Archibald Douglas (Ballade)

Archibald Douglas (Ballade)
Archibald Douglas in Argo 1857

Archibald Douglas ist eine Ballade von Theodor Fontane aus dem Jahr 1854. Sie schildert die unauslöschliche, zu jedem Opfer bereite Liebe des verbannten Titelhelden zu seiner schottischen Heimat, die schließlich auch seinen König versöhnt.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Archibald Douglas, 6th Earl of Angus (1489?-1557)
Margaret Tudor und Archibald Douglas

Die Ballade beginnt mit folgenden Versen:

Ich hab' es getragen sieben Jahr,
und ich kann es nicht tragen mehr,
wo immer die Welt am schönsten war,
da war sie öd' und leer.

Der gealterte Graf Douglas kann seine Verbannung aus Schottland nicht länger ertragen. Trotz der ihm als Rebell drohenden Todesstrafe wagt er sich im Pilgerkleid zurück und trifft seinen König Jakob auf der Jagd. Der erschlägt ihn zwar nicht, will ihn aber auch nicht anhören: Er ist ein Douglas doch. Doch der Greis erinnert ihn an seine Jugend, als ich dich fischen und jagen gelehrt. Der König treibt sein Pferd bergan. Graf Douglas hält Schritt und fleht, ihn lieber zu töten als ihm die Rückkehr zu verweigern. Endlich hält der König inne, springt ab und nimmt den Grafen wieder als Seneschall in seinen Dienst: Der ist in tiefster Seele treu, wer die Heimat liebt wie du.

Kommentar

Um seine Douglas-Ballade der altschottischen Balladentradition anzupassen, übernahm Theodor Fontane die so genannte Chevy-Chase-Strophe der altenglischen und altschottischen Balladendichter. 1848 war ihm, wie er in seiner Autobiographie Von Zwanzig bis Dreißig[1] berichtet, unter anderem Walter Scotts Minstrelsy of the Scottish Border in die Hände gekommen. Dort[2] lernte er die Geschichte des Archibald Douglas of Kilspindie kennen, der bei seinem König jedoch keine Gnade findet, sondern in die Verbannung nach Frankreich zurückkehren muss, wo er an gebrochenem Herzen stirbt. Über die Entstehung seiner Ballade schrieb Fontane im Januar 1893 an den Freund Richard Maria Werner:[3]

„Jakob V. hatte viel Streit mit dem Adel, besonders mit der Douglas-Familie. Archibald Douglas wurde schließlich auf Lebenszeit verbannt. Nach 7 Jahren kam er wieder und stellte sich bittend dem König entgegen. Der König wies ihn aber ab, und so mußte er das Land abermals verlassen. Ein englischer König, wenn ich nicht irre Heinrich VIII., mißbilligte dies und sprach den Reimspruch: 'A King’s face / Shall give grace.' … Diese kleine Douglas-Geschichte machte einen großen Eindruck auf mich, und da ich ganz der Ansicht von Heinrich dem Achten war, so modelte ich den Stoff in dem entsprechenden Sinne … Die Ansprache des Douglas und die Antwort des Königs darauf, schrieb ich noch an demselben Abend, und zwar auf dem kalten, weißgetünchten Vorflur des K.[öniglichen] Schauspielhauses. Ich holte meine Frau ab und seh mich noch stehn, wie ich ein kleines Blatt nach dem andern an den Wandpfeiler legte, um mit dem Bleistift, der keine rechte Spitze mehr hatte, besser schreiben oder doch das Nötigste festhalten zu können. Es ist jetzt gerade 40 Jahre her.“

Am 3. Dezember 1854 trug Fontane die Ballade unter dem Titel “Der Verbannte" beim Stiftungsfest des Tunnels über der Spree in „ Arnims Hotel" (Unter den Linden 44) in Anwesenheit von Theodor Storm unter großem Jubel zum ersten Mal vor.[4]
Der erste Druck erfolgte, wie sich erst 1986 herausstellte, in Deutsche Jugendzeitung, redigiert, verlegt und herausgegeben von Christian Julin-Fabricius, Jahrgang 4, Nr. 2, 1. Quartal 1856, Seite 31 f., unter dem Pseudonym "Bornemann (Berlin)".[5]
Unter Fontanes Namen erschien die Ballade zuerst in Argo, Album für Kunst und Dichtung, Breslau 1857, Seite 14 f. (Herausgeber: Friedrich Eggers u.a.). Noch im selben Jahr legte Carl Loewe eine Vertonung für Singstimme und Klavier Op. 128 vor.

Literatur

  • Edgar Neis: Interpretationen von 66 Balladen, Moritaten und Chansons. Analysen und Kommentare. Bange, Hollfeld 1978. ISBN 3-8044-0590-8
  1. Der Tunnel über der Spree, 2. Kapitel
  2. INTRODUCTION (from Sir Walter Scott's poems: Minstrelsy of the Scottish border - Volume 1) – Footnote 14
  3. Werke Band 6, Hrsg. Helmuth Nürnberger, Hanser München, 3. Aufl. 1995. Seite 973 f.
  4. Karl Ernst Laage. Unterwegs mit Theodor Storm: ein literarischer Reiseführer. Verlag Boyens, 2002. Seite 87
  5. Roland Berbig. Theodor Fontane im literarischen Leben. de Gruyter 2000. Seite 167 ff.

Weblinks


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