Arsenal (Filminstitut)

Arsenal (Filminstitut)
Logo des Arsenal – Institut für Film und Videokunst e. V.

Das Arsenal – Institut für Film und Videokunst e. V. ist ein aus den Freunden der Deutschen Kinemathek e. V. hervorgegangener Verein zur Förderung des Films und der Videokunst in Berlin.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Der am 30. März 1963 gegründete Verein Freunde der Deutschen Kinemathek e. V. gab sich am 1. November 2008 den neuen Namen Arsenal – Institut für Film und Videokunst e. V. Dieser Name rührt her vom vereinseigenen Kino Arsenal, das die Freunde der Deutschen Kinemathek 1970 eröffnet hatten. Das Kino erhielt seinen Namen vom Stummfilm Arsenal aus dem Jahr 1929.

Die Umbenennung war verbunden mit einer veränderten Programmstruktur und einem neuem Erscheinungsbild des Vereins. Unter dem neuen Namen werden alle Tätigkeitsbereiche hervorgehoben.

Die Arbeit des neuen Arsenal umfasst folgende Schwerpunkte:

  • arsenal kino: Tägliches Kinoprogramm in den zwei Sälen des Kinos Arsenal
  • arsenal transfer: Symposien, Podiumsdiskussionen, Workshops rund um Film und Videokunst
  • arsenal kollektion: Filmsammlung des Vereins mit ca. 9.000 Werken
  • arsenal distribution: Verleihprogramm von rund 2.000 Titeln
  • Berlinale Forum: Internationales Forum des Jungen Films, das der Verein seit 1971 im Rahmen der Internationalen Filmfestspiele Berlin ausrichtet
  • arsenal service: Beratung und Recherchemöglichkeiten für Kuratoren, Wissenschaftler und Filminteressierte
  • arsenal edition: Bücher und DVDs zu den Programmen des Vereins

Geschichte

Am 30. März 1963 wurden auf Initiative des Filmhistorikers Gero Gandert die Freunde der Deutschen Kinemathek e. V. gegründet. Der Verein wollte die Filmbestände der unmittelbar zuvor ins Leben gerufenen Deutschen Kinemathek der Öffentlichkeit zugänglich machen und darüber hinaus auch mit den Filmen anderer Archive sowie mit zeitgenössischen Filmen eine kontinuierliche filmkulturelle Arbeit durchführen.

Filmhaus in der Potsdamer Straße 2, seit 2000 Sitz des späteren Arsenal – Institut für Film und Videokunst e. V.

Die Gründungsmitglieder waren Gero Gandert und Ulrich Gregor, der gleichzeitig einer der Vorsitzenden des Vereins wurde, zusammen mit Reinold E. Thiel, einem Journalisten und Filmkritiker, sowie die Regisseure Helmut Käutner und Hansjürgen Pohland, die Kritiker Friedrich Luft und Karena Niehoffund der Buchantiquar Carl Wegener. Der Verein zeigte in der Akademie der Künste am 25. Mai 1963 erstmals Filme – u. a. „Das Wachsfigurenkabinett“ aus dem jahr 1924 sowie Kurzfilme der Münchner Schule. Anfänglich mit monatlichen Programmen, vergrößerten sie ihr Angebot auf 14-tägliche Programme, Filmwochen und Filmserien. Am 4. November 1966 begannen sie zusätzlich in Nachtprogrammen im Kino „Bellevue“ am Hansaplatz um 23 Uhr künstlerisch anspruchsvolle und filmhistorisch interessante Filmprogramme zu zeigen. Alle Veranstaltungsorte entwickelten sich zu filmkulturellen und -politischen Treffpunkten.

Mit dem Jahreswechsel 1968/1969 begann eine unruhige Zeit. Die Veranstaltungen wurden gestört, weil der Verein sich nicht zu einem „politischen Kampfverband der Arbeiterklasse“ hatte verändern wollen. Die Gemeinschaftsveranstaltung von Akademie der Künste und Freunden der Deutschen Kinemathek e. V. wurde nahezu gesprengt. Der Rhythmus des Filmveranstaltungen wurde reduziert. Auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 28. April 1969 wurde die Mitgliederstruktur verändert, nachdem von außen die Forderung nach einer „Demokratisierung“ der Vereinsstruktur gestellt wurde. Die Filmvorführungen fanden nur noch unregelmäßig statt, auch an bisher vom Verein nicht genutzten Orten wie den „Lichtspielen Bundesplatz“, der „Landesbildstelle“, dem Theater „Zentrifuge“ in der Sybelstraße und dem „Zodiac Kreuzberg“ im Haus der Schaubühne.

Spätestens seit 1965 unterhalten die „Freunde“ auch einen angeschlossenen Filmverleih. In der Frühzeit des Filmverleihs überließen Filmregisseure oder Produzenten die Kopien ihrer Filme den „Freunden“ mit der sicheren Gewissheit, die vereinbarten Verleihanteile auch tatsächlich gezahlt zu bekommen, dafür bürgten die guten Namen des Vorstandes und des Geschäftsführers, der bei einigen Verträgen sogar privatrechtlich haftete. Durch geschickten Umgang mit den kargen Mitteln des „Forums“, dem Verzicht auf Gehaltsanteile und der klugen Absprache mit der „Berliner Festspiele GmbH.“ gelang es aus Forumsmitteln Filmkopien vieler dort gezeigter Filme zu erwerben und der kulturellen Filmarbeit in der Bundesrepublik und sogar dem Ausland zur Verfügung zu stellen. Viele Jahre war dieser Etatteil bei den Beobachtern der IFB umstritten und beneidet.

Im Sommer 1969 kam es vom 29. Juni bis zum 6. Juli zu umfangreichen Sonderveranstaltungen in der Akademie der Künste anlässlich der Internationalen Filmfestspiele Berlin, dazu erschien auch eine Programmzeitung, insgesamt ein ungewöhnliches Ereignis. Gleichzeitig wurde die Übernahme eines altehrwürdigen Kinos in eigener Regie diskutiert. Nach anfangs unklarer Finanzierungslage konnten nach dem Einsatz von Manfred Salzgeber 1969 die „Bayreuther Lichtspiele“ mit geliehenem Geld erworben werden. Am 3. Januar 1970 wurde das eigene Kino, nun mit dem Namen „Arsenal“, in der Welserstraße 25 in Berlin-Schöneberg eröffnet. Kennzeichnend war ein überbordendes Filmprogramm mit täglich drei bis fünf verschiedenen Filmprogrammen.

Weiterhin gibt der Verein kontinuierlich Filmliteratur heraus, meistens als Begleitlektüre zu aktuellen Filmreihen konzipierte Materialsammlungen und Aufsatzbände.[1] Die Schriftreihe „Kinemathek“ umfasst derzeit 99 Titel, die Schriftreihe „Materialien zur Filmgeschichte“ wurde leider nach 15 Ausgaben eingestellt.

Im Juni 2000 verließ der Verein die ursprünglichen Räumlichkeiten und zog in eine modernere Umgebung ins Filmhaus im Sony Center am Potsdamer Platz, in dem sich auch das Filmmuseum Berlin und die Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin befinden. Im März 2002 kürzte der Berliner Senat die Förderungsmittel für die „Freunde“ und das Kino Arsenal, nahm diese Kürzungen jedoch im Juni 2002 zurück. Der Verein blieb jedoch weiterhin unterfinanziert und musste im Filmhaus am Potsdamer Platz hohe Summen für Miete und Betriebskosten zahlen. Schließlich wurden die „Freunde“ 2004 in die Förderung des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien übernommen.

Den Vorstand des Vereins bilden gegenwärtig Milena Gregor, Birgit Kohler und Stefanie Schulte-Strathaus.

Berlinale Forum

Weitreichende Folgen hatte das Sonderprogramm anlässlich der Internationalen Filmfestspiele Berlin im Jahr 1970. Als wegen der Proteste um Michael Verhoevens Anti-Vietnamkrieg-Film o.k. die Jury zurücktrat und die Filmfestspiele mit einem Skandal zusammenbrachen, veranstalteten die Freunde zur Alternative für die frustrierten Journalisten des In- und Auslandes eine Gegenveranstaltung.

Mit den Erfahrungen des Vorjahres richtet der Verein 1971 das Internationale Forum des Jungen Films (kurz Forum) aus. Die ehemalige Gegenveranstaltung wurde nun neben dem traditionellen Wettbewerb als unabhängiges, selbstverwaltetes und gleichberechtigtes Festival in die Berlinale integriert. Die diesem sehr erfolgreichen ersten Forum folgende öffentliche und zu großen Teilen auch interne Diskussion in den zuständigen Kulturkreisen und politischen Gremien führte dazu, dass das Forum ab 1972 seine Arbeit fortsetzen konnte. Jährlich mussten Anträge auf die Wiedergewährung der Mittel gestellt werden, gelegentlich kam die Zustimmung erst während des Festivals zustande.

Seit 2005 versteht sich das Forum als Sektion der Berlinale, die jedoch unabhängig vom Filmfestival organisiert wird. Legendär sind die „Forumsblätter“, die jeden Film des Programms begleiteten.

Auszeichnungen

Die Freunde der Deutschen Kinemathek e. V. erhielten mehrere Preise:

Einzelnachweise

  1. Vgl. hierzu Die Geschichte des Arsenals

Weblinks


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