Wolga-Ural-Tataren

Wolga-Ural-Tataren

Wolga-Ural-Tataren ist ein Sammelname, mit denen tatarische Volksgruppen der Wolga- und der Uralregionen bezeichnet werden. In Europa ist vor allem der Name Wolga-Tataren weit verbreitet.

Im engeren Sinn fallen unter diese Bezeichnung vor allem die tatarisch-stämmigen Bewohner der russischen autonomen Republiken Baschkortostan und Tatarstan. Vor allem die letzteren werden unter dem Begriff „Wolga-Tataren“ summiert, sodass diese Bezeichnung vielfach mit der Bezeichnung Kasan-Tataren bzw. mit dem Begriff Qazanlıq identifiziert wird.

Die Wolga-Ural-Tataren sehen sich heute selbst als direkte Erben sowohl der einstigen Goldenen Horde als auch der Wolgabulgaren.

Inhaltsverzeichnis

Gliederung

Heute rechnet man folgende tatarische Bevölkerungsgruppen zu den Wolga-Ural-Tataren:

  1. Kasan-Tataren (Qazan Tatarları)
  2. Qasim-Tataren (Qasıym Tatarları)
  3. Mischär-Tataren (Mişärlär)
  4. Glasover-Tataren (Tiptärlär)
  5. Nagaibaken (Nağaybäklär)

Der Sonderfall Astrachan-Tataren

Die Astrachan-Tataren (AstraxanTatarları) gehören nur noch aus historischer Sicht den Wolga-Ural-Tataren an. Diese gelten heute allgemein als eigenständige tatarische Gruppe der Wolga-Ural-Region, die mehr Gemeinsamkeiten mit den Nogaiern als mit den übrigen Tataren aufweist. Doch verschiedentlich werden die Astrachan-Tataren noch zu den Wolga-Ural-Tataren gerechnet und als deren 6. Untergruppe aufgeführt.

Die Astrachan-Tataren waren zusammen mit den Wolga- und den Krimtataren die Erben der Goldenen Horde, da ihr Khanat eines der vier Nachfolgereiche des ehemaligen mongolischen Teilreiches bildete.

Tatarische Minderheiten außerhalb Russlands

Tatarische Volksgruppen, die sich unmittelbar von den Wolga-Ural-Tataren ableiten lassen, leben auch in den ost- und nordeuropäischen Ländern Polen, Ukraine, Weißrussland, Finnland und Schweden. Aber auch in Kasachstan, Usbekistan und unter den Tataren Chinas lassen sich Nachfahren der Wolga-Ural-Tataren nachweisen.

Literatur

  • Erhard Stölting: Eine Weltmacht zerbricht - Nationalitäten und Religionen der UdSSR, Seiten 143-155. Eichborn Verlag Frankfurt/Main 1990
  • Harald Haarmann: Kleines Lexikon der Völker: von Aborigines bis Zapoteken, Seiten 318ff (Tataren)
  • Dr. Detlev Wahl: Lexikon der Völker Europas und des Kaukasus. Rostock 1999
  • J.W. Bromlej: народы мира – историко-этнографический справочник (Völker der Welt – historisch-ethnographisches Wörter-/Handbuch), Seiten 433f. Moskau 1988

Siehe auch


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