrenzenden Räume des Athenaheiligtums in Pergamon nahe der Frau aus Pergamon gefunden. Hier vermutet man die Kunstsammlung (museion) der pergamenischen Herrscher. Als man die heute 1,87 Meter hohe Statue fand, hatten sich noch Farbreste der Bemalung erhalten. So hatte sich hellblaue Farbe an der Ägis erhalten, weitere Teile der Ägis vermittelten einen blauen Schimmer. Die Schlangen zeigten rote Spuren, auch am Saum fanden sich noch Farbspuren. Diese sind heute kaum noch wahrnehmbar, nur noch das aufgemalte Wellenband an den Sohlen ist erhalten. Die Statue ist in weiten Teilen ohne größere Fehlstellen erhalten, einzig der rechte Arm fehlt und einige der Gewandfalten sind beschlagen. Der linke Arm ist aus mehreren Fragmenten zusammengesetzt. Der Kopf wurde erst mehrere Monate später gefunden und ist weitaus stärker korrodiert als die übrige Statue. Er war als Einsatzkopf gearbeitet. Er ist heute als Beutekunst in Russland verschollen und durch einen Gipsabguss ersetzt worden.

Athena trägt einen gegürteten dorischen Peplos, der ihre Arme frei lässt und in einem doppelten Überschlag bis auf die Hüfte herab fällt. Insbesondere an der offenen rechten Seite entstehen dadurch elegant fließende Falten. Die Aegis hat eine ungewöhnliche gekreuzte Form und gibt der Statue damit ihren Namen. Sie wird aus zwei schmalen Streifen gebildet, die unter den Armen durchgeführt werden und sich sowohl vor der Brust, wo die Brüste eingeschlossen werden, wie auch am Rücken kreuzen. Wahrscheinlich sollen die Streifen Fell imitieren. An der Unterseite der Streifen bildet die Aegis kleine Bögen, aus denen kleine Schlangen, jeweils ein Kopf und ein Schlangenende, wachsen. Diese heben sich von der übrigen Statue etwas ab, winden sich, verknoten sich oder verschlingen sich. Das Haar verläuft in sanften Wellen, es ist aus dem Gesicht nach hinten gestrichen. Am Hinterkopf ist es zu einem Knoten zusammengefasst. Auf der Brust findet sich am Punkt, wo sich die Streifen der Aegis kreuzen, ein Unheil abwehrendes Gorgoneion, das den Eindruck einer Brosche vermittelt. Beim fehlenden rechten Arm kann man im Ansatz erkennen, dass dieser angewinkelt gewesen sein muss. Da auch der Kopf leicht nach rechts und nach unten geneigt ist, wurde vermutet dass die Göttin eine Nike in der Hand hielt, andere Forscher vermuten eine Lanze oder etwas anderes. In der linken Hand lag möglicherweise eine Lanze, vielleicht auch ein Helm, was von manchen Archäologen vehement bestritten wird.

Die Statue orientiert sich an hochklassischen Vorbildern aus der Zeit um 430/20 v. Chr. Doch anders als bei diesen Vorbildern fehlt dem in die Zeit um das Jahr 150 v. Chr. datierten hellenistischen Werk die Harmonie. Die Haltung des Kopfes und des rechten Armes in Verbindung mit dem Stand auf dem weit zurück gesetzten rechten Bein (Standbein) vermittelt einen ruckartigen Eindruck. Das linke Spielbein ist angewinkelt und recht weit nach vorn gestreckt. Auch in der Kleidung erkennt man diese gespannte Unruhe. Damit verbindet sich in dieser Arbeit das klassische Vorbild mit den Neuerungen des Hellenismus. Einzelheiten in der Gewandführung setzen eine Kenntnis des Großen Frieses des Pergamonaltars voraus. Somit ist eine Verbindung zur Statue der Athena, die Myron auf Samos geschaffen hat und die manche Archäologen in dieser Statue sehen wollten, auch kaum möglich. Andere Archäologen vermuten, dass es sich bei der Athena mit der Kreuzbandaegis um eine Auftragsarbeit des pergamenischen Königshofes handelt, in der man in Klassizistischer Weise die klassische Kunst, repräsentiert durch den Kopf, und hellenistischer Formen, repräsentiert durch das Gewandt, verbinden wollte.

Literatur


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